Kindergartenproblem drängt zur Eile

Der Schweicher Stadtrat hat in seiner Sitzung am Donnerstag über eine Erweiterung der Kindertagesstätte (Kita) in Issel beraten, aber noch nichts entschieden. Hintergrund ist der steigende Bedarf an Kita-Plätzen. Nach einer Erhebung der Kreisverwaltung drohen in Schweich schon zum Kita-Jahr 2011/2012 erhebliche Engpässe, wenn nicht bald gehandelt wird.

Schweich. Die Situation in den Schweicher Kindergärten war schon mehrfach Thema im Stadtrat. Nach Angaben von Stadtbürgermeister Otmar Rößler erfordern die jüngsten Bedarfszahlen der Kreisverwaltung schnelles Handeln. Rößler: "Wenn nichts geschieht, fehlt am Ende dieses Jahres der Raum für drei Gruppen, und 60 Kinder werden ohne Kita-Plätze sein."

Bei einem Ortstermin in der Kita Issel hatten Vertreter der Stadt, der Verbandsgemeinde, des Kreises und der Schweicher Kindergärten eine Reihe von Denkmodellen durchgespielt. Da die Zeit drängt, lief am Ende alles auf eine provisorische Lösung mit entsprechenden Fertigbau-Modulen (Container) hinaus. Der Preis dafür läge bei 450 000 bis 500 000 Euro. Wegen ihrer Lage und der vorhandenen Platzverhältnisse gilt die Kita Issel als geeigneter Standort für die Erweiterung.

Die Stadtratsfraktionen und Stadtbürgermeister Rößler würden aus Gründen der Rentabilität grundsätzlich eine dauerhafte Neubaulösung vorziehen. Als "schnelle Lösung" kommt jedoch nur ein Container-Anbau in Betracht. Froh zeigte sich keine der Fraktionen mit dieser Idee. Doch wegen der dringlichen Lage - bis August müssen die fehlenden Plätze bereitstehen - lief vor Beginn der jüngsten Ratssitzung alles auf einen Beschluss für ein Provisorium in Issel hinaus.

Es kam jedoch anders: Stadtbürgermeister Rößler präsentierte am Donnerstag überraschend das Angebot einer Luxemburger Investorengruppe. Sie wolle die Kita Issel für 550 000 Euro kau fen, das Gebäude kurzfristig auf drei weitere Gruppen erweitern und es dann an die Stadt vermieten. So ein Leasing-Modell sei nach Angaben der Kreisverwaltung auch förderfähig, wenn es nach Prüfung die wirtschaftlichste Alternative darstelle.

"Ich konnte erst gestern Abend ein Gespräch mit den Investoren führen", begründete Rößler diese überraschend ins Spiel gebrachte Alternative.

Alternative soll geprüft werden



"Zu überraschend", meinten einhellig alle Fraktionen. Niemand könne ungeprüft einem solchen Angebot zustimmen, so der Tenor. Zudem wurde bezweifelt, wie der Investor das Unmögliche möglich machen wolle, eine Gebäudeerweiterung ohne Provisorium in so kurzer Zeit zu realisieren. Fachreferent Joachim Christmann von der Kreisverwaltung, der an der Sitzung teilnahm, erinnerte daran, dass auch bei Leasing-Modellen nicht die Annahme des erstbesten Angebots zulässig sei. Auch Leasing-Modelle müssten ausgeschrieben werden.

Schließlich verständigte sich der Rat darauf, eine mögliche Leasing-Alternative einschließlich der Ausschreibungsmöglichkeiten durch die Kommunalaufsicht prüfen zu lassen. In einer kurzfristig anzusetzenden Sondersitzung soll dann darüber beraten und entschieden werden.

Diskussion über Schulstandort



Eine lebhafte Diskussion, aber auch keine Entscheidung, brachte die Anfrage der CDU-Fraktion, ob der Rat seine einhellige Meinung über den Grundschulstandort beibehalten wolle. Bisher gilt: Alle Fraktionen sprechen sich grundsätzlich für den alten Standort am Bodenländchen aus (TV vom 18. März). In der Diskussion wurde deutlich, dass dieser Standpunkt einmal wanken könnte. Einig sind sich die Fraktionen schon heute, dass die Grundschule und die vom Kreis getragene Meulenwaldschule nicht beide dauerhaft an diesem Standort bleiben können. Der ebenfalls anwesende Bürgermeister Berthold Biwer bekräftigte, dass die Verbandgemeinde als Trägerin der Grundschule einem Neubau an der Schweicher Peripherie den Vorzug gebe.

EXTRA

DIE KITA-ENTWICKLUNG IN SCHWEICH



Die Kita-Engpässe in Schweich ergeben sich durch den Geburtsjahrgang 2009-2010, der mit 68 Geburten erheblich über dem Schnitt der letzten Jahre liegt (seit 2001/2002 durchschnittlich 49 Geburten bezogen auf den Kindergarten-/Schuljahreszeitraum). Ein weiterer Faktor ist die zügige Entwicklung im Neubaugebiet Ermesgraben: Dort entstehen in diesem und dem nächsten Jahr 180 bis 200 Häuser. Hinzu kommt ein verstärkten Nachzug von jungen Familien in frei werdende Wohnungen im Stadtkern. Im Kindergartenjahr 2011/2012 fehlen in Schweich bis zu 60 Plätze für Zwei- bis Sechsjährige. Dies erfordert kurzfristig drei zusätzliche Gruppen. f.k.

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