So floss das Wasser zu Römerzeiten

Beim Start der Fremdenverkehrssaison 2011 ist Waldrach um eine Attraktion reicher: Ein rekonstruiertes Stück einer römischen Wasserleitung lädt dann am Ruwer-Hochwald-Radweg zum Schauen und Rasten ein.

Waldrach. Gut erhaltene Reste einer römischen Wasserleitung waren 2007 im Rahmen des Konstantinjahrs in Waldrach freigelegt worden. Die Relikte römischer Versorgungstechnik lagen in einem Hang hinter dem ehemaligen Waldracher Bahnhof, unmittelbar neben dem Ruwer-Hochwald-Radweg. Federführend bei den Grabungsarbeiten waren Experten des Rheinischen Landesmuseums. Technisch und personell unterstützt wurden sie von der Verbandsgemeinde (VG) Ruwer (TV vom Mai 2007). Zum Konstantinjahr wollten die Archäologen ein etwa zehn Meter langes Stück der römischen Wasserleitung rekonstruieren.

Der Hang an der Fundstelle erwies sich jedoch als instabil. Die Präsentation der Funde wäre an dieser Stelle nur mit einer kostspieligen Hangabsicherung möglich geworden. Angesichts dieser Mehrkosten strich Mainz die in Aussicht gestellte Förderung. Zunächst wuchs wieder Gras über die Funde (TV vom Juli 2008). Vergessen war das Projekt jedoch nicht.

Gemeinsam mit der Ortsgemeinde Waldrach und in Absprache mit dem Landesmuseum fand die VG Ruwer eine preiswertere Lösung (TV vom März 2009): Einige Meter vom alten Grabungsort entfernt wurde ein weiterer Abschnitt der Leitung weiträumig freigelegt. Der flachere Böschungsverlauf erforderte dort keine Stützmauer.

Allerdings war die Römerkonstruktion an dieser Stelle nicht mehr komplett, sondern nur noch an ihrem Boden aus Kalkbeton erkennbar. Die Wände und die Abdeckung aus behauenen Sandsteinquadern hatten seit dem Eisenbahnbau im 19. Jahrhundert in der Nähe herumgelegen. Nun sollten sie zusammen mit dem antiken Estrichboden wieder zu einem Stück Wasserleitung rekonstruiert werden.

Dieser Plan ist nun verwirklicht: Unter der Leitung von Karl-Josef Gilles, Rheinisches Landesmuseum, wurde aus den behauenen Sandsteinquadern ein Stück römische Wasserleitung rekonstruiert.

Die Arbeiten der beauftragten Firma Klein aus Prosterath sind nahezu abgeschlossen. Auch der von Architekt Thomas Hemmes aus Kasel gestaltete Rahmen rund um das Römerrelikt ist fast fertiggestellt. Die Rekonstruktion aus rotem Sandstein wurde dabei weiträumig mit dunklem Schiefermauerwerk umfasst.

Eine Treppe und eine rollstuhlgeeignete Rampe verbinden den Radweg mit den höher gelegenen antiken Überresten. Hinzukommen werden Bänke, Bäume und eine Holzkonstruktion als offene Überdachung. Bürgermeister Bernhard Busch beziffert die Gesamtkosten auf rund 95 000 Euro. 59 000 Euro davon übernimmt das Land und 5000 Euro die Kulturstiftung der Sparkasse. Den Rest teilen sich die VG Ruwer und die Ortsgemeinde.

Extra Die römische Wasserleitung verlief aus dem Ruwertal kommend entlang des Grünebergs nach Trier bis in die Nähe des Amphitheaters, von wo das Wasser zu Brunnen und Wasserspeichern weitergeleitet wurde. Gebaut war die Wasserleitung aus Sandsteinquadern, Schieferbruchsteinen und Kalkmörtel. Sie besaß einen Querschnitt von 0,72 Meter Breite zu 0,90 Meter Höhe. Spuren weisen auf eine mittlere Durchlauf-Höhe von 0,60 Meter. Danach berechnet sich die Leistungsfähigkeit auf 25 400 Kubikmeter pro Tag, also über neun Millionen Kubikmeter im Jahr. Diese Menge entspricht ungefähr dem Trinkwasserbedarf der Stadt Trier heute.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort