Kult(o)ur auf Wunsch

Hockweiler/Trier · Schon in der Schule ist Heimatkunde das Lieblingsfach von Christoph Herrig gewesen. Als Teenager faszinierten den gebürtigen Trierer die Stadtführungen seines Patenonkels. Heute ist der 56-Jährige selbst Gästebegleiter. Rund 50 000 Menschen hat er schon mit seiner Begeisterung für die Stadt Trier, die Region und das nahe Luxemburg angesteckt.

 Gästeführer Christoph Herrig posiert an einer seiner Lieblingsstellen in Trier: der Brunnenanlage am Willy-Brandt-Platz. TV-Foto: Anja Fait

Gästeführer Christoph Herrig posiert an einer seiner Lieblingsstellen in Trier: der Brunnenanlage am Willy-Brandt-Platz. TV-Foto: Anja Fait

Hockweiler/Trier. "Ich arbeite dort, wo andere Urlaub machen", sagt Christoph Herrig mit einem Lachen. "Wir leben hier wirklich in einer tollen Region. Da gibt\'s nix zu meckern. Und wenn ich den Leuten etwas davon zeigen und erzählen kann, dann ist das einfach toll für mich", sagt der heute 56-Jährige, der vor allem Wert auf "passgenaue Geschichten" legt.
"Besonders wichtig ist der Kontakt zu den Gästen vor der Tour", meint er. "Wenn ich schon ein bisschen was über die Gruppe weiß, kann ich die Begleitung viel individueller gestalten."
Ist Herrig etwa mit Geburtstagskindern unterwegs, baut er Geschichten aus dem Jahr des Wiegenfests der Jubilare mit ein. Hochzeitsgesellschaften führt er unter anderem an den Ort, wo sich das Paar kennengelernt oder zum ersten Mal geküsst hat. Und die Trierer Bädergeschichte erklärt er auch schon mal anhand eines Bimssteins, den er zuvor besorgt hat.
Mit viel Spaß geht Christoph Herrig mit seinen Gästen auf kulturelle wie kulinarische Entdeckungstour, er begleitet sie ober- wie unterirdisch, zu Fuß oder mit dem Fahrrad, von Trier bis zum Dreiländereck.
Seine Kunden sind Privat- wie Geschäftsleute, Busreisende wie Einheimische. Sie alle holt er "da ab, wo sie stehen", erklärt er. "Ich bin weder beleidigt, wenn ich nicht alles von meinem Wissen preisgeben darf, noch, wenn etwa ein Ur-Trierer mir noch etwas beibringen kann", lacht der ehemalige Kommunalbeamte. "Ich lege vor allem Wert auf eine nette, entspannte Tour, und da ist weniger oft mehr. Die Menschen wollen schließlich nicht nur Geschichten von toten Steinen hören. Denen ist auch wichtig, dass der Kaffee geschmeckt hat und die aufgesuchten Toiletten in Ordnung waren", erläutert er weiter.
Ihm selbst gefällt an seiner Arbeit der Kontakt zu den Menschen am besten. Außerdem findet der Hockweilerer, dessen erwachsene Kinder mittlerweile das Elternhaus verlassen haben, immer wieder toll, "dass es auch für mich selbst immer noch mal Neues zu entdecken gibt. Je nach dem wo ich gerade in der Stadt stehe und nach oben gucke, ergibt sich eine ganz andere Perspektive als beim letzten Hinsehen. Das fasziniert mich immer wieder", sagt er.
Ebenfalls begeistern kann er sich für die Arbeit der Restauratoren und Handwerker in Trier: "Wenn man sieht, was die mit ein bisschen Farbe und Verputz so alles aus ehemals unscheinbaren Dingen herausholen, das ist einfach toll", schwärmt Christoph Herrig.
Und wenn er mal nicht gerade die Umgebung zu Fuß oder per Fahrrad erkundet, erledigt er Arbeiten in und um sein denkmalgeschützes Bauernhaus, engagiert sich im Arbeitskreis "Trier in der NS-Zeit" bei der Arbeitsgemeinschaft Frieden in Trier oder schweißt Metallobjekte aus Schrottteilen. Sein neuestes Vorhaben sind virtuelle Stadt- und Umgebungsführungen. "Um auch die Menschen, die nicht mehr so mobil sind, mit auf Kul t(o)ur durch unsere schöne Region zu nehmen", lächelt er. Im Internet: www.ch-herrig.de

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