Feuerwehren starten in digitale Zukunft

Das Warten hat ein Ende: Fünf Jahre später als geplant sind die ersten digitalen Funkgeräte bei den Feuerwehren ausgeliefert worden. Erste Tests sind positiv, wenn auch die richtige Härteprüfung erst im Mai kommt. Dann soll das neue Netz freigeschaltet werden.

 Es sieht aus wie ein großes Handy: Helene Thesen, Fachbereichsleiterin Feuerwehr bei der Verbandsgemeinde Schweich, testet das neue digitale Funksprechgerät. TV-Foto: Albert Follmann

Es sieht aus wie ein großes Handy: Helene Thesen, Fachbereichsleiterin Feuerwehr bei der Verbandsgemeinde Schweich, testet das neue digitale Funksprechgerät. TV-Foto: Albert Follmann

Hermeskeil/Kell am See. Alexander Loskyll, Wehrleiter der Verbandsgemeinde Schweich, will es genau wissen: Was taugen die neuen Digitalfunk-Sprechgeräte? Eigentlich sollten sie schon zur Fußball-WM 2006 in Deutschland die analogen Modelle ablösen, aber erst vor wenigen Tagen wurden die ersten "HRT" ausgeliefert. Loskyll schnappt sich ein Handgerät, geht in den Kompressorraum und ruft seinen Kameraden Stefan Denis zwei Räume weiter an. Dieser versteht jede Silbe: "Die Sprachqualität ist klasse, viel besser als analog." Die Funklöcher oder witterungsbedingte Störungen erschweren vielen Wehren (noch) die Verständigung, vor allem bei den Einsätzen an den Kreisgrenzen.

Alarmierung geht noch übers analoge Netz



43 von 100 Digitalfunkgeräten für die 16 Wehren der Verbandsgemeinde Hermeskeil seien ausgeliefert, sagt Wehrleiter Christoph Borresch, man habe sie aber noch nicht getestet. Für die 13 Wehren der VG Kell am See sind nach Auskunft von Wehrleiter Bruno Merten 76 Geräte bestellt.

Keine Besserung erwarten die Wehren bei der Alarmierung im Ernstfall. Die läuft weiterhin mit Funkmeldeempfängern (Piepsern) über das alte Netz. Auch hier sei eine moderne Technik geplant, sagt Wehrleiter Loskyll. Viele Wehren helfen sich derweil noch, indem sie die Alarmierungskette über ihre Handys in Gang setzen. Man rechnet auch im neuen Netz mit "Kinderkrankheiten", zumindest in der Erprobungsphase.

Fest steht, dass sich die Wehren mit dem neuen Digitalfunk zunächst einmal jede Menge Arbeit eingehandelt haben: Alle Geräte müssen über eine mitgelieferte Software programmiert (Dauer rund 20 Minuten), alle Einsatzkräfte geschult werden. Wer fit in der Nutzung des Internets ist, kann sich den Umgang mit den multifunktionalen Geräten selbst beibringen. Viele Kameraden, die nicht interneterfahren sind, wohl die meisten Älteren, erhalten den klassischen Frontalunterricht.

Hinzu kommt, dass die Software anfangs öfter aktualisiert werden muss - das ist zeitintensiv, denn die "Digitalfunk-Beauftragten" müssen dafür jede Dorfwehr aufsuchen. Später sollen die Updates nur noch einmal jährlich nötig sein.

Dass Anfang Mai diesen Jahres mit dem Freischalten des digitalen Netzes tatsächlich das neue Kommunikationszeitalter bei Polizei und Katastrophendiensten beginnt, wie es das Innenministerium angekündigt hat, daran bestehen Zweifel. "Dieser Termin ist utopisch", meint ein Insider.

ExtraVG Hermeskeil: In den nächsten Wochen sollen die ersten Hermeskeiler Feuerwehrleute im Umgang mit der neuen Technik ausgebildet werden. Die Einführung des Digitalfunks wird die VG schätzungsweise 150 000 Euro kosten. Allerdings sind in dieser "Hochrechnung" auch die Kosten für die digitale Alarmierung - also die Umrüstung der Sirenen und der Piepser - schon berücksichtigt. VG Kell am See: 100 000 Euro hat die Verbandsgemeinde (VG) Kell am See veranschlagt. Abzüglich des Landeszuschusses muss die VG einen Anteil von 58 000 Euro selbst tragen. Es sind 21 Geräte geordert für den Einbau in Fahrzeuge, hinzu kommen 55 Handsprechgeräte für die Feuerwehrleute. Wehrleiter Merten geht davon aus, dass digitaler und analoger Funk noch längere Zeit parallel genutzt werden. (ax)HintergrundDigitalfunk: Derzeit läuft bundesweit der Aufbau des neuen Digitalfunknetzes für Polizei, Behörden und Katastrophendienste. Im "Cluster 18/1", dem Netzabschnitt für die Region Trier, sind die Basisstationen größtenteils fertiggestellt; sie werden sukzessive in Betrieb genommen. Anfang Mai soll der Probebetrieb anlaufen. Vorteile des Digitalfunks: Die Handgeräte haben eine Notruffunktion, Funkgespräche sind abhörsicher, einzelne Gruppen können zusammengeschaltet werden, Text- und Bilddateien können übertragen werden. Es gibt zudem die Möglichkeit eines Einzelgesprächs, und der Nutzer kann in externe Netze telefonieren. (alf)

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