Kommunen Mittelständler sind besonders erwünscht

Trierweiler · Das Gewerbegebiet Trierweiler-Sirzenich ist in den Besitz der Gemeinde übergegangen. Der Grund dafür ist die Auflösung eines Zweckverbands. Ein Erbe, das Chance und Bürde zugleich ist.

 Das Industrie- und Gewerbegebiet Trierweiler-Sirzenich ist ab 1. Januar in der Zuständigkeit der Gemeinde Trierweiler. Die rot umrandete Fläche möchte die Gemeinde vermarkten.

Das Industrie- und Gewerbegebiet Trierweiler-Sirzenich ist ab 1. Januar in der Zuständigkeit der Gemeinde Trierweiler. Die rot umrandete Fläche möchte die Gemeinde vermarkten.

Foto: Portaflug/Bernhard Heller/Gemeinde Trierweiler

Das „Neujahrsgeschenk“ ist 119 Hektar groß und wird viel Arbeit machen. Davon ist Trierweilers Ortsbürgermeister Matthias Daleiden überzeugt. Die 3800-Einwohner-Gemeinde hat zum neuen Jahr das Gewerbe- und Industriegebiet Trierweiler-Sirzenich übernommen.

Etwa  1400 Menschen arbeiten dort in 80 Betrieben. Möglich wird das „Geschenk“, über das sich der Ortsbürgermeister nicht so recht freuen mag, durch die Auflösung des Zweckverbands Wirtschaftsförderung im Trierer Tal (der TV berichtete). Laut den Statuten fällt das Gewerbegebiet ab dem 1. Januar 2018 in die Zuständigkeit der Sitzgemeinde.
„Mir ist voll bewusst, dass es bei weitem nicht damit getan ist, das Gebiet zu übernehmen und es sich selbst zu überlassen”, sagt Daleiden. Die Gemeinde wolle eine Strategie erarbeiten, wie sie den vielfältigen Herausforderungen, die ein solches Gewerbegebiet mit sich bringe, gerecht werden könne.

Dem Ortschef schwebt vor, das Gewerbegebiet attraktiver zu machen, etwa durch schnelles Internet. Diese Aufgabe sei allerdings nicht ohne die Hilfe von Dritten oder einer personellen Vestärkung zu schaffen, meint Daleiden. Er will sich im neuen Jahr auf zwei wesentliche Dinge konzentrieren: Die Vermarktung von Gewerbeflächen und die Ansiedlung eines Discounters.

 Der Gemeinde werden freie Gewerbeflächen im Umfang von 6,5 Hektar rückübertragen. Dafür muss sie rund 1.2 Millionen Euro bezahlen.  Es handelt sich dabei um drei Flächen. Kaum habe sich herumgesprochen, dass Trierweiler diese Flächen verkaufen wolle, sei er von Anfragen „überschüttet” worden, sagt Daleiden im Gespräch mit dem TV.  Viele Spediteure, insbesondere aus Luxemburg, hätten Interesse am Kauf der Flächen angemeldet.

Das möge auf den ersten Blick wie eine Ideallösung aussehen, meint der Ortschef, bei näherer Betrachtung sei dies jedoch aus Sicht der Gemeinde kein erstrebenswertes Ziel. In dem Gewerbegebiet gebe es bereits vier Spediteure oder Logistiker.  Und der starke LKW-Verkehr belaste schon heute in hohem Maße die Straßen von Trierweiler.

Eine weitere Konzentration derartiger Unternehmen würde laut Daleiden zudem die vorhandene Struktur von mittelständischen Unternehmen, Kleinstbetrieben und Industriebetrieben nachhaltig negativ beeinträchtigen. Außerdem sei zu befürchten, dass gerade an Wochenenden Hunderte LKW im Gewerbegebiet abgestellt werden und für die Fahrer notdürftige Unterkünfte geschaffen werden müssen. Nach neuestem EU-Recht dürften sie nicht mehr in ihren Fahrzeugen übernachten. Im Gewerbegebiet Trierweiler-Sirzenich wohnen auch viele Firmeninhaber mit ihren Familien.
Matthias Daleiden möchte die Flächen vorrangig für die Ansiedlung mittelständischer Unternehmer zur Verfügung stellen. Auch Existenzgründer seien willkommen. Denn diese Unternehmer identifizierten sich mit der Gemeinde und der Region und schaffen Arbeitsplätze, so Daleiden.

Mittlerweile gebe es aus diesem Bereich sechs Interessenten, die Flächen zwischen 1000 bis 5000 Quadratmeter benötigten. „Da wir keine passenden Flächen haben, kann ich mir vorstellen, dass die vorhandenen größeren Flächen so erschlossen werden, dass den einzelnen Bedürfnissen Rechnung getragen werden kann”, sagt Daleiden. Sobald die Gemeinde im Besitz der Flächen sei,  werde er die Interessenten einladen und mit ihnen ein Konzept erarbeiten.
Gute Chancen sieht der Ortsbürgermeister für die Ansiedlung eines Discounters wie Aldi oder Lidl im Gewerbegebiet. Nicht nur die Bewohner der Großgemeinde, auch die Beschäftigten im Gewerbegebiet und Luxemburg-Pendler seien potenzielle Kunden eines Marktes. Daleiden: „Würde man den Parkplatz beim Discounter als Mitfahrerparkplatz zulassen, dann würden auch viele Pendler von der Einkaufsmöglichkeit Gebrauch machen. Aus meiner Sicht ist die Lage daher für einen Anbieter sehr interessant.”
Aufgrund der Vorgaben des Bebauungsplans war die Ansiedlung von Einzelhandel in dem Gewerbe- und Industriegebiet Trierweiler-Sirzenich bislang nicht zugelassen. Dies zu ändern, sei am Veto der Stadt Trier gescheitert, so Daleiden. Durch die Auflösung des Zweckverbands Wirtschaftsförderung im Trierer Tal sei die Gemeinde nunmehr in der Lage, den Bebauungsplan zu ändern. „Und das werden wir 2018 umsetzen“, verspricht der Ortsbürgermeister.

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