Ein Schutz für jedes Haus

Langsur · Ein Hochwasserschutz wie in Oberbillig oder Trier-Pfalzel lohnt sich nach Berechnungen des Mainzer Umweltministeriums nicht. Stattdessen soll in Einzelgesprächen geklärt werden, wie den rund 40 betroffenen Hausbesitzern geholfen werden kann.

Langsur. Es gibt sicher angenehmere Termine als den, den Ralf Schernikau in Langsur absolviert hat. Rund 50 Bürgern hat der Ingenieur bei einer Einwohnerversammlung verkündet, dass es im Ort keinen Hochwasserschutzdamm geben wird. Die Kosten für solch ein Bauwerk stehen in keinem Verhältnis zum Nutzen.
Nun könnten sich Schernikau und seine Kollegen nach dieser Erklärung von der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord (SGD) eigentlich an diesem Abend im Bürgerhaus umgehend in den Feierabend verabschieden. Hätte nicht im Jahr 2000 die damalige Umweltministerin Margit Conrad den Langsurern einen solchen Damm versprochen. Besitzer von 42 Häusern in der Gemeinde haben dann ein Problem, wenn die Sauer über die Ufer tritt (der TV berichtete). "Das geht dann oft sehr schnell", erläutert Karl-Heinz Ginsbach von der SGD. Anders als bei der Mosel bleibe das Hochwasser auch nicht lange.
Rund vier Millionen Euro würde es kosten, Langsurer Gebäude vor einem Hochwasser zu schützen, wie es alle 50 Jahre einmal vorkommt. Das wären rund 1,5 Meter mehr als beim Hochwasser 2003. Ein Großteil des Geldes würde im Untergrund verbaut. Denn bei den rund 1,2 Millionen Euro teuren Voruntersuchungen wurde festgestellt, dass erst in acht bis zehn Metern Tiefe Felsen anstehen. Darüber befindet sich eine Mischung aus Kies und Findlingen. Ein wirksamer Hochwasserschutz müsste bis hinab zu den Felsen reichen, da sich sonst das Wasser unter dem Damm seinen Weg suchen würde.
Viele Bürgern aus Langsur sind mit dieser Auskunft nicht besonders glücklich. Sie fürchten, dass bei nächster Gelegenheit wieder ein trübes Schlamm-Wasser-Gemisch in ihren Häusern steht. Das weiß auch der Mann aus dem Ministerium, der jedoch immer nur betonen kann, dass sich ein Damm nicht lohnt.
Dass die Stimmung nicht eskaliert, hat wohl damit zu tun, dass Schernikau auch eine Zusage im Gepäck hat. Er verspricht, dass Mitarbeiter eines Fachbüros bis zum Frühjahr 2014 mit jedem Hausbesitzer klären, wie sie ihr Gebäude hochwassersicherer machen können. Solch eine Leistung werde normalerweise nicht vom Land gezahlt, sagt Ralf Schernikau. Doch habe die Ministerin Hilfe zugesagt. Deshalb soll Langsur ein Pilotprojekt sein.
Von seinem am Ende dann doch nicht so unangenehmen Termin in Langsur nehmen er und seine Kollegen dann noch ein ganzes Bündel von Vorschlägen der Bürger mit, wie etwas gegen Hochwasser getan werden kann. Ganz oben auf der Liste steht der Wunsch, an mehreren Stellen angeschwemmtes Material aus dem Flussbett wieder zu entfernen.

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