Nun wackelt das Kloster doch

Fällt das "Alte Kloster" in Föhren nun doch dem Abrissbagger zum Opfer? Da sich seit Jahren kein Investor zur Neunutzung des sperrigen Komplexes findet, wird die Wahrscheinlichkeit immer größer. Auch der Ortsgemeinderat signalisierte in seiner jüngsten Sitzung sein grundsätzliches Einverständnis.

Föhren. Recht harmlos klang in der Tagesordnung der Punkt "Ausbau des Vorplatzes Bürger- und Gemeindehaus". Doch dahinter verbarg sich mehr: Es ging um die Frage, ob man die schon für 2006 geplante Umgestaltung des Platzes wegen eines nun doch ins Auge gefassten Klosterabrisses nicht weiter zurückstellen sollte. Außerdem steht die Ortsgemeinde nun vor dem Angebot, den gesamten Bürgerhaus-Vorplatz und den maroden Bürgerhaus-Anbau (alte Schule) als "Geschenk" zu übernehmen. Stillstand bei Vorplatzgestaltung

Zur Vorgeschichte: Nachdem die Nonnenwerther Franziskanerinnen das als Waisenhaus genutzte Kloster in den 80er Jahren aufgegeben hatten, erwarb es eine saarländische Projektgesellschaft. Nach der Insolvenz der Gesellschaft im Jahr 2001 fielen das Kloster und das gesamte Klosterareal an eine saarländische Gläubigerbank. Die Bank setzte die Trie rer Anwältin für Insolvenzrecht, Christine Frosch, als Verwalterin ein. Der Klostergarten konnte von der Insolvenzverwaltung als Neubaugebiet vermarktet werden. Auch die Umnutzung einiger Nebengebäude - etwa als Gemeindehaus - gelang. Doch am riesigen Klosterkomplex, der zudem denkmalgeschützt ist, biss man sich bisher die Zähne aus. Und weil sich für das verfallende Anwesen kein Investor finden lässt, kommt auch die Vorplatzgestaltung nicht voran. In der Sitzung, an der auch Insolvenzverwalterin Frosch teilnahm, sprach Ortsbürgermeister Jürgen Reinehr von einer "bedauerlichen Situation". Ausführlich erläuterte er die jüngsten Bemühungen, gemeinsam mit der Insolvenzverwalterin eine Lösung zu finden. So berichtete Reinehr von Gesprächen mit der Kreisverwaltung, mit dem Landrat und von einem Ortstermin mit Denkmalexperten der ADD. Im Ergebnis zeichne sich eine Lösung ab, bei der mit einem interessierten Investor ein neuer Dorfmittelpunkt mit Supermarkt, medizinischem Zentrum und weiteren Dienstleistungseinrichtungen geschaffen werden könnte. Für ein solches Projekt stünde eine 60- bis 70-prozentige Förderung aus Strukturhilfe-Mitteln in Aussicht.Emotionale Bindung an das Kloster

Das Problem sei, dass solch ein Investor Planungsspielraum benötige und weitgehend über das Klosteranwesen verfügen müsste. Reinehr: "Daher muss endlich an das Kloster selbst herangegangen werden." Sicher hätten viele Föhrener eine emotionale Bindung zu dem Bau. Doch nun stehe man vor einer Entwicklung, die dem Ort sehr schade. "Wir werden das Kloster wohl nicht retten können. Es geht nun in Richtung Abriss", sagte Reinehr. Außerdem habe die Insolvenzverwaltung vorgeschlagen, der Gemeinde den gesamten Vorplatz und den Gemeindehaus-Anbau zu schenken, womit Föhren "natürlich auch eine Verpflichtung übernehmen würde". Bei den Fraktionen stieß insbesondere die vorgeschlagene "Schenkung" von Vorplatz und alter Schule auf Skepsis. Insolvenzverwalterin Frosch musste sich gegen den Vorwurf wehren, dadurch die Kosten wenigstens teilweise auf die Gemeinde abwälzen zu wollen. Außerdem fehle es noch an grundlegenden Informationen über den neuen Stand der Dinge, um hier und heute eine Entscheidung treffen zu können. Grundsätzlich aufgeschlossen stand der Rat einem möglichen Klosterabriss gegenüber. Rosi Radant (CDU): "Natürlich müssen wir die neue Entwicklung kritisch betrachten. Dies heißt aber nicht, dass wir eine mögliche Lösung um jeden Preis verhindern wollten." Ähnlich Uli Urbanek (SPD): "Wir wollen nichts mit Gewalt verhindern. Aber man muss gewissen Geschenken auch kritisch gegenüberstehen." In etwa sechs Wochen soll das Thema erneut auf die Tagesordnung kommen. Dann, so hofften Reinehr und Frosch, werde man mit dem Investor einig sein. Meinung Der Klotz am Bein Lässt sich das alte Kloster in Föhren in eine zukunftsweisende Neugestaltung der Ortsmitte einbinden? Schon vor zwei Jahren meinte der Autor dieser Zeilen in einem TV-Kommentar, dass dies vermutlich nicht möglich sei. Als "ketzerisch" wurde das von vielen Föhrenern verworfen. Die Empfindung zu dem Kloster mit seinem bestimmenden Bau, die Erinnerung an die Nonnenwerther Schwestern, die jahrzehntelang das Ortsbild und Geschehen mitgeprägt hatten, sitzt bei vielen tief. Demgegenüber stehen die jahrelangen und vergeblichen Versuche, einen Investor zu finden, der das Kloster in seiner Gesamtheit erhalten und in ein Konzept einbinden will und kann. Die Betonung liegt bei "kann": Dieses Monstrum in der Ortsmitte verhindert jede Möglichkeit zur Neugestaltung. Für potenzielle Investoren ist es der "Klotz am Bein", mit dem einfach keine Planung des Terrains möglich ist. Auch auf denkmalpflegerischer Seite scheint ein Umdenken einzusetzen. Ist dieser Riesenbau in der Ortsmitte wirklich erhaltenswert? f.knopp@volksfreund.de

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