Infrastruktur Eine neue Mitte für 60 Millionen Euro

WasserbillIg · Mertert-Wasserbillig wird mit 6000 Einwohnern in wenigen Jahren die größte Gemeinde an der luxemburgischen Mosel sein. Grund sind gleich mehrere große Bauprojekte für Wohnhäuser und Wohnungen.

 Eine Luftaufnahme von Wasserbillig mit der neuen Mitte (roter Kreis). Foto: Portaflug Föhren

Eine Luftaufnahme von Wasserbillig mit der neuen Mitte (roter Kreis). Foto: Portaflug Föhren

Foto: TV/Schmitz, Alexandra

Mit den Baugebieten ist das so eine Sache. Wohl jeder kennt die Dörfer, in denen an Rändern viele neue Häuser gebaut werden, während in den Dorfkernen viele Häuser leer stehen. Doch dagegen gibt es ein probates Mittel. Es heißt Innenentwicklung vor Außenentwicklung. In Wasserbillig kann man in den kommenden Monaten sehen, was alles möglich ist. Dort wird ein zweistelliger Millionenbetrag in ein Projekt investiert, das mitten im Zentrum eine neue Mitte schaffen soll und deshalb auch „Nei Mëtt“ genannt wird.

Zwei Gebäude mit 107 Wohnungen, ein Marktplatz sowie Flächen für Gewerbe und Handel werden dort von der Firma Eifel-Haus Luxembourg gebaut. Die mit dem Unternehmen eng verbundene Eifel-Haus Deutschland ist derzeit in Trier-Heiligkreuz aktiv und errichtet dort auf dem Gelände einer ehemaligen evangelischen Kirche ebenfalls Wohnungen. Doch während in Trier das Unternehmen nach dem Gewinn eines Investorenwettbewerbs zum Zuge gekommen ist, wird in Wasserbillig nach einem eher ungewöhnlichen Tausch gebaut.

Nach Auskunft von Jérôme Laurent, Bürgermeister der Gemeinde Mertert-Wasserbillig, stellt sich das so dar: Eifel-Haus besaß Grundstücke an der Route de Luxembourg, die Gemeinde Flächen im rückwärtigen Bereich der Grand Rue unweit der Pfarrkirche. Nachdem beide Seiten Flächen getauscht haben, kann die Gemeinde unter anderem ihren Bauhof an der Straße Richtung Mertert bauen, während das Unternehmen zentrumsnah aktiv werden kann.

Die erste Phase der Arbeiten an der „Nei Mëtt“ ist nach Auskunft von Alois Peters, geschäftsführender Direktor der Eifel Haus Luxembourg, bereits abgeschlossen. Diese hat neben dem Abriss von Bestandsgebäuden archäologische Voruntersuchungen umfasst. Schließlich gab es schon in der Römerzeit eine Brücke über die Sauer und hat es immer wieder römische Funde im Gemeindegebiet gegeben. „Es ist nichts gefunden worden“, sagt Peters. Deshalb kann mit dem Ausheben der Baugruben begonnen werden.

Unter einem der Häuser wird eine Tiefgarage mit rund 200 Plätzen entstehen. 60 davon sollen später der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen. Wenn alles wie geplant klappt, sollen laut Peters 2021 die Wohnungen bezogen werden können. Zur genauen Investitionssumme sagt der Eifel-Haus-Mann nichts. In einem Bericht des luxemburgischen Tageblatts vom Dezember 2017 werden die Kosten mit rund 60 Millionen Euro angegeben. Und was werden die Wohnungen in der neuen Mitte die späteren Bewohner kosten? Im Internet wird derzeit eine knapp 100 Quadratmeter große Wohnung für rund 580 000 Euro angeboten. Rund 160 Quadratmeter gibt es für knapp 1,1 Millionen Euro.

Es wird jedoch nicht nur in der Mitte Wasserbilligs gearbeitet. Am Ortsausgang Richtung Echternach baut ebenfalls Eifel-Haus 22 Häuser. Zudem sollen in Höhe des Match-Copal-Supermarkts zwei neue Wohngebiete entstehen. Bis zu 450 Wohneinheiten können dort gebaut werden. Bürgermeister Laurent geht davon aus, dass in der Folge die Einwohnerzahl seiner Gemeinde auf rund 6000 steigen wird. Derzeit sind es rund 4500. Zum Vergleich: Das benachbarte Grevenmacher hat knapp 5000 Einwohner. In Mertert-Wasserbillig haben rund 500 Firmen ihren Sitz.

 Titelbild_mit_farbigen_Glasbruestungen

Titelbild_mit_farbigen_Glasbruestungen

Foto: TV/Lambrecht, Jana

Das Bevölkerungswachstum kostet Geld. Ende 2017 hat der Gemeinderat entsprechende Investitionen auf den Weg gebracht. Und zwar nicht nur mit den Stimmen der mit absoluter Mehrheit regierenden sozialdemokratischen LSAP, sondern auch mit denen des früheren christdemokratischen Koalitionspartners CSV. Nur die liberale DP hatte sich enthalten. Rund 20 Millionen Euro wird sich die Gemeinde laut Bürgermeister den Ausbau der Infrastruktur kosten lassen. Unter anderem entstehen eine neue Grundschule in Wasserbillig und eine Einrichtung für Kinder im Alter zwischen drei und fünf Jahren.

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