Eltern bangen um Zukunft ihrer Kinder

Longuich/Schweich/Konz · Mehrere Jahre hat die Lebenshilfe Trier-Saarburg ein Grundstück für den Bau einer Tagesförderstätte gesucht. In Schweich schien dieses gefunden. Nun könnte dort jedoch ein Kindergarten anstelle der Förderstätte entstehen. Als Ersatz stünde eine Fläche im Stadtteil Issel zur Verfügung. Einige Eltern sind mit der Lösung unzufrieden.

Longuich/Schweich/Konz. "Wir haben lange genug gewartet", sagt Alfons Jostock. Der 67-Jährige hat eine behinderte Tochter, die eine Tagesförderstätte in Longuich besucht. Träger der Einrichtung ist die Lebenshilfe der Kreisvereinigung Trier-Saarburg. Worauf Jostock nicht länger warten will, ist ein Ersatz für diese Förderstätte. Die 1994 in Betrieb genommenen Räume seien massiv überbelegt, sagt Jostock. Auch andere Eltern wie etwa Marlies Ostermann beklagen, dass es für die schwerstmehrfach behinderten Menschen dort keine Rückzugsmöglichkeiten gebe. Sie selbst hat einen 35-jährigen Sohn in der Förderstätte.
Das Gebäude in Longuich ist für zwölf Behinderte ausgelegt. Momentan werden dort 14 betreut. Mit Angestellten und Therapeuten kämen täglich noch bis zu acht Personen hinzu, sagt Ostermann.
Dass die Einrichtung überbelegt ist, bestreitet Alfred Gerardy nicht - auch wenn der Geschäftsführer der Lebenshilfe Trier-Saarburg die Überbelegung nicht als massiv erachtet. Seit Jahren werde laut Gerardy intensiv nach einem Ersatz für die Förderstätte gesucht. Mit dem Kauf eines Grundstücks in der Bahnhofstraße in Schweich schien dieser gefunden. Dort sollten sowohl ein Wohnheim als auch eine Tagesförderstätte mit 24 Plätzen entstehen. Der Bau sollte 2012 beginnen.
Ersatzgrundstück zugesichert



Auf der jüngsten Mitgliederversammlung der Lebenshilfe wurde jedoch von Gerardy und vom Vorsitzenden Walfried Heinz die Möglichkeit ins Spiel gebracht, einen Kindergarten anstelle der Tagesförderstätte auf dem Gelände in der Bahnhofstraße zu errichten. Auf Nachfragen, was mit der geplanten Förderstätte geschehe, habe man keine Antwort erhalten, sagt Ostermann. Die Betroffenen würden seit Monaten im Unklaren gelassen.
Alfred Gerardy begründet die zurückhaltende Informationspolitik der Lebenshilfe damit, dass vor Mitte November nichts in trockenen Tüchern sei. "Wenn wir jetzt etwas sagen, würde das eventuell zu neuen Irritationen führen."
Eine kleine Gruppe von Eltern, zu der auch Jostock und Ostermann gehören, empfindet das Ganze als faulen Handel mit der Stadt Schweich, die ihrer Ansicht nach kein eigenes Grundstück für einen Kindergarten habe. Der Vorsitzende der Lebenshilfe führt auf TV-Anfrage hingegen Vorschläge aus der Landeshauptstadt ins Feld. "Das Sozialministerium in Mainz sähe gerne einen inklusiven Kindergarten - also eine Einrichtung, die auch behinderte Kinder besuchen können - auf unserem Gelände", sagt Heinz. Die Lebenshilfe wolle jedoch beides: einen Kindergarten und eine Tagesförderstätte. Heinz weiter: "Selbst wenn der Kindergarten in der Bahnhofstraße in Schweich realisiert werden sollte, haben wir ein Ersatzgrundstück für die Tagesförderstätte. Das hat uns die Stadt Schweich zugesichert."
Schweichs Stadtbürgermeister Otmar Rößler bestätigte dies gegenüber dem TV. Man habe der Lebenshilfe für den Bau einer Tagesförderstätte im Gewerbegebiet Issel vorbehaltlich eine Fläche reserviert. Die Eltern empfänden das aber als Belastung. Wie eine Integration ihrer Kinder ins gesellschaftliche Leben im Gewerbegebiet möglich sein soll, können sich Ostermann und Jostock schwer vorstellen. "Unsere Kinder sind die Aussortierten", stellt Jostock resigniert fest. Dem widerspricht Heinz vehement: "Alle Behinderten sind uns gleich wichtig. Wir wehren uns gegen Versuche, die einen gegen die anderen auszuspielen." fas

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