Weinbau Wann werden die bröckelnden Mauern an der Thörnicher Ritsch saniert?

Thörnich · 2014 bot das Land an, Weinbergsmauern auf der Thörnicher Ritsch zu sanieren. Das hätte Modellcharakter für andere Weinlagen haben können. Doch es kam ganz anders.

 Wären noch sanierbar: Den Trockenmauern auf der Ritsch sieht man ihr Alter an.

Wären noch sanierbar: Den Trockenmauern auf der Ritsch sieht man ihr Alter an.

Foto: Friedhelm Knopp

Der Bauern- und Winzerverband Trier-Saarburg fühlt sich vom Mainzer Umweltministerium verschaukelt. Grund: 2014 hatte das Ministerium Hilfe bei der Sanierung der zahlreichen Weinbergsmauern auf der Thörnicher Ritsch versprochen. Die Arbeiten sollten aus Windkraftersatzgeldern finanziert werden. Das als Pilotprojekt angekündigte Finanzierungsmodell erwies sich jedoch als Luftnummer, und die Mauern bröckeln weiter.

Die Lage „Thörnicher Ritsch“ fällt durch viele kleine Parzellen und zahlreiche Weinbergstrockenmauern an ihren Hängen auf. Die Stückelung in unwirtschafftliche Kleinparzellen ist die Folge von Erbteilungen über mehrere Generationen, weshalb dort seit Jahren unter der Federführung des Dienstleistungszentrums Ländlicher Raum (DLR) ein umfangreiches Flurbereinigungsverfahren läuft. Erhalten werden sollen dabei die zahlreichen, 70 bis 100 Jahre alten Trockenmauern, die dem Steilhang Halt geben. Die mörtellosen Bauwerke sind gleichzeitig ein wichtiges Refugium für geschützte Eidechsen und andere Kleintiere und somit auch ein Naturschutzfaktor. Schon vor Jahren schlug deshalb der Bauern- und Winzerverband des Kreises Trier-Saarburg vor, die Mauern im Zuge der Flurbereinigung zu sanieren – quasi als Synerergieeffekt. Die Mittel dafür sollten aus den für den Naturschutz bestimmten Windkraftersatzgeldern bereitgestellt werden.

2014 schien die Idee zu greifen: Bei einem Besuch in Thörnich erklärte der damalige Umweltstaatssekretär Thomas Griese vor Vertretern des Kreises und des Kreis-Bauern- und Winzerverbandes: „Der Bau und Erhalt von Weinbergtrockenmauern sind eine Naturschutzaufwertung, die den Einsatz von Windkraftersatzgeldern rechtfertigt.“ Man trennte sich wohlgelaunt, und der TV kommentierte: „Der Winzerverband bekam die Zusage, dass die Sanierung von Trockenmauern demnächst aus Naturschutzmitteln gefördert werde, sogar auf dem Tablett serviert.“

Tatsächlich wurden die entsprechenden Gelder zunächst auf die Dauer von zwei Jahren in Mainz „geparkt“.

Nach Auskunft der Kreisverwaltung Trier-Saarburg stellte die untere Naturschutzbehörde am 15. April 2014 den ersten Förderantrag. Bewilligt wurde er nicht. Am 7. Februar 2015 folgte von Trier aus ein weiterer, überarbeiteter Antrag, der die Bedeutung der Mauern für den Artenschutz hervorhob. Auch dieser Versuch war vergeblich. Nach Ablauf der Zweijahresfrist wurde 2016 um weitere zwei Jahre verlängert, doch auch die zweite Frist läuft nun aus, ohne dass Förderungen flossen.

Walter Clüsserath, Kreisvorsitzender des Bauern- und Winzerverbands und Hauptinitiator der Idee, ist heute zutiefst entäuscht über die nicht eingehaltenen Versprechungen. Er vermutet, dass „Mainz zurückgerudert ist, weil einige Interessengruppen die Sorge hatten, die Tür für weitere Dinge dieser Art zu öffnen“, obwohl es nach dem Landesnaturschutzgesetz möglich wäre. Danach hätten produktintegrierte Maßnahmen sogar Vorrang – und Trockenmauern gehörten zur Weinproduktion. Clüsserath: „Nach der Landtagswahl wurden die Ministerien in Mainz umstrukturiert. Nun schiebt man dort die Sache zwischen den Ressorts hin und her, obwohl es de facto noch immer Sache des Umweltministeriums wäre.“ Dies alles trage zur Politikverdrossenheit bei, und „niemand muss sich wundern, wenn die Leute hier unten mit denen da oben nichts mehr zu tun haben wollen“. Auf Anfrage des TV erklärt das Ministerium für Umwelt, Energie, Ernährung und Forsten (Mueff), dass es seit 2015 nicht mehr für die Verwaltung der Windkraftersatzzahlungen zuständig sei, sondern die Stiftung Natur und Umwelt (SNU). Außerdem sei die Zahlung dieser Ersatzzahlungen örtlich auf den engeren Naturraum um die neuen Windkraftanlagen begrenzt worden (siehe Info).

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