Künftig nur mit Tempo 100 an Schweich vorbei?

Schweich · Um die Bewohner von Schweich besser vor Autobahnlärm zu schützen, soll auf der A 1 im Stadtbereich tagsüber Tempo 100 und nachts Tempo 80 gelten. So will es der Stadtrat. Maximalforderung bleibt aber eine Lärmschutzwand.

 Ein Tempolimit als Lärmschutz für die Bürger von Schweich fordert der Stadtrat an der A 1. TV-Foto: Albert Follmann

Ein Tempolimit als Lärmschutz für die Bürger von Schweich fordert der Stadtrat an der A 1. TV-Foto: Albert Follmann

Schweich. Wer auf der A 1 an Schweich vorbeifährt, um in Richtung Trier oder Saarbrücken zu fahren, darf 130 Stundenkilometer schnell sein. In die Gegenrichtung, nach Koblenz, gibt es kein Tempolimit. Das soll sich nach dem Willen des Schweicher Stadtrats ändern. "Diesen unerträglichen Lärm können wir unseren Bürgern nicht länger zumuten", sagt Josef Rohr (CDU). Dem Antrag seiner Partei, als "Sofortmaßnahme" ein Tempolimit auf der A 1 von der Autobahnauffahrt am Leinenhof bis zur Moselbrücke zu beantragen, stimmen auch die anderen Fraktionen zu. "Schon eine Reduzierung um drei Dezibel ist ein Erfolg", sagt Johannes Lehnert (FWG). Konkret soll beim Autobahnamt Montabaur darauf hingewirkt werden, dass tagsüber die Fahrzeuge höchstens 100 Stundenkilometer fahren dürfen und nachts höchstens Tempo 80."Verkehr nimmt weiter zu"


Auch die Verbandsgemeinde (VG) Schweich will sich dafür starkmachen. Den Stadträten lag der Entwurf eines Schreibens von Bürgermeisterin Christiane Horsch ans Autobahnamt vor, in dem das Tempolimit auch damit begründet wird, dass eine neue, höhere Lärmschutzwand wohl nicht so schnell zu erwarten sei. Es sei aber Eile geboten, die Verkehrsbelastung von Schweich nehme in den nächsten Jahren weiter zu.
Die SPD-Fraktion begrüßt den Antrag, gibt aber zu bedenken, dass er wenig Aussicht auf Erfolg hat. Zudem, ergänzt Achim Schmitt, seien Busse und Lastwagen die größten Lärmverursacher. Und die dürften ohnehin nicht schneller als 80 oder 100 Stundenkilometer fahren. Schmitt verweist darauf, dass das Land derzeit eine Machbarkeitsstudie zur Verbesserung der Lärmschutzwand bei Schweich erstellt. Es sei geplant, die vorhandene, nur rund ein Meter hohe Mauer durch eine 2,50 Meter hohe Lärmschutzwand zu ersetzen. Das hatte kürzlich auch der Kenner Bundestagsabgeordnete Manfred Nink (SPD) mitgeteilt. Wesentlicher Bestandteil der Prüfung sei die Standsicherheit, sagt Nink. Da es sich um eine freiwillige Leistung des Bundes handele, hänge die Realisierung auch von dessen Geld ab.Bekond bekommt Schutzwall


"Ruwer hat eine neue Wand bekommen, dann müsste das doch auch für Schweich möglich sein", bemerkt Stadtbürgermeister Otmar Rößler. Seit der Freigabe der Autobahn 1974 drängt Schweich vergeblich auf einen effektiven Lärmschutz. Diesen wünschen sich auch die Bürger sehnlichst, doch das Vertrauen in die Politik ist nicht sonderlich groß: "Das Thema kocht immer vor Wahlen hoch, danach hört man nichts mehr", sagt Walter Grünen (79) aus der Bergstraße. Obwohl er nahe an der Autobahn wohnt und die Fahrgeräusche ein ständiger Begleiter sind, glaubt Grünen, dass andere Schweicher Straßen noch stärker betroffen sind - etwa Markus-Konder-Straße, Kirchstraße oder Lindenweg.
Während Schweich noch um einen Lärmschutz kämpft, ist Bekond schon weiter. Die Genehmigung für einen Erdwall im Schweicher Distrikt Azert liege vor, informiert Ortsbürgermeister Paul Reh den Schweicher Rat. Dieser stimmt einem Gebietstausch von 1,6 Hektar mit Bekond zu, damit das Planverfahren für den Nachbarn einfacher zu bewerkstelligen ist. Schweich erhält im Gegenzug ein Waldstück.Meinung

Lieber den Spatz in der Hand …
Schweich ist seit dem Autobahnbau Anfang der siebziger Jahre stark gewachsen, auch hat der Verkehr seitdem stark zugenommen. Schweich wird ja regelrecht von der A 1 und der A 602 in die Zange genommen. Leidtragende sind die Bewohner, die Tag und Nacht vom Verkehrslärm terrorisiert werden. Eine Lärmschutzwand, die diesen Namen verdient, ist längst überfällig. Denn das kleine Mäuerchen, das vielleicht vor 40 Jahren einmal Standard war, schützt die Anwohner kaum. Die Schweicher sollten sich allerdings keine allzu großen Hoffnungen machen, dass ihr Wunsch zeitnah erfüllt wird. Das Land ist zwar willig und prüft die Voraussetzungen für einen Neubau, aber eine Umsetzung hängt am Geld vom Bund. Eine Konstellation, die erfahrungsgemäß nicht schnell von Erfolg gekrönt ist. Tempo 100 am Tag und 80 in der Nacht sind nicht der Clou, aber ein kleiner Fortschritt. Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach. a.follmann@volksfreund.de

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