Bundestagswahl: Katarina Barley tritt für die SPD im Wahlkreis Trier/Trier-Saarburg an

Schweich/Trier · Großer Rückhalt für Katarina Barley (48): Die Sozialdemokraten der Stadt Trier und des Kreises Trier-Saarburg streben das Direktmandat im Wahlkreis mit der Juristin an. Es gab 77 Jastimmen, ein Nein und eine Enthaltung.

 Vorne von links: Martin Schulz, Präsident EU-Parlament, Generalsekretärin und Direktkandidatin für die Bundestagswahl, Katarina Barley, SPD-Kreisviorsitzender Dirk Bootz (er applaudiert)

Vorne von links: Martin Schulz, Präsident EU-Parlament, Generalsekretärin und Direktkandidatin für die Bundestagswahl, Katarina Barley, SPD-Kreisviorsitzender Dirk Bootz (er applaudiert)

Foto: Albert Follmann

Er habe keine Sekunde gezögert und auf Anfrage von Katarina Barley sofort seine Teilnahme an der Wahlkreiskonferenz in Schweich zugesagt. Martin Schulz, Präsident des Europäischen Parlaments und Hoffnungsträger seiner Partei für ein Spitzenamt in Berlin, lobt seine Parteikollegin in den höchsten Tönen: "Sie ist eine ausgezeichnete Abgeordnete und eine erstklassige Generalsekretärin der SPD." Zudem, so verrät der Rheinländer am Sonntag den etwa 80 Delegierten im Bürgersaal Schweich, seien beide Anhänger des 1. FC Köln. Gemeinsam besuche man hin und wieder Heimspiele des Bundesligisten.

Ähnlich wie der Geißbock-Club, der einen guten Saisonstart hingelegt hat, ist auch Martin Schulz derzeit in aller Munde, wird als Nachfolger von Außenminister Frank-Walter Steinmeier und möglicher Kanzlerkandidat gehandelt.

In Schweich macht der Noch-EU-Präsident den Genossen Mut: "Wir haben eine reale Perspektive, Regierungspartei in Deutschland zu werden." Viele Menschen hätten das Gefühl, dass es im Land nicht mehr gerecht zugehe und dass sie vom Staat und von der Gesellschaft nicht respektiert werden. "Dieses Gefühl müssen wir aufgreifen und in reale Politik umsetzen", so Schulz. Er fordert einen "Wahlkampf bis zur letzten Sekunde". Trotz der Umfrageergebnisse, die derzeit die Union klar vorne sehen, sei eine Mehrheit möglich. 40 Prozent der Wahler, wesentlich mehr als früher, würden sich erst in den letzten Tagen vor der Wahl für eine Partei entscheiden.

Gerade in Zeiten des Re-Nationalismus und rechtsextremer Rhetorik, so Schulz, brauche man ein sozialeres Europa, und dazu müsse die Sozialdemokratie in Deutschland einen Hauptbeitrag leisten.

Es brauche Menschen, die Demokratie erklären und vermitteln. So umschreibt Katarina Barley ihr Verständnis vom Amt der Generalsekretärin, dass sie nun seit etwa einem Jahr ausübt. "Reflexartiges Wadenbeißen" sei nicht so ihr Ding. Barley zieht eine erfolgreiche Bilanz der Großen Koalition - aus SPD-Sicht: "Wir haben zwar bei der letzten Bundestagswahl nur gut 25 Prozent bekommen, aber 80 bis 90 Prozent unserer Vorstellungen im Koalitionsvertrag diktiert." Mindestlohn, Rentenbeginn mit 63 bei 45 Beitragsjahren, Elterngeld plus, Pflegereform, Besserungen beim Unterhaltsvorschuss, mehr Geld für Schulsanierungen vom Bund - laut Barley alles ein Hauptverdienst der Sozialdemokraten.

Als Botschafterin der Region habe sie in Berlin viel erreicht. Barley zählt auf: 1,5 Millionen Euro Zuschuss für das Karl-Marx-Jahr 2018, barrierefreier Ausbau der Bahnhöfe Schweich und Trier-Pfalzel, Lärmschutz für Igel entlang der Bahngleise. "Ich mache den Job wahnsinnig gerne, und ich glaube, ich mache ihn auch erfolgreich", sagt die Juristin selbstbewusst. Ihre Partei stehe für Werte, kulturelle Teilhabe und eine Stärkung der Infrastruktur.

Im Wahlkreis Trier ist CDU-Kandidat Andreas Steier aus Pellingen Barleys härtestes Widersacher im Kampf ums Direktmandat. Neben Barley wird die Region auf der SPD-Landesliste noch mit Monika Berger (47) aus Trier vertreten sein. Die Delegierten wählen die Diplom-Psychologin, die sozialpolitische Sprecherin der SPD-Stadtratsfraktion ist, einstimmig. Meinung

Bundestagswahl: Katarina Barley tritt für die SPD im Wahlkreis Trier/Trier-Saarburg an
Foto: Albert Follmann

Die Besonnene

Von Albert Follmann

Katarina Barley hat es innerhalb kurzer Zeit geschafft, sich im politischen Berlin einen Namen zu machen. Und das mit Überzeugungskraft und Ausstrahlung, wie Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) es kürzlich formulierte.
Barley agiert in Zeiten, in denen Lautsprecher und Sprücheklopfer Hochkonjunktur haben, wohltuend besonnen. Dass sie dieser Charaktereigenschaft treu bleibt, ist als Generalsekretärin einer Partei, die so manchen Weckruf nötig hätte, um aus dem Umfragetief herauszukommen, bemerkenswert. Ob Barleys Höhenflug auch im Wahlkreis Trier anhält? Dafür spricht ihre bundesweite Medienpräsenz und die Tatsache, dass Kaster-Nachfolger Andreas Steier von der CDU noch relativ unbekannt ist. a.follmann@volksfreund.de

Zur Person: Katarina Barley (48) ist in Köln geboren. Sie lebt in Schweich und hat zwei Söhne im Alter von 13 und 20 Jahren. Die promovierte Juristin zog im Jahr 2013 über die SPD-Landesliste in den Bundestag ein.
Im Dezember 2015 wählte die SPD sie zu ihrer Generalsekretärin. In dieser Funktion gehört Barley dem Präsidium und dem Vorstand der Partei an. Kürzlich wurde die 48-Jährige als "Aufsteigerin des Jahres" mit dem Politikaward ausgezeichnet. alf

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