Jetzt lahmt auch das Paradepferd

Die vom Bürgerservice betriebenen Lebensmittel-Läden in Trier und Igel haben bereits dicht gemacht, nun steht auch der defizitäre Dorfladen in Sirzenich auf der Kippe. Ob die Gemeinde die gewünschte finanzielle Hilfe leistet, ist offen.

Trierweiler-Sirzenich. Der Dorfladen in Sirzenich galt immer als Aushängeschild bei den Bemühungen des Bürgerservice Trier, die Tradition der Tante-Emma-Läden in den Dörfern neu zu beleben. Nun lahmt auch das Paradepferd in der Südeifel - der Umsatz gehe zurück, ohne vorübergehende Unterstützung bis zur Erreichung der Wirtschaftlichkeit könne der Dorfladen nicht gehalten werden, hat die Dienstleistungs-GmbH die Gemeinde wissen lassen.

Hoffnung durch neue Arbeitsmarkt-Programme



Damit droht das ganze Konzept zu scheitern, das mit dem Vorsatz gestartet wurde, die Nahversorgung der Einwohner zu sichern und Arbeitsplätze im ländlichen Raum zu schaffen. Immerhin musste der Bürgerservice bereits seinen "Stadtladen Wedico" am Georg-Schmitt-Platz in Trier aus wirtschaftlichen Gründen aufgeben. Den Dorfladen in Igel ereilte im vergangenen Jahr das Aus - er war noch keine zwei Jahre in Betrieb gewesen. Wenn das Geschäft in Sirzenich zumache, sei das eine Katastrophe, insbesondere für die älteren Bürgerinnen und Bürger, sagt Ortsbürgermeister Matthias Daleiden. Der Bitte des Bürgerservice um Unterstützung will er nachkommen, ob auch finanzielle Hilfeleistungen möglich seien, müsse der Rat entscheiden. Daleiden: "Ich kann mir vorstellen, in einem Schreiben an die Bürger darauf aufmerksam zu machen, dass das Überleben von der Frequentierung abhängt. Eine finanzielle Unterstützung, wie etwa die Übernahme der Miete durch die Gemeinde, muss erst geprüft werden."

Bürgerservice-Geschäftsführer Horst Schneider will alles daransetzen, den Sirzenicher Dorfladen trotz der roten Zahlen zu halten. Eine Chance, die Lohnkosten zu drücken, sieht er in veränderten gesetzlichen Rahmenbedingungen. 2008 seien neue Arbeitsmarktprogramme aufgelegt worden, die auch gewerbliche Betriebe unterstützen - etwa, wenn sie Langzeitarbeitslose einstellen. Schneider hält an dem Vorhaben fest, weitere Dorfläden in der Region Trier zu etablieren. Man sei mit einigen Kommunen im Gespräch.

Der Bürgerservice betreibt neben dem Dorfladen in Sirzenich noch einen Regionalladen in Saarburg, der allerdings kein klassisches Einzelhandelsgeschäft ist, sondern sich auf regionale Produkte spezialisiert hat.

Meinung

Von Albert Follmann

Rettet die Dorfläden!

Wenn der Dorfladen in Sirzenich dicht macht, dann droht auch dem Einzelhandels-Konzept des Bürgerservice das Aus. So löblich es ist, die Tradition der Tante-Emma-Läden auf dem Land am Leben erhalten zu wollen, die wirtschaftliche Realität spricht gegen die Dorfläden. Mit den Discountern auf der grünen Wiese können sie nicht konkurrieren; jedenfalls so lange nicht, wie die Bevölkerung ihr Konsumverhalten beibehält. Jeder schätzt das Geschäft vor der Haustür, weil man schnell etwas besorgen kann; der Großeinkauf wird aber in der Regel dort gemacht, wo es am billigsten ist. Voraussetzung: man ist mobil. Weil aber gerade für ältere, nicht mobile oder kranke Menschen die wohnortnahe Versogung und ein Kommunikationspunkt im Ort so wichtig sind, ist hier auch der Staat gefordert. Diese soziale Komponente rechtfertigt eine Unterstützung. Die Dorfläden dürfen nicht untergehen! a.follmann@volksfreund.de

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