Wettbewerb Ob Schiller oder Chiller – Poet ist Poet

Trier · Die rheinland-pfälzische Landesmeisterschaft im Poetry Slam wurde in der Tuchfabrik in Trier ausgetragen.

  Teilnehmer Pfriedrich Chiller   vom Benderhof in Kaisers­lautern trägt seinen Text   mit viel Elan vo  r.

Teilnehmer Pfriedrich Chiller vom Benderhof in Kaisers­lautern trägt seinen Text mit viel Elan vo r.

Foto: TV/Karin Pütz

Wer darf bei der Deutschen Meisterschaft im Poetry Slam für Rheinland-Pfalz antreten? Im Mergener Hof in Trier hatten sich am Freitag aus insgesamt 16 Slammern acht Teilnehmer für die Endrunde qualifiziert. Diese gab es einen Abend später auf der Sommerbühne der Tuchfabrik. Die Veranstaltung des Vereins Kultur Raum Trier stieß auf großes Interesse. Vor der ausverkauften Freilichtbühne hatten sich weit über 100 Poesie­begeisterte eingefunden, um den (nach Regel) jeweils bis zu sieben Minuten langen Vorträgen der Poetinnen und Poeten zu lauschen. 

Als erster Teilnehmer des Abends erzählte Pfriedrich Chiller von seinem Leben als Grenzgänger. Er schwärmte von Europa, das „irgendwo zwischen Schwarzmeer und Weißbrot“ liege. Die Entscheidung über die Qualität der Vorträge lag beim Publikum. An einige Tische wurden Wertungskarten verteilt, um am Ende des jeweiligen Vortrags Punkte zu vergeben.

 Klare zehn Punkte vergibt dieser Tisch an die Veranstaltung .

Klare zehn Punkte vergibt dieser Tisch an die Veranstaltung .

Foto: TV/Karin Pütz

Der Text von Teilnehmerin Emily Schilz handelte von ihrer Angst in der Pandemie aus Sicht einer Jugendlichen. Bei Jana Esser ging es um häusliche Gewalt. Beides ernste und hörenswerte Vorträge. Trotz geradezu geselliger Atmosphäre – das Publikum saß mit Getränken an Tischen – war es mucks­mäuschen­still, so eindringlich waren die Texte. Mit Julie Kerdellant wurde es witzig, als sie bekannte: „Ich will eine weise und weißhaarige Oma sein und jeden Satz beginnen mit: ‚Als ich in deinem Alter war ...‘“

Schunke III trug gleich drei Texte vor, bei denen es um Liebe, Wochentage und das Küssen ging. Die Gäste an den Tischen mit den Wertungskarten hatten es als Jury oft nicht leicht – Diskussionen und Verhandlungen dort zeigten, dass Geschmäcker unterschiedlich sind. Yasmin Abbas fand großen Zuspruch mit ihrem Text „Mauern“, Carro Goebel ging poetisch die Freundschaften in ihrem Leben durch und My begeisterte mit ihrer Kritik an der Konsumgesellschaft: „Man sagt, Kleider machen Leute – ich sage: Leider lassen Leute Kleider machen.“ Sie trug ihre gereimten Zeilen auswendig vor, wofür sie von der Zuschauerjury mit hohen Punktzahlen belohnt wurde.

Nach einer kurzen Pause waren die drei Finalisten ermittelt, die mit weiteren Texten antraten: Pfriedrich Chiller („Du hast Precht“), Julie Kerdellant („Scheiß auf: Der Klügere gibt nach“) und My mit einer ergreifenden Geschichte von der Flucht ihrer Eltern aus Vietnam. Doch es kann nur einen Champion geben. In Trier hieß er Pfriedrich Chiller alias Philip Seiler. Er wird im Oktober als Rheinland-Pfalz-Landesmeister bei der Deutschen Meisterschaft in Nürnberg antreten und vielleicht sogar den Titel holen. Spätestens seine Zugabe „Norbert, der Wortwal“ deutet an, dass seine Chancen nicht schlecht stehen.

Musikalische Beiträge gab es von Janine Wagner, featured Poet war Anna Lisa Tuczek. Die Moderation übernahmen Peter Stablo und Kendra Löwer.

Publikumsstimmen

Lucy, Lutz und Alice Klaffke aus Mönchengladbach kamen bei ihrer Mosel-Radtour zufällig an der Tufa vorbei und blieben zum Slam. Auch Anja aus Reil ist zum ersten Mal bei der Veranstaltung: „Ich bin begeistert, es hat mich sehr berührt – gute Themen!“ Ebenso ganz zufällig waren Jeffrey und Maria aus Trier hier. Ihr Urteil: „Super!“

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