"Riesenhemmschwelle vor dem Jugendamt"

Wie niedrigschwellig muss der Zugang zu Beratungsangeboten für sexuelle Misshandler sein? Darum drehte sich die Diskussion auf einer Fachtagung im Jugendhilfezentrum Don Bosco Helenenberg.

Helenenberg. Anlass war das zehnjährige Bestehen des Pinardi-Hauses im Jugendhilfezentrum. Dabei handelt es sich um eine betreute Wohnform für jugendliche sexuelle Misshandler . Nachdem das Pinardi-Haus 1998 eingerichtet wurde, habe man sich vor Nachfragen kaum retten können. Kernpunkt der Diskussion war die Frage der möglichen Vernetzung mit verschiedenen Einrichtungen, die mit Opfern sexueller Gewalt arbeiten. Einig waren sich die Teilnehmer, dass bei Missbrauchsfällen schnelle Hilfe geboten sei. Die Hemmschwelle, das, was nicht hätte geschehen sollen, auszusprechen und Hilfe in Anspruch zu nehmen, sei hoch. Daher müsse ein Angebot niedrigschwellig sein. Tätern und ihren Familien sollte der Gang zum Jugendamt erspart und ihnen die Möglichkeit eröffnet werden, sich in einer Beratungsstelle helfen zu lassen - ohne den Umweg über das Jugendamt zu nehmen. Durch den direkten Gang zur Beratungsstelle versprachen sich die Vertreter eine größere Offenheit. Dass dieses Modell klappt, demonstrierte Harald Conrad, Beratung Neue Wege Saar. Die saarländischen Jugendämter würden schneller auf Angebote zurückgreifen. Auch Thomas Herrmann, Pinardi-Haus, bescheinigte eine "Riesenhemmschwelle" vor dem Jugendamt. Hans Schmitt, Leiter des Kreisjugendamts, wehrte sich gegen die "Kritik an der öffentlichen Jugendhilfe" und sprach von einer "angeborenen Angst vor dem Jugendamt". Die Teilnehmer verständigten sich am Schluss der von Dieter Lintz, Leitender Redakteur beim TV, moderierten Diskussion darauf, im Dialog zu bleiben.

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