Parteien Trier-Land wirbelt CDU-Liste für den Kreis Trier-Saarburg durcheinander

FelL · Nominierung für den Kreistag: Alexander Bohr unterliegt im Kampf um Platz sechs. Gute Ergebnisse für die jungen Kandidaten.

 Die CDU-Bewerber für die Kreistagswahl nach der Nominierung im Winzerkeller in Fell.

Die CDU-Bewerber für die Kreistagswahl nach der Nominierung im Winzerkeller in Fell.

Foto: Albert Follmann

Die Vertreterversammlung der Kreis-CDU am Samstag im Moselort Fell wäre wohl zu einem ziemlich langweiligen fünfstündigen Wahlmarathon geworden, hätte es nicht eine überraschende Kampfabstimmung um Listenplatz 6 gegeben. Als Alexander Bohr aus Welschbillig, CDU-Fraktionschef im Verbandsgemeinderat Trier-Land und Kreistagsmitglied, morgens zum Tagungsort im Feller Winzerkeller fuhr, da war für ihn die Welt noch in Ordnung. Platz sechs hätte bei der Kommunalwahl am 26. Mai den sicheren Wiedereinzug in den Kreistag bedeutet, wenn man bedenkt, dass die Christdemokraten aktuell 20 der 46 Mandate im Kreistag innehaben.

Doch dann kam der Konter aus dem eigenen CDU-Gemeindeverband Trier-Land: Ein Mitglied schlug Hans-Peter Schneider aus Kordel für diesen Listenplatz vor. Ein Raunen ging durch den Saal, und die 135 Delegierten aus den CDU-Ortsverbänden des Kreises Trier-Saarburg hatten nun die Wahl zwischen dem 44-jährigen Landwirt vom Bohrshof und Schneider, dem 48-jährigen Studiendirektor aus Kordel, der an der Berufsbildenden Schule in Wittlich Technikfächer unterrichtet. Der Herausforderer erhielt bei der geheimen Wahl 71 Stimmen, Bohr 62. Der Welschbilliger sagte, er sei völlig überrascht worden, schließlich habe der Vorstand der CDU Trier-Land einmütig die Liste aufgestellt. Hans-Peter Schneider sagte, er stehe für einen Neuanfang. „Die CDU hat die Bürgermeisterwahl in Trier-Land nicht ohne Grund verloren. Die Frage ist, ob wir mit den gleichen Köpfen weitermachen oder neu anfangen, vielleicht auch mit einem anderen Umgangston.“

Angeführt wird die Kreistagsliste vom CDU-Kreisvorsitzenden Arnold Schmitt und Bernd Henter, CDU-Bezirksvorsitzender und Fraktionschef im Kreistag (siehe Info).

Die wichtigste Herausforderung für die nächsten fünf Jahre sei der Erhalt der Infrastruktur in den Dörfern, sagte Schmitt. „Der ländliche Raum darf nicht von den städtischen Regionen abgehängt werden.“ Landrat Günther Schartz sagte, die Christdemokraten hätten als führende Partei eine besondere Verantwortung, extremistische Strömungen im Kreis zu bremsen. Kritik übte er an der Landesregierung: „Für gleichwertige Lebensbedingungen zu sorgen, das hat Rheinland-Pfalz im Gegensatz zum Bund noch nicht aufgegriffen. Stattdessen regelt man lieber Altschulden.“

Auffallend war, dass vor allem junge Kandidaten gute Wahlergebnisse erzielten, etwa der Vorsitzende der Jungen Union, Marcel Dawen (24) aus Pellingen (Platz 10, 134 Ja-, zwei Nein-Stimmen). Einige Etablierte erhielten dagegen einen Dämpfer, etwa Bundestagsabgeordneter Andreas Steier. Er wurde auf Platz 5 gewählt, erhielt aber 22 Nein-Stimmen.

Dass der Kreisverband Stephanie Nickels, Bürgermeisterin der VG Ruwer, auf Platz 25 setzte, passte wohl einigen Mitgliedern auch nicht. Sie erhielt 28 Nein-Stimmen. Eigentlich ist es bei der Kreis-CDU ein ungeschriebenes Gesetz, dass hauptamtliche Bürgermeister erst ab Platz 30 nominiert werden, weil sie durch ihren hohen Bekanntsheitsgrad ohnehin gute Chancen haben, von den Bürgern in den Kreistag gewählt zu werden.

Weil die Einwohnerzahl des Kreises Trier-Saarburg die Marke von 150 000 überschritten hat, hat der Kreistag in der nächsten Legislaturperiode 50 Mitglieder. Aktuell hat er 46. Die Kreis-CDU wählte in Fell insgesamt 53 Personen, davon sind drei Nachrücker.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort