Bald eine Kirche ohne Pfarrer

Föhren · Die katholischen Gläubigen in Föhren, Bekond und Naurath/Eifel stehen vor einschneidenden Änderungen: Pastor Andreas Noster verlässt Föhren ohne Nachfolger - und in drei Kirchen und einem Pfarrhaus gehen die Lichter aus.

 Abschied im September: Pfarrer An dreas Noster vor St. Bartholomäus.TV-Foto: Friedhelm Knopp

Abschied im September: Pfarrer An dreas Noster vor St. Bartholomäus.TV-Foto: Friedhelm Knopp

Föhren. Darüber gesprochen wurde im Ort schon länger - doch nach Erscheinen des jüngsten Pfarrbriefs ist es amtlich: Pfarrer Andreas Noster verlässt Föhren. Früher hätten die Pfarrangehörigen den Wegzug eines beliebten Pastors bedauert und dann mit Spannung auf den Nachfolger gewartet. Doch in der Pfarrei St. Bartholomäus Föhren mit ihren Filialkirchen St. Elisabeth in Naurath und St. Clemens in Bekond wird es keinen Nachfolger mehr geben.
Die Pfarrerstelle in Föhren werde nach dem neuen Personalschlüssel nicht mehr besetzt, hat das Bistum in Trier dazu erklärt (siehe auch Extra). Damit wird die Pfarreiengemeinschaft Schweich, zu der Föhren gehört, um einen gewichtigen "Außenposten" ärmer. Die Folge: noch mehr Arbeitsaufwand für Pfarrer Ralph Hildesheim und seinen verbleibenden Kooperator Pfarrer Andreas Bronder in Fell. Andreas Noster verlässt Föhren auf eigenen Wunsch - und findet es gleichzeitig bedauerlich, dass es keinen Nachfolger mehr geben wird. "Wo ich hinkomme, werde ich darauf angesprochen. Da ist viel Enttäuschung dabei - viele verstehen meine Entscheidung nicht", sagt der 52-Jährige im Gespräch mit dem TV.
Zehn Jahre in Föhren seien eigentlich sein Ziel gewesen, als er die Pfarrei Ende 2001 von Vorgänger Willi Meidt übernommen habe, erklärt Noster. Und er fügt hinzu: "Anfangs lief hier alles noch normal, doch dann begann 2003/2004 das Bistum mit der Strukturreform." Pfarreien wie Föhren und Bekond seien zusammengefasst worden, dies unter dem Dach der großen Pfarreiengemeinschaft Schweich. Dazu die "von oben durchgepeitschte" Bildung des ungeliebten und praxisfernen Dekanats Schweich-Welschbillig - obwohl alle den Zusammenschluss mit Hermeskeil gewollt hätten. So habe er schließlich vor der Frage gestanden, wie es weitergehe. Bleiben oder gehen? Bleiben und eines Tages an eine andere Stelle versetzt werden, ohne darauf Einfluss nehmen zu können? Noster: "Bevor es dazu zu spät gewesen wäre, wollte ich mich selbst verändern und etwas ganz anderes machen. Daher habe ich 2011 die Initiative ergriffen und beim Bistum angefragt."
Noster hat seine neue Aufgabe erhalten - er wird Krankenhausseelsorger an der Völklinger SHG-Klinik und an der Püttlinger Knappschaftsklinik. "Das werde ich sicher auch nicht bis zur Pensionierung machen", sagt der aus Neunkirchen-Nahe stammende Geistliche, der noch nie Veränderungen und neue Wege gescheut hatte.
Sein Werdegang beginnt 1976 als Lehrling in einer Schreinerwerkstatt. Später macht der Schreinergeselle Abitur auf dem zweiten Bildungsweg. Nach dem Theologiestudium wird Noster 1995 in Trier zum Priester geweiht. "Mit 17 Kollegen gehörte ich bei dieser Weihe zum vorletzten starken Jahrgang. 1996 waren es nochmals 18 - danach kam fast nichts mehr", sagt Noster.Extra

Warum wird die Föhrener Pfarrerstelle nicht mehr besetzt? Dazu auf Anfrage Bistumssprecherin Judith Rupp: Nach der Strukturveränderung 2011 gehöre die Pfarrei Föhren zur Pfarreiengemeinschaft (PG) Schweich. Der Personalrahmen sehe für diese einen Pfarrer, einen Kooperator und zwei Gemeindereferentinnen vor. Der Pfarrer der PG Schweich und damit der Pfarrei Föhren sei Pfarrer Hildesheim. Er werde zurzeit von zwei Kooperatoren - zu denen gehöre Pfarrer Noster - und zwei Gemeindereferentinnen unterstützt. Mit dem Weggang von Pfarrer Noster zum 1. September 2013 entspreche die personelle Besetzung dem vorgegebenen Personalrahmen. Weitere Entscheidungen in Hinblick auf Immobilien, Pfarrbüro und liturgische Fragen würden von den Gremien in den betroffenen Pfarreien noch getroffen. Noch-Amtsinhaber Andreas Noster hält dieses Vorgehen für falsch. In den Städten sei die Zusammenlegung von Pfarreien sicher sinnvoll, auf dem Land aber habe jedes Dorf seine speziellen Strukturen und Eigenheiten. Und der Pastor gehöre dort zum Dorfleben dazu. Dass sich die Kirche immer mehr aus der Fläche, dem ländlichen Raum, zurückziehe, sei ein Fehler. Ein Fehler, der wiederum mit der steigenden Personalknappheit begründet werde. Dieses Problem gehe die Kirche aber grundsätzlich falsch an - der Zugang zum Priesteramt müsste geöffnet werden, Fragen wie Aufhebung des Zölibats und Frauenpriestertum dürften nicht immer wieder in die ferne Zukunft geschoben werden. f.k.

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