Glaube im Alltag
Ruth ist schwanger, erwartet Zwillinge. Das kam überraschend.
Auch wenn die junge Mutter liegen muss, vieles zu organisieren ist, sie freut sich. Sie freut sich unbeschreiblich auf das neue Leben, das in ihr wächst. Dieses neue Leben wird das Leben der Familie auf den Kopf stellen. Auch das weiß sie. Schließlich hat sie schon zwei Kinder. Freudige Erwartung: Mit diesem Gefühl gehen wir auf Weihnachten zu. Aber rechnen wir auch damit, dass dieses neue Leben, das wir da feiern, dieses Kind in der Krippe, unser Leben auf den Kopf stellen kann? Marias Leben gerät aus den Fugen: Zunächst in Schrecken und Aufregung versetzt, nimmt sie das Kind an, das Kind in dem Gott Mensch werden will. Und das hat Folgen: Wer dieses Kind annimmt wie sie und ihm nachfolgt, für den sind Freude und Hoffnung keine Sonntagsstimmung sondern Lebensgrund. Für den ist Verzicht selbstverständliches Teilen mit anderen und kein außergewöhnlicher Akt; für den ist Liebe keine besondere Aktivität - sie ist das Leben und öffnet andere Blicke als die gewohnten. Wer damit rechnet, dass ihm oder ihr in jedem Menschen Gott begegnen kann, schaut anders hin und schon gar nicht weg. Diese "himmlische" Botschaft von der Menschwerdung Gottes führt uns vor Augen, dass wir dort mit Gott rechnen müssen, wo wir ihn am wenigsten erwarten und dass er sich uns zuwendet, wenn wir nicht mit ihm rechnen. Die Zeit der freudigen Erwartung ist keine Zeit des Abwartens, sondern eine Zeit, sich auf den Weg zu machen hin zu diesem Kind in der Krippe. Wer sich auf diesen Weg einlässt, findet neues Leben - auch für sich selbst. Michaela Tholl, Gemeindereferentin