Wieder Ärger wegen illegaler Container

Trierweiler-Sirzenich/Schweich · Die Gemeinde Trierweiler hat einen Altkleider- und Schuhsammelcontainer zwangsräumen lassen. Eine Firma aus Frankfurt hatte ihn ohne Genehmigung auf gemeindeeigenen Grundstücken abgestellt. Die Verbandsgemeinde Schweich hat bereits drei illegal aufgestellte Container eines Marburger Unternehmens beschlagnahmt.

 Gemeindearbeiter Rainer Gieren verlädt den illegal in Sirzenich aufgestellten Container auf einen Radlader. TV-Foto: Albert Follmann

Gemeindearbeiter Rainer Gieren verlädt den illegal in Sirzenich aufgestellten Container auf einen Radlader. TV-Foto: Albert Follmann

Trierweiler-Sirzenich/Schweich. Es war ein regelrechtes Katz-und-Maus-Spiel: Mitte März hatte die Firma "AG Textilverbund Frankfurt" den Container für gebrauchte Schuhe und Kleidung am Ortseingang von Sirzenich aufgestellt. Die beige Box, die den Altkleidercontainern vom Roten Kreuz und von der Caritas ähnlich sieht, stand unmittelbar neben der Bushaltestelle in der Aacher Straße.
Die Gemeinde Trierweiler, zu der Sirzenich gehört, hatte die Aufstellung nicht genehmigt. Am 22. März forderte Ortsbürgermeister Matthias Daleiden deshalb die Frankfurter Firma schriftlich auf, den Container zu entfernen. Ihr wurde eine Frist bis 5. April gesetzt.
Transport zum Bauhof


Am 30. März wurde der Container dann tatsächlich entfernt, aber nur wenige Meter weiter - auf der anderen Straßenseite, ebenfalls auf Gemeindeeigentum - wieder aufgestellt. Daleiden schaltete daraufhin die Verbandsgemeindeverwaltung Trier-Land ein. Deren Fachbereich Liegenschaften setzte der AG Textilverbund mit Schreiben vom 3. April eine weitere Frist: Der Container sei umgehend, spätestens bis 13. April, zu beseitigen. Ansonsten werde die Gemeinde ihren Unterlassungsanspruch gerichtlich geltend machen und die Beseitigungskosten in Rechnung stellen.
Am 12. April meldete sich die AG Textilverbund telefonisch bei Matthias Daleiden und teilte mit, am 14. April werde die Box auf das benachbarte private Grundstück versetzt. Der Eigentümer habe dafür sein Einverständnis gegeben. Was nach Auskunft des Ortsbürgermeisters nicht stimmt - und letztlich auch unerheblich war.
Denn der Grünstreifen an der Ecke Aacher Straße/Kirschenbungert, auf dem die Box zuletzt landete, befindet sich ebenfalls in Gemeindebesitz. Pech für die Firma - am Donnerstagmorgen machte die Gemeinde kurzen Prozess und ließ den Container mit einem Radlader zum Bauhof abtransportieren. Die Kosten der Versetzung einschließlich der Unterbringung werden nun der Firma in Rechnung gestellt. Erst nach Zahlung kann sie den Container abholen.
Bei Anruf antwortet Mailbox



Wie viel Vertrauen die Verwaltung von Trier-Land in die dubiose Firma hat, die bundesweit schon mehrfach wegen der illegalen Aufstellung von Containern aufgefallen ist, wird im letzten Satz der Handlungsempfehlung an die Gemeinde Trierweiler deutlich: "Bargeldzahlungen sollten nur akzeptiert werden, wenn die Echtheit des Zahlungsmittels sichergestellt ist."
Der Firmenname klebt klein auf der Seite, wer die 0180er-Nummer wählt, erreicht nur einen Anrufbeantworter.
Offenbar lohnt sich der Handel mit abgetragenen Textilien. Die Zahl der illegal aufgestellten Container steige seit Jahren, zitiert die Stuttgarter Zeitung einen Mitarbeiter des Stuttgarter Ordnungsamts. Auch in der Verbandsgemeinde Schweich sind bereits illegale Container auf behördliche Anordnung entfernt worden.
Und zwar im Neubaugebiet Ermesgraben und am Freibad in Schweich sowie in Leiwen - alle aufgestellt von der Firma Bicker aus Marburg, wie Büroleiter Wolfgang Deutsch von der VG-Verwaltung Schweich berichtet. Die Schweicher Boxen seien gegen eine Bargeldzahlung eingelöst worden, in Leiwen habe sich der Eigentümer noch nicht blicken lassen.
Auch am Norma-Markt in Longuich stehe ein Container, allerdings auf Privatgelände. "Da gibt\'s keine Handhabe", sagt Deutsch. Die Dreistigkeit, mit der manche Firmen hier vorgehen, hat für ihn System: "Die fahren über Land, stellen die Container irgendwo ab und hoffen, dass es nicht bemerkt wird."
Meinung

Ein lukratives Geschäft
Offenbar lohnt sich der Handel mit gebrauchten Klamotten und Schuhen. Allerorten sprießen die Container aus der Erde. Die Stadt Schweich genehmigt keine neuen mehr, weil der Bedarf mehr als gedeckt ist. Zudem tragen sie auch nicht gerade zur Verschönerung des Ortsbildes bei. Nun drängen im Trierer Land neben den "guten", den karitativen Betreibern, auch die "bösen" Privatfirmen auf den Markt. Im Wissen, dass ihnen die Kommunen sowieso keine Erlaubnis zum Aufstellen der Container erteilen und weil sie keine schlafenden Hunde wecken wollen, stellen dubiose Unternehmen die Boxen einfach illegal auf. Wie man am Beispiel von Leiwen sieht, können es sich diese Firmen offenbar leisten, auf die Einlösung ihrer zwangsgeräumten Sammelboxen zu verzichten und sie auf kommunalen Bauhöfen vor sich hinrosten zu lassen. Ein großes Risiko scheinen die illegal tätigen Unternehmen nicht einzugehen. Werden sie erwischt, droht ihnen allenfalls ein kleines Bußgeld. Aber wie wir ja mittlerweile wissen, sind die Sammelmotive von Rotem Kreuz & Co. keineswegs so samariterhaft, wie manch gutgläubiger Spender glaubt. Die Sachen werden nach Gewicht an Vertragspartner verkauft - oft sind es bereits private Weitervermarkter, die die Container leeren. In großen Sortierlagern gesichtet und nach Qualität getrennt wird die Ware in großen Ballen nach Afrika verschifft. Da spielt es keine Rolle mehr, wer sie gesammelt hat. Immerhin kann man davon ausgehen, dass die Wohlfahrtsverbände mit dem Verkaufserlös der Kleider und Schuhe Gutes tun und sich das Geld nicht in die eigenen Taschen stopfen. a.follmann@volksfreund.de

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