Jugendliche sauer: Demo vor dem Stadtrat

Der Stadtrat Schweich will heute den Grundsatzbeschluss zum Bau des Generationen- und Kommunikationszentrums am Schulzentrum fassen. Entgegen ersten Planungen ist nicht vorgesehen, feste Räume für die offene Jugendarbeit auszuweisen. Jugendliche wollen deshalb heute Abend demonstrieren.

 Schweicher Jugendliche sprühen Plakate, mit denen sie heute vor dem Schweicher Stadtrat demonstrieren wollen. TV-Foto: Katja Bernardy

Schweicher Jugendliche sprühen Plakate, mit denen sie heute vor dem Schweicher Stadtrat demonstrieren wollen. TV-Foto: Katja Bernardy

Schweich. "Erst versprochen - dann gebrochen?" steht auf einem Plakat, das Jugendliche aus Schweich anfertigen. Mit diesem und weiteren Transparenten wollen einige Teenager heute Abend vor der Stadtratssitzung (siehe Extra) auf die Entwicklung der vergangenen Monate hinweisen. "Es sind nur noch zwei Jugendräume von jeweils 25 Quadratmetern vorgesehen", sagt Tim. Das sei viel zu wenig, meint der Jugendliche. Denn an Spitzentagen träfen sich mehr als 30 Leute im offenen Treff. Auch die jungen Leute aus Schweich-Issel, die keinen Jugendraum vor Ort haben, seien auf den Neubau vertröstet worden. Ein Dorn im Auge ist den Teenagern auch, dass die Jugendräume offenbar auch als Umkleide- und Abstellräume für den Spielmannszug genutzt werden sollen. "Eine echte Provinzposse, wenn man die Entwicklung vom erst geplanten Jugendzentrum zu den beiden Räumen beobachtet", wettert Johannes Schölch-Mundorf, pädagogischer Mitarbeiter im Schulzentrum. Auch Lars schimpft: "Am Ende wird es heißen: Geht da hinein und seid bloß ruhig!"

Alte Schule sollte nur Übergangslösung sein



Enttäuscht von der momentanen Situation ist auch Jan Kühn; er ist mit zehn Wochenstunden pädagogische Fachkraft im offenen Treff. "Der Neubau wäre eine einmalige Chance, in dem Jugendkultur möglich wäre", sagt Kühn. Derzeit treffen sich die Schweicher Jugendlichen in der Alten Schule in Schweich. Die Räume wurden vor ein paar Monaten renoviert. "Aber es sollte eine Übergangslösung bis zum neuen Jugendzentrum sein", betont Daniel. Es gebe auch immer wieder Ärger mit den Anwohnern direkt gegenüber in einem Appartementhaus. Der neue Standort am Schulzentrum (siehe Modell) hingegen sei ideal. "Wir werden heute Abend kundtun, dass wir mit den derzeitigen abgespeckten Plänen nicht einverstanden sind", betont Lars und sprüht eifrig schwarze Buchstaben auf das nächste Transparent.

"Hätte Herr Rößler seine Hausaufgaben gemacht, würde es tatsächlich ein Jugendzentrum mit Vollzeitkraft und ausreichendem Platz geben", meint Tim. Das sei es, was die meisten Jugendlichen wollten: mehr angeleitete Angebote in eigenen Räumen.

Die Stadt wolle Mittelzentrum werden und habe eine neuerliche Absage erhalten, sagt Johannes Schölch-Mun dorf, und er fragt sich: "Ob es auch am fehlenden Jugendzentrum liegt?"

Meinung

So vergrault man die Jugend

Dass die Schweicher Jugendlichen frustiert sind, ist nur allzu verständlich. Der Stadtrat hat sie fallengelassen wie eine heiße Kartoffel. Zunächst als reines Jugendzentrum geplant, wurde das Projekt danach zum "Bürgersaal mit Jugendräumen" umfunktioniert. Nun sollen selbst diese Jugendräume nicht mehr nur für die Jugendlichen da sein, sie sollen sie mit der Allgemeinheit teilen. Vereine und offene Jugendarbeit in einem Raum, das müssten selbst die Räte wissen, kann nicht gut gehen. Jugendliche wollen ihr Domizil selbst verwalten und es nach ihren Bedürfnissen gestalten. Was Schweich hier plant, zieht keine Jugendlichen an, es hält sie fern. Ein Armutszeugnis städtischer Jugendpolitik, zumal ja auch für die heimatlosen Isseler Jugendlichen noch keine räumliche Lösung in Sicht ist. a.follmann@volksfreund.deEXTRA

Stadtrat Schweich: Die Sitzung beginnt heute, Donnerstag, um 18 Uhr im Saal des Alten Weinhauses in Schweich, Brückenstraße 46. Neben der Grundsatzentscheidung für das Generationen- und Kommunikationszentrum einschließlich Nutzungskonzept und Vergabe von Architekten- und Ingenieurverträgen geht es um folgende Themen: Verpflichtung Ratsmitglied, Eröffnungsbilanz Stadt Schweich, Haushaltsplan 2011, Gestaltung Bahnhofsumfeld (2. Bauabschnitt), Bebauungsplan Ermesgraben (Verlagerung Ausgleichsflächen), Bebauungsplan Moselvorland. (alf)

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