Zwei schweigen und einer redet

Trier/Dudeldorf · Schmuck und Bargeld waren bevorzugte Beute einer Einbrecherbande, die von Juli 2014 bis Februar 2015 zahlreiche Einfamilienhäuser in der Westeifel heimsuchte. Zurück blieben zwei verletzte Opfer. Gestern hat vor dem Landgericht Trier der Prozess gegen die drei Tatverdächtigen begonnen.

Trier/Dudeldorf. Als die drei Angeklagten in den Saal der Dritten Großen Strafkammer geführt werden, warten schon einige Frauen mit kleinen Kindern auf sie. Familienleben scheint bei ihnen einen hohen Stellenwert zu haben. Die Männer gehören zu einem großen, über Europa verteilten Familienclan, obwohl jeder eine andere Sprache spricht.

Als Kopf der Bande gilt S. (vermutlich 45). Er ist geboren in Serbien und spricht Serbisch. Seine Papiere sind laut Staatsanwaltschaft widersprüchlich. Zuletzt hielt er sich bis zur Festnahme im Februar in der Eifel auf. Er will weder Angaben zur Person noch zu den Tatvorwürfen machen. Sein Neffe J. (29) lebte zuletzt im Saarland und spricht nur Französisch, weil er in Frankreich aufgewachsen war und dort kurz die Schule besucht hatte. Er gibt an, sich bis zur Festnahme vorwiegend in der Autowerkstatt seines Vaters verdingt zu haben. Seine Frau mit Kind ist im Saal. Zu Tatvorwürfen wird auch er sich nicht äußern. M. (26) ist Schwiegersohn von S. Geboren und aufgewachsen in Turin, spricht er nur Italienisch. Sein Vater verdingt sich als mobiler Händler, wobei er früher von M. unterstützt worden sein soll. "Wegen Rauschgiftproblemen wollte ich aus den italienischen Kreisen raus und bin dann nach Deutschland gegangen", erklärt er. Hier habe er sich mit Schwarzarbeit durchgeschlagen. Seine Frau (Tochter von S.) ist nicht anwesend. Sie soll an einigen Einbrüchen beteiligt gewesen sein, weshalb gegen sie gesondert ermittelt wird.

Die Verlesung der drei Anklageschriften durch Staatsanwalt Benjamin Gehlen dauert fast eine dreiviertel Stunde. Danach übersetzen drei Dolmetscherinnen die langen Texte zeitgleich in Serbisch, Französisch und Italienisch, was im Raum zu einem babylonischen Sprachgewirr führt.
Zusammengefasst werden den Angeklagten sieben Einbrüche, begangen in unterschiedlicher Besetzung, in Bollendorf, Dudeldorf, Hillesheim, Pronsfeld, Weinsheim und Föhren vorgeworfen. In zwei Fällen sei es beim Versuch geblieben. Den Gesamtschaden beziffert Gehlen auf rund 24 000 Euro.
Gegen S. und J. kommt der Vorwurf des schweren Räuberischen Diebstahls in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung hinzu. Bei einem Einbruch in Dudeldorf, an dem auch die Tochter von S. mitgewirkt habe, seien sie von den Bewohnern überrascht worden.Blutende Kopfwunde


Dem Hauseigentümer soll es dann gelungen sein, die junge Frau festzuhalten. Daraufhin habe J. mit einem massiven Holzstück wiederum auf dessen Frau eingeschlagen und ihn so gezwungen, die Einbrecherin freizulassen. Die Hauseigentümerin habe eine blutende Kopfwunde und Prellungen erlitten. Der Anklagte M. soll am 3. August 2014 in Pronsfeld einen Zeugen mit einem Schraubenzieher eine Stichwunde an der Hand zugefügt haben. Der Mann habe versucht, M. und dessen Frau festzuhalten.
Während J. und S. zu den Vorwürfen beharrlich schweigen, räumt M. nach Rücksprache mit seiner Verteidigerin Lilla Juharos alle Einbrüche ein, die er zusammen mit seiner Frau begangen hatte. Erstes Tatobjekt des Paares war am 31. Juli 2014 ein Wohnhaus in Föhren. Dessen Eigentümer sagt gestern als erster geschädigter Zeuge aus. Anschließend entschuldigt sich M bei ihm, was der Zeuge annimmt.
Die Verhandlung wird am Donnerstag, 22. Oktober, 9 Uhr, fortgesetzt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort