Noch genug Ideen und Hirngespinste im Kopf

Schweich · Herbert Becker gehört zu den dienstältesten Karnevalisten der Region. Durch sein Engagement bei den Stadthusaren Schweich hat er sich die höchste Auszeichnung des deutschen Karnevals verdient. Aber er denkt noch lange nicht ans Aufhören.

 Will noch lange weitermachen: Herbert Becker hat sich schon einige Medaillen verdient. TV-Foto: Christian Altmayer

Will noch lange weitermachen: Herbert Becker hat sich schon einige Medaillen verdient. TV-Foto: Christian Altmayer

Schweich. "Ich habe eigentlich fünf Tage die Woche mit dem Karneval zu tun", sagt Herbert Becker (56), erster Vorsitzender der Stadthusaren Schweich. Auch außerhalb der fünften Jahreszeit ist er ständig damit beschäftigt, die Kampagnen zu planen und Einladungen zu verschicken. Er ist Herausgeber der Schweicher Karnevalszeitung, entwirft die Orden seines Vereins und steht auch selbst als Tänzer auf der Bühne. "Man könnte mich schon fast als Berufskarnevalisten bezeichnen", scherzt er."In den 1950er Jahren war der Karneval in Schweich völlig eingeschlafen", erinnert Becker sich. Um die Menschen wieder wachzurütteln, fuhr der damals zwölf-jährige Herbert Becker mit einigen Bekannten in Schlafanzügen johlend und singend durchs Dorf. Einige Tage später gründete er dann zusammen, unter anderem mit seinem Vater, den Schweicher Karneval-Verein. Seitdem sind jetzt 44 Jahre vergangen, und es hat sich viel getan. Becker hat inzwischen seine eigene Narrengilde gegründet: Die Stadthusaren Schweich. Damit gibt es in dem kleinen Dorf drei Karnevalsvereine, die eng miteinander zusammenarbeiten.Die große Leidenschaft von Herbert Becker ist das Tanzen. Bis heute hat er 500 Auftritte absolviert, war als Choreograph für den Verein tätig und richtete schon 22 Tanzturniere aus. 1992 wurde die Schweicher Herrengarde Rheinland-Pfalz-Meister. "Niemand hat damals mit uns gerechnet", erinnert er sich. Mittlerweile hat seine Garde schon viele Titel und Auszeichnungen gewonnen. 2015 richten die Husaren sogar die Bundesmeisterschaften aus. Das ist eine besondere Ehre für den Vollblutkarnevalisten, da die Meisterschaften in der Regel in größeren Städten ausgetragen werden. Stolz ist Herbert Becker auch auf seinen Sohn, der 2012 Vizemeister im Paartanz geworden ist. Seine Frau und seine Kinder sind selbst im Karneval aktiv. "Ich bin sehr dankbar, dass meine Familie hinter mir steht und mein Hobby teilt", sagt Becker.Menschen ganz nah

2009 erlitt Herbert Becker einen Herzinfarkt. Die düstere Prophezeiung lautete: Nie wieder Sport. "Das hätte bedeutet, nie wieder auf der Bühne zu stehen. Das konnte ich nicht akzeptieren", erklärt er bestimmt. Durch kontinuierliches Training im Fitnessstudio hat er geschafft, was seine Ärzte nicht für möglich hielten: Er konnte die Pumpleistung seines Herzens so stark steigern, dass er heute wieder tanzen kann.2010 erhielt Herbert Becker den "Verdienstorden in Gold", die höchste Auszeichnung des deutschen Karnevals. "Für die meisten Karnevalisten ist das so etwas wie ein Rentenbescheid", meint Becker. Er denkt aber überhaupt nicht ans Aufhören. "Ich habe noch genug Ideen und Hirngespinste für Jahre in meinem Kopf", sagt er. Hauptberuflich ist Becker Journalist für ein luxemburgisches Verlagsunternehmen im Ressort Gastronomie und Reisen. Neben seiner Begeisterung für den Karneval interessiert er sich auch für Wein, gutes Essen und fremde Länder. "So habe ich dann ja meine Hobbys zum Beruf gemacht." volksfreund.de/karneval

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