Verkehr Schweich: Tempo 30 für Richt- und Brückenstraße?

Schweich · Der Stadtrat stimmt dem Lärmaktionsplan der Verbandsgemeinde zu und bekräftigt den Willen zum Straßentausch mit dem Land.

 Hier in der Brückenstraße und weiter stadteinwärts in der Richtstraße ist in Schweich die Lärmbelästigung durch Fahrzeuge am größten.

Hier in der Brückenstraße und weiter stadteinwärts in der Richtstraße ist in Schweich die Lärmbelästigung durch Fahrzeuge am größten.

Foto: Albert Follmann

Verkehrslärm ist nicht nur ein Problem in Großstädten. Auch Dutzende Schweicher sind Motorgeräuschen ausgesetzt, die so hoch sind, dass die Gesundheit beeinträchtigt werden kann. Das gilt besonders für Brückenstraße und Richtstraße (L 141), wie Diplom-Ingenieurin Sandra Strünke-Banz vom schalltechnischen Büro GSB (St. Wendel) am Donnerstagabend im Stadtrat bemerkte.  Sie stellte den vom Verbandsgemeinderat Schweich im Juni aufgestellten Lärmaktionsplan (LAP) vor und ging hier insbesondere auf die Situation von Schweich ein.

Der LAP ist eine Vorgabe der Europäischen Union (EU) zum Schutz vor Umgebungslärm, die in nationales Recht umgesetzt werden soll. Die Richtlinie besagt, dass in einem ersten Schritt die Belastung durch Umgebungslärm anhand von Lärmkarten und Betroffenheitsanalysen ermittelt werden soll. Laut Gutachterin Strünke-Banz werden rein physikalische Messgrößen zugrunde gelegt. Diese sagten nichts über die Lärmbelästigung der Menschen aus. Die Dezibelwerte werden anhand des Verkehrsaufkommens errechnet und nicht real gemessen.

Um eine spürbare Reduzierung des Straßenlärms in Schweich zu erreichen, empfiehlt der Aktionsplan Tempo 30 auf der L 141 in Schweich, und zwar vom Kreisel an der Moselbrücke bis zur Einmündung Bahnhofstraße. Dort gilt jetzt Tempo 50. 53 Personen im Stadtgebiet werden laut Aktionsplan tagsüber mit mehr als 70 Dezibel beschallt, die kritische Schwelle von 60 Dezibel in der Nacht müssen 58 Anwohner aushalten. Durch Tempo 30 würde die Zahl auf etwa ein Dutzend am Tag und zwei Dutzend in der Nacht sinken. Die Untersuchungen zum Verkehrslärm konzentrierten sich auf Hauptverkehrsstraßen. Das sind neben der L 141 die Autobahnen A 1 und A 602 und deren Zubringer, die Bundesstraßen 52 und 53.

Die nach Gemeinden erfolgte Auswertung zeigt, dass in der VG Schweich die Stadt Schweich und die Gemeinde Longuich am stärksten von Verkehrslärm betroffen sind. Weitere Betroffenheiten gibt es in Bekond, Fell und Kenn sowie mit Abstrichen in Mehring und Riol.

Nach Mitteilung der Planerin Strünke-Banz bringen Tempolimits langfristig nur etwas, wenn flankierende Maßnahmen wie reduzierte Fahrbahnbreiten, Verkehrsinseln und Verkehrskontrollen damit einhergehen.  Auf der L 141 in Schweich wird ferner der Einsatz eines lärmmindernden Fahrbahnbelags empfohlen. Bei Tempo 50 würde ein solcher immerhin etwa drei Dezibel Lärm schlucken. Denkbar sei auch eine Kombination aus Tempolimit und Flüsterbelag. Allerdings dämpfte die Gutachterin die Erwartungen bezüglich eines schallschluckenden Straßenbelags. Dieser habe keine bautechnische Zulassung und werde dementsprechend vom Landesbetrieb Mobilität (LBM) abgelehnt. Allerdings können die Schweicher in einigen Jahren auf eine Erneuerung des etwa 1200 Meter langen Lärmschutzes entlang der A 1 hoffen. Das Autobahnamt Montabaur hat bereits geplant. Vorgesehen ist, die bestehende 1,30 bis 1,60 Meter hohe Kombination aus Lärmschutzwällen und -wänden durch eine 2,50 Meter hohe Anlage zu ersetzen. Der Bund hat noch keine Ausbauzusage gemacht.

Was die L 141 in Schweich angeht, schwebt  Stadtbürgermeister Lars Rieger ein Tauschgeschäft vor. Wie er im Stadtrat sagte, möchte Schweich die durch den Ort führende Landesstraße übernehmen. Sie soll zur Gemeindestraße abgestuft werden, wobei dann auch die im Lärmaktionsplan erwähnte Einrichtung einer Geschwindigkeitsbegrenzung leichter durchzusetzen sei. Im Gegenzug soll das Land die Ortsentlastungsstraße, die Kreisstraße 39 neu, übernehmen. Sprecher aller Ratsfraktionen befürworten diesen Tausch, den die Stadt von der Unterhaltungspflicht der Umgehungsstraße entbinden würde. Das Land müsse allerdings vorher die Innerortsstraße sanieren. Einem Antrag der SPD, die Stadt möge wegen des Straßentauschs mit dem LBM sprechen, wurde ebenso zugestimmt wie dem Lärmaktionsplan.

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