Umschlagplatz für Drogen

Trier · Die Drogenkriminalität in der Region gewinnt eine neue Dimension. Experten sehen mit Sorge, dass die Rauschgiftmengen, mit denen gehandelt wird, immer größer werden. Am Donnerstag wurde vom Trierer Landgericht ein Großdealer aus der Eifel zu einer Freiheitsstrafe verurteilt.

 Die im Oktober 2008 sichergestellten Drogen.

Die im Oktober 2008 sichergestellten Drogen.

Foto: Polizei Trier

(wie/sey) Wäre jede der 53 Taten einzeln bestraft worden, müsste der 27-jährige Prümer für 50 Jahre ins Gefängnis. So kam der einschlägig wegen Drogengeschäften Vorbestrafte und schwer Kokain-Abhängige „glimpflich“ davon: Sechs Jahre Freiheitsstrafe, davon 15 Monate Gefängnis und 21 Monate Entziehungsanstalt – nach drei Jahren könnte die Strafe ausgesetzt werden. Ihm wurde zugute gehalten, dass er als Kronzeuge seine „Kunden“ und Dealer genannt und damit 180 weitere Ermittlungen möglich gemacht hat. Aus Angst vor Racheakten von Mittätern fand der Prozess unter besonderen Sicherheitsvorkehrungen statt.

Die Drogen, darunter fast 60 Kilo Amphetamin und 34 Kilo Cannabis, die der seit zehn Jahren im Drogengeschäft Tätige zum Teil durch Kuriere aus den Niederlanden eingeführt hat, hätten nach Ansicht von Staatsanwalt Jörn Patzak für 150.000 Rauschgiftportionen gereicht: „Jeder Trierer hätte eineinhalb Mal damit versorgt werden können.“ Die Geschäfte organisierte er aus der Haft heraus als Freigänger. Patzak ist besorgt über die Entwicklung der Drogenszene in der Region. Die Mengen, mit denen gedealt werde, würden immer größer. Fälle wie der des nun verurteilten Eifelers, aber auch die vergangene Woche bekannt gewordene Zerschlagung eines Drogenrings in Trier, der bis zu 200 Kilogramm Rauschgift umgesetzt haben soll, zeigten, dass die Drogenkriminalität in der Region durchaus Großstadtdimensionen angenommen habe.

Die Leiterin der Suchtberatung beim Caritasverband Eifel, Mosel, Hunsrück, Helga Ritz, widerspricht dem Eindruck, dass der Drogenkonsum in der Region zunimmt. Allerdings beobachtet die Expertin in den letzten Jahren eine Verschiebung: Statt Heroin und Kokain griffen die Rauschgift-Konsumenten vermehrt zur synthetischen Droge Amphetamin. Ein Grund: der gegenüber anderen Drogen günstigere Preis. Laut polizeilicher Kriminalitätsstatistik sind die Drogen-Delikte in der Region zwar 2008 leicht (um zwei Prozent auf 2548 Fälle) gestiegen, in den Jahren zuvor aber teils deutlich zurückgegangen.

MEHR ZUM THEMA IN DER AUSGABE DES TV am Freitag, 10. Juli

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