Zwischen kleinen Details und großen Symbolen

Trier/Mertesdorf · Alexander Harry Morrison arbeitet in einer Werbeagentur. Aber seine eigentliche Berufung ist die Kunst. Daran lässt er auch Schüler an Fachhoch- und Volkshochschule teilhaben. Noch bis Ende Juli präsentiert der 40-Jährige seine Werke in der Grünhäuser Mühle in Mertesdorf.

 Den Skizzenblock hat Alexander Harry Morrison immer dabei.TV-Foto: Anja Fait

Den Skizzenblock hat Alexander Harry Morrison immer dabei.TV-Foto: Anja Fait

Trier/Mertesdorf. "Ich setze mich immer dahin, wo sich gerade etwas verändert", sagt Alexander Harry Morrison. "Mich reizt es, diesen Zwischenraum zu malen. Da, wo gerade etwas passiert, wo Vergangenheit auf Zukunft trifft. Als Künstler hat man die Möglichkeit, diesen Moment so lange, so breit und so ausführlich zu malen, wie man will", erklärt er. Kleine Details und große Symbole interessieren den Künstler: Krieg, Frieden, Freiheit und Verantwortung, der Umgang mit Ressourcen, die Evolution und die Zeit.
Menschen ganz nah


"In meiner künstlerischen Arbeit geht es um Veränderung, Zerfall und Wiedergeburt. Kunst ist für mich, Probleme zu lösen und Entscheidungen zu treffen", sagt der 40-Jährige. Oft baue er bewusst Fehler in seine Arbeiten ein, um sie hinterher zu korrigieren. Denn: "In einer perfekten Welt gibt es keine Träume mehr", sagt er.
1972 in Schottland geboren, absolvierte Morrison 1990 bis 1994 ein Design-/Illustrations-Studium an der Glasgow School of Art. Zwei Jahre später begann er eine Arbeit als Museumsgrafiker in seiner Heimat. Seine Liebe zur Kunst hat der heute 40-Jährige schon früh entdeckt. "Das war einfach das, was ich schon in der Schule immer besser konnte als die anderen", sagt er.
Heute gibt Morrison neben seiner Arbeit als Webdesigner bei einer Trierer Werbeagentur Aquarellmalkurse an der Volkshochschule und hält Lehrveranstaltungen an der Fachhochschule ab. "Dort habe ich 1993 auch während eines Schüleraustauschs meine Frau kennengelernt - der Grund, warum ich 1999 endgültig nach Deutschland gekommen bin", sagt er.
Erfahrungen gesammelt und sich in seiner Kunst stetig verbessert hat sich der zweifache Vater auch durch seine Arbeit als Grabungszeichner am Institut für Ur- und Frühgeschichte an der Universität in Kiel sowie während einer Funddokumentation in Perl-Borg. "Mit 20 wollte ich mit meiner Kunst noch die Welt verbessern", sagt er. "Heute weiß ich, dass sie nur verbessert wird, wenn alle satt sind. Aber man kann dabei helfen, indem man zum Beispiel Kindern Lösungsmöglichkeiten für ihre Probleme aufzeigt."
Seine eigenen Kinder spielen auch in seiner Kunst eine zentrale Rolle. Oft sitzt er mit seinem Skizzenblock am Bett der Zwillinge und schaut ihnen beim Einschlafen zu. "Nachts bin ich am kreativsten", erzählt er. Künstlerisch festhalten will er dann "genau den Augenblick, in dem sie einschlafen. Das ist der Moment der absoluten Ruhe. Der Moment, in dem man sich seiner Verantwortung für ihre Zukunft bewusst wird."
Einige dieser Skizzen hat Morrison ausgearbeitet. Sie gehören mit zu den Arbeiten, die er noch bis zum 31. Juli in seiner ersten eigenen Ausstellung "Changing Spaces" im Restaurant Grünhäuser Mühle in Mertesdorf präsentiert. Zu sehen gibt es Druckgrafiken, Linoldrucke und eine Reihe ziemlich farbiger, großer, expressionistischer Werke in Acryl. "Ich habe schon einige Bilder verkauft", sagt Morrison, der sich in seiner Freizeit auch schon mal ans Klavier oder aufs Fahrrad setzt. "Es wäre toll, wenn wir irgendwann von meiner Kunst leben könnten. Wir hätten dann keine Sorgen wegen der Rente oder so, denn als Künstler kommt man ja überall rum, wird nie zu alt und nie arbeitslos." anf
Internet: www.vonmorris.de und www.gruenhaeuser-muehle.de

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