Schule in Zemmer beklagt Raumnot: Wieder wird geprüft und deshalb nicht gebaut

Zemmer · In vielen Orten gibt es aufgrund der demografischen Entwicklung nur noch wenige Schulkinder. Es drohen mittelfristig Schulschließungen. In Zemmer gibt es zu viele Kinder für den vorhandenen Platz. Obwohl der Bedarf schon lange bekannt ist, lässt eine Lösung der Raumnot weiter auf sich warten.

 In der Grundschule in Rodt gibt es zu wenig Platz für weitere Klassen. Die Frage ist, ob das Problem mit einem Anbau in Rodt gelöst wird oder ob die alte Schule in Zemmer reaktiviert wird. TV-Foto/Archiv: Albert Follmann

In der Grundschule in Rodt gibt es zu wenig Platz für weitere Klassen. Die Frage ist, ob das Problem mit einem Anbau in Rodt gelöst wird oder ob die alte Schule in Zemmer reaktiviert wird. TV-Foto/Archiv: Albert Follmann

Foto: Albert Follmann (ClickMe)

Zemmer. Die magische Grenze liegt bei 24. Davon sind die Zemmerer weit entfernt. Schulleiter Alexander Weber sagt: "Derzeit haben wir 32 Anmeldungen." Das bedeutet, dass es zum neuen Schuljahr sehr wahrscheinlich zwei Klassen geben wird. Denn maximal 24 Schüler darf eine Grundschulklasse im Regelfall haben.
Eher unwahrscheinlich ist hingegen, dass es für beide Klassen auch Platz im Schulgebäude im Ortsteil Rodt gibt. Denn es besteht wieder einmal Klärungsbedarf. Ursprünglich war es Ziel der Verbandsgemeinde Trier-Land als Schulträger, den fehlenden Platz in Zemmer so zeitig bauen zu lassen, dass alle Abc-Schützen im Gebäude untergebracht werden können. Doch da hatten Verwaltung und Verbandsgemeinderat wohl die Rechnung ohne die Aufsichtsbehörden gemacht. Denn sowohl die Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord (SGD) als auch die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Trier (ADD) hatten und haben ein Wörtchen mitzureden. Die SGD ist mit im Boot, weil die Wirtschaftlichkeit des Vorhabens überprüft wird. Die ADD ist als Schulaufsicht gefragt.
Über mehrere Monate hinweg gab es Uneinigkeit darüber, um wie viele Räume überhaupt erweitert werden soll. Ähnlich wie in Trierweiler vertrat die ADD lange Zeit die Ansicht, dass ein weiterer Raum ausreicht. Die Verbandsgemeinde Trier-Land wollte mehr. Und bekam am Ende auch mehr.
Eine weitere Klippe schien die VG ebenfalls überwunden zu haben. Denn die SGD wollte nämlich wissen, was günstiger wird. Entweder der Anbau neuer Räume an die Grundschule in Zemmer-Rodt. Oder die Sanierung der alten Schule in Zemmer, die vor einigen Jahren aufgrund rückläufiger Schülerzahlen geschlossen worden war. Ergebnis: Der Anbau in Rodt kostet weniger als die Sanierung.
Damit nicht genug. Denn der Verbandsgemeinderat hat zuerst beschlossen, die neuen Räume teilweise in der sogenannten Container-Bauweise errichten zu lassen. Dabei werden vorgefertigte Bauteile verbaut. Mitte November dann die Kehrtwende: Nun sollen alle Räume in Massivbauweise errichtet werden. Damals ist mit Kosten in Höhe von rund 730 000 Euro gerechnet worden. Ob es dabei bleibt, kann die Verwaltung derzeit nicht sagen.
Bereits zu diesem Zeitpunkt ist klar gewesen, dass bis zum Beginn des Schuljahrs der notwendige Platz nicht vorhanden ist. Als Retter in der Raumnot hat sich die Ortsgemeinde Zemmer erwiesen. Die hat ihre Bereitschaft signalisiert, einen Raum in der Turnhalle zur Verfügung zu stellen. Diese Übergangslösung ist auch mit Schulleiter Alexander Weber abgesprochen. Der betont jedoch auf TV-Anfrage, dass das Ausweichquartier nur für eine kurze Zeit vertretbar sei. "Das darf keine Dauereinrichtung werden", sagt er. Es gebe inzwischen auch schon Eltern, die ihren Unmut darüber geäußert hätten, dass kein richtiger Klassenraum zur Verfügung stehe.Behörde untersucht Alternativen


Wie lange ein Teil der neuen Schüler in Zemmer ausquartiert bleibt, ist derzeit offen. Torsten Petry, Leiter der Sachgebiets Organisation bei der VG-Verwaltung Trier-Land, sagt: "Die Antragsunterlagen befinden sich zurzeit bei der SGD Nord zur weiteren Prüfung." Erst wenn die Zustimmung zum vorzeitigen Baubeginn vorliege, könnten die Arbeiten ausgeschrieben werden. Nach Aussage Petrys soll die SGD ihre Prüfung bis Ende des Monats abschließen. Die geht übrigens erneut der Frage nach, was günstiger ist. Der Neubau von Klassenräumen in Zemmer-Rodt oder die Sanierung der alten Schule in Zemmer. Denn mit dem vom VG-Rat beschlossenen Wechsel der Bauweise verändern sich auch die Kosten.
Würde die Sanierungsvariante gewählt, lägen zwischen den beiden Schulstandorten rund 3,7 Kilometer Fahrweg. Gegen diese Aussicht hatten sich sowohl der Rat als auch die Schulgemeinschaft ausgesprochen.Meinung

Viele Köche verderben den Brei
Sowohl der Verbandsgemeinde-rat Trier-Land als auch die Mittelbehörden des Landes haben alles richtig gemacht. Und trotzdem läuft da etwas gewaltig schief: So wie es aussieht, wird ein Teil der Erstklässler seine Schullaufbahn in einem Nebenraum der Turnhalle beginnen. Dabei hätte es auch anders laufen können. Beispielsweise dann, wenn der Rat sich früher um das Thema Klassenräume gekümmert hätte und die Finger von den eingetüteten Plänen gelassen hätte. Oder dann, wenn dieses aus anderen Orten bekannte Feilschen um die Frage, wie viele Räume denn notwendig sind, früher beendet worden wäre. Oder die Rumrechnerei, ob ein Anbau oder die Reaktivierung eines Altstandorts auf dem Papier billiger wäre. Im Fall der Schulerweiterung in Zemmer hat sich gezeigt, dass viele Köche den Brei verderben. Die Leidtragenden sind am Ende die Kinder, die im Sommer eingeschult werden. Und denen heute noch niemand sagen kann, wie lange sie in ihrem Notquartier bleiben müssen. h.jansen@volksfreund.deExtra

Schülerzahlen: Der Schulbezirk der Grundschule Zemmer umfasst die Gemeinde Zemmer. Aufgrund der Geburtenzahlen ist ersichtlich, dass auch in den kommenden Jahren jeweils zwei erste Schulklassen zusammenkommen werden. Laut Statistischem Landesamt gibt es im kommenden Jahr 29 Abc-Schützen, 2018 sind es nach heutigem Stand 31, 2019 27. Erst 2021 reicht es nur noch für eine Klasse. In diesen Zahlen sind naturgemäß keine Veränderungen aufgrund von Umzügen eingerechnet. har

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort