Jugendliche Bürgermeister Rieger sagt Randalierern den Kampf an

Schweich · Schweichs Stadtchef will künftig jeden Fall von mutwilliger Sachbeschädigung anzeigen. Die Vorfälle häufen sich – und eine Gruppe Jugendlicher hat einen Interessenkonflikt.

 Durch Sachbeschädigungen und Schmierereien ist der Skater-Platz in Schweich schon öfter in Mitleidenschaft gezogen worden.

Durch Sachbeschädigungen und Schmierereien ist der Skater-Platz in Schweich schon öfter in Mitleidenschaft gezogen worden.

Foto: Albert Follmann

Dem Schweicher Stadtbürgermeister Lars Rieger reißt der Geduldsfaden. Er will die mutwilligen Sachbeschädigungen im Stadtgebiet nicht mehr länger dulden und jeden Fall zur Anzeige bringen. Das Ausmaß an Sachbeschädigungen in Schweich habe in den vergangenen Wochen ein Niveau erreicht, das nicht mehr länger hinnehmbar sei, sagt Rieger.

Unter anderem wurde ein Wartehäuschen am Schulzentrum demoliert. An der Grundschule Bodenländchen wurden Fenster eingeworfen und Toiletten beschädigt. Die Skate-Anlage an der Stefan-Andres-Halle wurde zugemüllt und beschmiert. Unbekannte schlugen eine Ruhebank in den Weinbergen kurz und klein. Mitte September wurde zum wiederholten Mal eine Bodenleuchte aus Sicherheitsglas am Bürgerzentrum beschädigt. Geschätzter Schaden: 1000 Euro.

Bisher habe er auf eine Anzeige verzichtet, wenn die Täter identifiziert wurden und für den Schaden aufkamen. Aber mit dieser Rücksichtnahme sei jetzt Schluss. Rieger bittet die Eltern eindringlich, ihren Kindern deutlich zu machen, dass diese sich mit einem Strafverfahren möglicherweise ihre Zukunftschancen verbauen. Das Stadtoberhaupt und die Polizei gehen davon aus, dass der Vandalismus auf das Konto von Jugendlichen geht.

Alleine sieben Anzeigen gingen bei der Polizei wegen der jüngsten Zerstörungswelle an der Bodenländchen-Schule und dem Stefan-Andres-Schulzentrum ein. „Die Verantwortlichen zu finden ist schwierig”, sagt Stefan Becker von der Polizeiinspektion (PI) Schweich. „Es sind immer die Gleichen, die sich abends oder am Wochenende an den Schulen herumtreiben, aber keiner verpfeift den anderen.” (zu Sachbeschädigungen in der Stadt Schweich siehe auch unser Info).

Andere Jugendliche anschwärzen, das wollen die etwa 20 Skater nicht. Obwohl sie dazu allen Grund hätten. Ihr Treffpunkt für Sport und Freizeit, der 400 Quadratmeter große Betonparcours mit Halfpipe und Rails (Schienen), ist schon mehrfach von anderen Jugendlichen arg in Mitleidenschaft gezogen worden. So etwa Anfang Juli, als der Parcours sowie ein Aufenthaltscontainer und eine Tür der Sporthalle mit Graffiti beschmiert wurden. In der Nacht zum Stadtfest-Samstag (7./8. September) feierten an die 50 Jugendliche an der städtischen Skate-Arena eine wilde Party. Das Ergebnis: Scherben, Kotze und haufenweise Müll.

„Oft müssen wir erst mal eine halbe Stunde sauber machen, bevor wir fahren können”, beschweren sich die Skater. Durch die Scherben bestehe eine hohe Sturz- und Verletzungsgefahr. Stefan Henn vom Verein Jugendarbeit in Schweich hat wegen der Vorfälle eine Mail an Stadtbürgermeister Rieger geschrieben. Darin zeigt er sich besorgt wegen zunehmender Konflikte mit den „Schulhofkids”, wie er sie nennt.

Pöbeleien und Streitigkeiten hätten zugenommen. Mit der Gruppe von zehn bis 20 Personen im Alter von 14 bis 21 Jahren, von denen die weitaus meisten von außerhalb kämen, sei „nicht gut Kirschen essen”. Die Skater hätten sich teilweise aus Angst zurückgezogen. Gesprächsversuche mit den Schülern seien erfolglos gewesen. Einer aus der Szene sagt: „Die könnten ja hier gemütlich chillen und ein Bier trinken. Aber leider lassen sie sich bei keinem unserer Events blicken.”

Der Vereinsvorstand fühle sich mit der Situation überfordert, sagt Henn. Seit das Schulzentrum im Juli eingezäunt worden sei, habe sich die Situation verschärft. Wie berichtet, hatte der Kreis zu Beginn der Sommerferien einen Zaun um Realschule und Gymnasium bauen lassen, um dem zunehmenden Vandalismus im Schulbereich Einhalt zu gebieten. Das Problem habe sich nun auf andere Räume in der Stadt verlagert, sagt Henn. Das bestätigt auch die Polizei.

Henn kritisiert den Zaunbau. Dadurch würden die Jugendlichen ausgegrenzt anstatt eingebunden. Eine nachhaltige Lösung könne nur sein, die Jugendlichen für eine Zusammenarbeit zu gewinnen, sodass sie selbst eine Wertschätzung erfahren und diese dann auch gegenüber dem Eigentum anderer entwickeln. Dafür bedürfe es allerdings professioneller Strukturen in der Jugendpflege.

 Ein beschädigtes Urinal in der Grundschule Bodenländchen in Schweich.

Ein beschädigtes Urinal in der Grundschule Bodenländchen in Schweich.

Foto: VG-Verwaltung Schweich
 Diese Tür brachen Unbekannte in der Grundschule auf.

Diese Tür brachen Unbekannte in der Grundschule auf.

Foto: VG-Verwaltung Schweich

Seit Monaten ist die Stelle eines Jugendpflegers in Schweich vakant. Derzeit läuft das Auswahlverfahren für die Neubesetzung – nicht wie bisher in Vollzeit, sondern nur als halbe Stelle.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort