Bald fallen die alten Waisenhausmauern

Föhren · Die Gemeinde Föhren will systematisch an die Neugestaltung des Ortskerns herangehen - inklusive des Teilabrisses des alten Klosters und der Vermarktung von Restgebäuden und Flächen. Der Gemeinderat hat nun den entsprechenden Grundlagenbeschluss gefasst.

 Die Idylle trügt: Kein Dornröschenschloss, sondern das Kloster Föhren, das seit vielen Jahren die Ortsentwicklung blockiert. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Die Idylle trügt: Kein Dornröschenschloss, sondern das Kloster Föhren, das seit vielen Jahren die Ortsentwicklung blockiert. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Föhren. Noch liegt das alte Koster Föhren im Dornröschenschlaf, die Gebäudeteile verfallen, und die Natur holt sich das einst gepflegte Umfeld des ehemaligen Waisenhauses der Franziskanerinnen zurück (siehe Extra). Inzwischen ist die Ortsgemeinde Föhren Eigentümerin des Anwesens und besitzt somit dort die Handlungshoheit. Planmäßig und Schritt für Schritt soll auf dieser Grundlage der jahrelange Stillstand beendet werden und ein lebendiges Areal in der Dorfmitte entstehen.
In seiner jüngsten Sitzung, an der auch Bürgermeisterin Christiane Horsch von der Verbandgemeinde teilnahm, hat der Rat die Grundlage für ein gezieltes Vorgehen beschlossen. Ein Kernproblem bei den Vermarktungsversuchen des Klosteranwesens war bisher, dass die Interessenten vor einer gewaltigen Ruine standen, die von einer undefinierbaren Wildnis mit Hanglage umgeben war. Ein schlüssiges Konzept, was dort machbar sein könnte, fehlte. Auf Vorschlag des Bauaussschusses beschloss der Rat nun einstimmig die Aufstellung eines Grundlagenkonzeptes, das zunächst Ordnung in den Wirrwar bringen soll. Untersucht und geprüft werden die Verwertbarkeit der Flächen, die Gestaltung des Vorplatzes am Bürgerhaus und der alten Schule, Möglichkeiten der Verkehrserschließung und -anbindung, Fragen der Ver- und Entsorgung und die Anordnung von Stellflächen und Grünanlagen. Das Konzept soll keine Einbahnstraße darstellen, sondern Alternativen anbieten - etwa die Wahl zwischen privater Nutzung bestimmter Flächen oder einer öffentliche Nutzung durch die Ortsgemeinde. Gegebenenfalls könnte das Programm auch die Grundlage für einen Ideenwettbewerb werden. Teile des Konzept sind eine Datenbank mit allen wichtigen Informationen zum Areal und die topografische Vermessung des Geländes. Bei der Vermarktung des Areals will Föhren mit der Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WFG) des Kreises kooperieren. Ortsbürgermeister Jürgen Reinehr berichtete von Sondierungsgesprächen, an denen Vertreter der Ratsfraktionen, der Ortsvorstand und der Geschäftsführer des Industrieparks (IRT), Rainer Müller, als Vertreter der WFG teilgenommen hatten.
Wertvolle Hilfe des Kreises


Reinehr: "Der Kreis will über die WFG erstmals ein Projekt ideell, finanziell und personell unterstützen - und dies in der Person von Rainer Müller, der als Föhrener mit den Verhältnissen vertraut ist." Auch schlug Reinehr die Bildung eines Arbeitskreises vor, der die Kooperation begleiten soll. Eine Nachricht, die von den Fraktionen mit großer Zustimmung vernommen wurde. Lutz Heidrich (CDU) nannte den Einstieg von Rainer Müller "eine Professionalisierung", denn wer außer Müller habe mehr Erfahrung im Umgang mit potenziellen Investoren. Martin Müller (SPD) und Josef Steffes (FWG) empfahlen, die Kompetenzen weitgehend an den Arbeitskreis und Rainer Müller zu übertragen, statt sich mit Detaildiskussionen im Gemeinderat zu verzetteln.
Meinung

Baudenkmal vor Lebensqualität?
Gut 100 Jahre lang hatten die Franziskanerinnen das Leben in Föhren mitgeprägt, ihr Haus galt als Wahrzeichen. Und noch vor einigen Jahren war der Abriss des "alten Klosters" besonders für ältere Föhrener undenkbar. Doch mit dem fortschreitendem Verfall des Gemäuers setzte sich die Einsicht durch, dass dieser Klotz am Bein die weitere Dorfentwicklung blockierte. So fiel 2011 der befreiende Abrissbeschluss, der aber sogleich von der Denkmalpflege blockiert wurde. Dann, nach langem Gezerre, der Kompromiss: Nur noch das Kerngebäude muss erhalten bleiben, und endlich können Nägel mit Köpfen gemacht werden. Alte Kulturgüter zu schützen, ist seine lobenswerte Aufgabe der Denkmalpflege - wenn sie dabei nicht über das Ziel hinaus schießt und den Schutz fragwürdiger Gemäuer vor die Lebensqualität der Anwohner stellt. Das Kloster Föhren ist da kein Einzelfall. f.knopp@volksfreund.deExtra

Während sich für das Föhrener Kloster eine Lösung abzeichnet, sorgen andere Ruinen weiter für Ratlosigkeit.Die ehemalige Waldgaststätte Kaiserhammerweiher bei Trier-Quint war Mitte des 19. Jahrhunderts eröffnet worden und galt bis in die 50er Jahre des 20. Jahrhunderts als beliebtes Ausflugslokal. Doch der wachsende Verkehr auf der Straße vor dem Anwesen und ein Badeverbot im nahen Weiher brachten das Aus. Ein Wiederbelebungsversuch in den 90er Jahren scheiterte. Inzwischen ist der Bau, der 1997 seinen Status als Kulturdenkmal verlor, nur noch eine Ruine. Auch die sogenannte Klostermühle bei Lorscheid ist zum Schandfleck in der Landschaft geworden. Der ehemalige Hotel- und Gastronomiekomplex im Fellerbachtal auf der Gemarkung Farschweiler hatte schon zahlreiche Besitzerwechsel erlebt. Heute ist er Eigentum von Trierer Investoren, die dort eine Freizeitanlage planen. Das Projekt scheitert bisher an planungsrechtlichen Problemen: Der Altbau genießt an dem Außenstandort noch Bestandschutz. Einer Freizeitanlage stände er allerdings im Wege und müsste abgerissen werden. Für neue Bauten an gleicher Stelle gäbe es aber keine Baugenehmigung. Es sei denn, die Gemeinde Farschweiler würde für das Gelände einen Bebauungsplan aufstellen - wozu ihr wiederum das Geld fehlt. f.k.Extra

Geschichte des Klosters Föhren: Der Orden der Nonnenwerther Franziskanerinnen hatte Ende des 19. Jahrhunderts mit dem Bau des Klosters begonnen und es als Waisenhaus betrieben. In den 80er Jahren verkaufte der Orden das Anwesen an eine saarländische Projektgesellschaft. Nach deren Insolvenz im Jahr 2001 fielen das Kloster und das gesamte Klosterareal an eine saarländische Gläubigerbank. Die Bank übertrug die Verwaltung der Insolvenzmasse an eine Trierer Anwaltskanzlei. Der Klostergarten konnte als Neubaugebiet vermarktet werden. Auch die Umnutzung einiger Nebengebäude - etwa als Gemeindehaus - gelang. Doch der denkmalgeschützte Bau wurde zum Problem: Weil sich für das Anwesen kein Investor finden ließ, stockte auch die Neugestaltung des Ortskerns. Inzwischen hat die Ortsgemeinde das Anwesen von der saarländischen Bank erworben und von der Denkmalpflege die Erlaubnis für einen Teilabriss erhalten. Stehen bleiben muss der älteste Gebäudeteil, der quer zur Hauptstraße steht. f.k.

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