Nun haben sich Zeitzeugen erinnert

Aach · Mehr als ein paar Steine sind nicht mehr geblieben an sichtbarer Erinnerung an die jüdischen Mitbürger in Aach. Nun hat ein Arbeitskreis Zeitzeugen befragt und die Ergebnisse zusammengefasst. Herausgekommen dabei ist auch ein Rundgang durch den Ort.

Aach. Eine kleine Tafel an einem etwas festlicher aussehenden Haus in der Dorfmitte, ein eingezäuntes Stück Wiese mit einem Grabstein und einem weiteren mit mehreren Namen darauf. Das ist ungefähr alles, was übrig geblieben ist von der jüdischen Geschichte Aachs. Wirklich? Nicht ganz. Denn es hat das Forschungsprojekt Leben in Aach gegeben. Beim Projekt der Universität Trier in Zusammenarbeit mit dem Dekanat Schweich-Welschbillig und der Ortsgemeinde ging es darum, den Menschen auf den Zahn zu fühlen. Was läuft gut, was weniger, wie geht es weiter? Um diese Themen ging es. Dazu wurden Aacher Bürger befragt. Und dabei kam eine neue Frage auf: Wie war das eigentlich? Mit "das" gemeint sind die Zeit des Nationalsozialismus und die Schicksale der zahlreichen Aacher jüdischen Glaubens. Einige konnten vor den Nazis fliehen, viele wurden umgebracht.
Gut ein Dutzend Zeitzeugen haben die Trierer Studenten seinerzeit interviewt. Sozusagen als Übersetzerin vom Aacher Platt ins Hochdeutsche und als Vertrauensperson war Eva Schanen mit von der Partie. Sie engagiert sich wie einige andere Bürger auch in einer Arbeitsgruppe, die sich um die Geschichte des Dorfes kümmert. Eva Schanen: "Einige Geschichten haben mich sehr mitgenommen", sagt sie. Der eine oder andere Befragte hätte den Eindruck gemacht, die Ereignisse ab 1933 erneut zu durchleben.
Lange Jahre des Schweigens


Unterm Strich herausgekommen ist so etwas wie ein bisher ungehobener Schatz: Zeitzeugenberichte, die ein wichtiges Kapitel der Aacher Dorfgeschichte wiedergeben, über das lange Jahre geschwiegen worden ist.
Ausgehend von den bisher bekannten und den neuen Fakten haben die Mitglieder des Arbeitskreises einen Rundgang erarbeitet. Dieser Gang durch die Aacher Geschichte soll keine einmalige Aktion bleiben. Michael Weyand sagt: "Mit dem vorhandenen Bild- und Textmaterial wollen wir ein Leporello machen, das beispielsweise Schulklassen oder Firmgruppen zur Verfügung gestellt wird." Mit dieser Information an der Hand sollen die Interessierten dann ein Stück jüdischer Geschichte Aachs selbst erleben können. Auch in der Ortspolitik ist die jüdische Geschichte ein Thema. Verworfen wurde vorerst die Idee, sogenannte Stolpersteine zu verlegen. Ein solcher sollte nach ursprünglichen Plänen für Frieda und deren Vater Ruben Levy (beide 1943 im Konzentrationslager Theresienstadt ermordet) auf Anregung einer Verwandten der beiden in der Beßlicher Straße verlegt werden.
Ortsbürgermeisterin Claudia Thielen sagt, dass "das jüdische Leben in Aach ein fester Bestandteil unserer Geschichte ist." Sie wolle gemeinsam mit dem Gemeinderat überlegen, in welcher Form man "unsere Geschichte sichtbar machen kann." Möglich sei die Aufstellung einer Stele. Seit 1998 gibt es bereits eine an der ehemaligen Synagoge angebrachte Gedenktafel. Dort steht unter anderem, dass die Synagoge 1938 verwüstet worden sei. Um das Wort "verwüstet" hatte es Streit gegeben. Es war argumentiert worden, dass das Wort "geschändet" passender sei.

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