Prozess Trauma nach Angriff am Ortsrand

Trier/Newel. · Einem 25-Jährigen aus dem Kreis Trier-Saarburg werden vor dem Trierer Amtsgericht versuchte Vergewaltigung und Körperverletzung vorgeworfen. Der Angeklagte schweigt.

 Bei einem Wirtschaftsweg in der Nähe des alten Sportplatzes in Newel soll sich die Tat abgespielt haben. Foto: Friedhelm Knopp

Bei einem Wirtschaftsweg in der Nähe des alten Sportplatzes in Newel soll sich die Tat abgespielt haben. Foto: Friedhelm Knopp

Foto: Friedhelm Knopp

Wurde eine 17-jährige Schülerin fast Opfer eines Sexualverbrechens? Mit dieser Frage befasst sich das Jugendschutzgericht des Amtsgerichts Trier. Die Tat soll sich am 19. Januar gegen 16.20 Uhr am alten Sportplatz in Newel abgespielt haben.

Der 25-jährige Angeklagte sitzt zwischen seinen Verteidigern Martha Schwiering und Olaf Langhanki und schweigt. Und er wird während des langen Verhandlungstages kein Wort sprechen. „Mein Mandant weist alle Vorwürfe zurück“, erklärt stattdessen Anwalt Langhanki. Dann schildert Staatsanwalt Stephane Parent in seiner Anklageschrift folgenden Sachverhalt, wie er sich aus den Ermittlungen ergeben soll: Der deutsche Haustechnikhandwerker war an diesem Tag mit seinem Luxemburger Firmenkleinlaster der Region im Raum Westeifel unterwegs. Dabei versuchte er auch, eine Prostituierte zu treffen, die öfter auf dem Parallelweg der B 51 zwischen Newel und Trierweiler-Neuhaus steht.

Er traf sie aber nicht an. Danach fuhr er über die Neweler Wirtschaftswegbrücke auf die Gegenseite. Als im Bereich des alten Sportplatzes eine junge Joggerin an seinem Wagen vorbeilief, soll  der Angeklagte sie zu Fuß verfolgt haben und  dann von hinten über die ahnungslose Läuferin hergefallen sein. Sie hörte Musik über Kopfhörer und hatte ihn nicht bemerkt.

Er hielt ihr laut Anklageschrift dann Mund und Nase zu und versuchte, sie zu seinem Wagen zu zerren. Die Joggerin wehrte sich jedoch heftig, schlug mit ihrem Handy nach dem Angreifer, der sie schließlich losließ. Da sie heftig aus der Nase blutete, entschuldigte er sich und gab ihr ein Papiertaschentuch. Staatsanwalt Parent: „Mit dem Hinweis, er habe im Wagen noch mehr Taschentücher, wollte er sie wohl zum Auto locken.“ In dem Moment kam zufällig eine Zeugin mit ihrem Auto vorbei, hielt an und fragte, ob sie helfen könne. Er habe sie erst wegschicken wollen – „nichts passiert, sie ist nur hingefallen“ – aber die verletzte Joggerin nahm die Hilfe an und stieg ins sichere Auto.

Die 17-jährige Hauptzeugin wird begleitet von ihrer Nebenklagevertreterin Ruth Streit-Sifano. Ihre Tatschilderung weicht im Wesentlichen nicht vom bereits Gehörten ab. „Mir ist nur der Transporter aufgefallen, der dort mit offener Tür stand. Bin dran vorbeigelaufen und habe mir nichts dabei gedacht“, sagt sie. Als ihr dann jemand von hinten ins Gesicht griff, habe sie erst an einen dummen Scherz von Freunden aus dem Dorf gedacht.

Die Zeugin: „Doch dann sah ich ihn und wusste plötzlich, dass da was passiert. Hoffentlich komme ich da noch mal raus, dachte ich nur. Ich habe mich dann einfach schwer gemacht und auf den Boden gesetzt. Zum Glück kam da die Frau mit dem Auto.“ Er sei dann zu seinem Wagen gelaufen und schnell davongefahren. „Ich habe versucht, ihm mit dem Auto zu folgen, um die Nummer festzustellen“, wird die Autofahrerin später erklären. Immerhin reichte die festgestellte Kombination auf dem schwarz-gelben Schild, um den Wagen später zu identifizieren. Allerdings gerieten so zunächst auch drei Kollegen des Angeklagten in Verdacht. Aber die Firma half tatkräftig mit, denn die Standorte ihrer Servicewagen lassen sich per GPS ermitteln. Und der des Angeklagten hatte an dem Tag für kurze Zeit an der Stelle bei Newel gestanden.

Schließlich fragt die Vorsitzende Richterin Marion Patzak die 17-Jährige nach den Folgen. Die Zeugin differenziert: Bald vergessen waren Nasenbluten, ein paar blaue Flecken und Hautabschürfungen. Aber die seelischen Folgen: Dreimal war sie beim Psychologen, in der Schule hatte sie ab dem Tag einen Leistungsabfall, die Versetzung scheint gefährdet. „Sie war nach dem Vorfall traumatisiert. Aber die Schule und die Lehrer zeigen größtes Verständnis und Hilfsbereitschaft“, sagt der Vater als Zeuge.

Zehn Zeugen werden am ersten Tag gehört – aber laut Anklage waren nur die 17-Jährige und der Angreifer dabei, als es passierte. Doch der Angeklagte schweigt.

Die Verhandlung wird am 15. Juni um 8.30 Uhr fortgesetzt.

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