Literatur Krimifans bekommen beste Unterhaltung

Hillesheim · Berlin und Jamaika waren am Wochenende die Schauplätze von vergnüglichen Leseabenden bei den „Hillesheimer Krimitagen“.

Hillesheimer Krimitage mit Lesungen von Barbara Philipp und Carsten Sebastian Henn
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Hillesheimer Krimitage mit Lesungen von Barbara Philipp und Carsten Sebastian Henn

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Manche Schauspieler fühlen sich zum Singen berufen, andere können es wirklich. Zu dieser Gruppe gehört Barbara Philipp. Mit Liedern und Chansons hat sie bei den Hillesheimer Krimitagen gemeinsam mit dem Klaus Wahl Trio das Berlin der 1920er Jahre lebendig werden lassen. Mal rotzfrech, mal schmachtend, mal lasziv, hat sie die Musik aus den angeblich so „goldenen Zwanzigern“ interpretiert. Dass diese Zeit aber auch voller extremer Armut und verkrachter Existenzen war sowie Spielplatz von gelangweilten Reichen, hat Philipp mit Auszügen aus dem Roman „Die schwarze Fee“ von Kerstin Ehmer präsentiert.

 Während Schauspielerin Barbara Philipp mit Chansons und Auszügen aus einem Roman ins Berlin der 1920er Jahre entführte, ging es bei Autor Carsten Sebastian Henn um jamaikanischen Rum und Ehre.

Während Schauspielerin Barbara Philipp mit Chansons und Auszügen aus einem Roman ins Berlin der 1920er Jahre entführte, ging es bei Autor Carsten Sebastian Henn um jamaikanischen Rum und Ehre.

Foto: Alwin Ixfeld

Die rund 30 Krimifans, die am Freitagabend in der Eifel-Film-Bühne zuhörten, konnten die einzelnen Kapitel des Romans regelrecht erleben. Denn Barbara Philipp hat die fiktiven Figuren durch ihre Interpretation beinahe greifbar auf die Bühne gebracht. Ob es die russische Exil-Gräfin im verrauchten Café war oder die Kleinganoven, die eine Leiche im Holzkarren durch nächtliche Straßen transportieren, Philipp schaffte es, dass die passenden Bilder im Kopf abliefen. „Das war einfach nur Klasse“, lautete das Fazit einer Zuhörerin. Und dass der Abend den anderen auch gefallen hat, zeigte sich im Schluss-Applaus, der trotz der wenigen Menschen im Saal so lautstark ausfiel, als seien alle Plätze besetzt.

Am Samstag­abend ging es im Café Sherlock um Hochprozentiges. „Rum oder Ehre“ heißt ein neuer Roman von Carsten Sebastian Henn. „Sie glauben gar nicht, wie oft der Titel falsch ausgesprochen wird“, erklärte Henn zu Beginn seiner Lesung im Café des Hillesheimer Kriminalhauses. Mit mehr als 40 Menschen war das kleine Café dicht besetzt. Und die erlebten dann tatsächlich eine Premieren-Lesung. Denn Bestsellerautor Henn hat seinen Krimi über den jamaikanischen Zucker­rohr­schnaps bislang nicht öffentlich vorgestellt. Vergnüglich startete der Abend schon durch die freundschaftlichen Geplänkel, die sich Autor Henn und Ralf Kramp lieferten. Kramp, der auch Krimiautor und Verleger ist, hat gemeinsam mit Touristik-Fachmann Manfred Schmitz und seinem Team die Hillesheimer Krimitage vorbereitet.

 Schauspielerin Barbara Philipp ist auch eine tolle Sängerin.

Schauspielerin Barbara Philipp ist auch eine tolle Sängerin.

Foto: Alwin Ixfeld

Im Roman schickt Carsten Sebastian Henn seinen Helden Martin Störtebäcker auf eine abenteuerliche Reise, die ihn von Flensburg nach Jamaika führt. Dass Störtebäcker eher ein Anti-Held ist, zeigt zum einen sein Alter von 72 Jahren und zum zweiten der Widerwille, mit dem er sich auf dem Weg macht. Denn „der Käpt’n“, wie ihn seine Freunde nennen, folgt dem letzten Willen seines verstorbenen Freundes Lasse. Der hat ihn per Audio-Botschaft bei seiner eigenen Beerdigung beauftragt, und so reist Störtebäcker nach Jamaika, um Lasses verschollenen Bruder zu suchen. Dort muss er dann schnell feststellen, dass irgendjemand genau das verhindern will und zwar mit recht brutalen Mitteln.

 Während Schauspielerin Barbara Philipp mit Chansons und Auszügen aus einem Roman ins Berlin der 1920er Jahre entführte, ging es bei Autor Carsten Sebastian Henn um jamaikanischen Rum und Ehre.

Während Schauspielerin Barbara Philipp mit Chansons und Auszügen aus einem Roman ins Berlin der 1920er Jahre entführte, ging es bei Autor Carsten Sebastian Henn um jamaikanischen Rum und Ehre.

Foto: Alwin Ixfeld

Henns Roman ist – wie alle seine Krimis – eine gute Mischung aus Spannung und Witz, gepaart mit Informationen über den Rum und seine Geschichte. Eine Premiere war der Abend aber nicht nur für Autor Henn: „Das ist das erste Mal, dass wir wieder so dicht mit anderen in einem Raum hocken, aber es ist ein gutes Gefühl, so normal eben“, erklärt ein Zuschauer. „Ich bin einfach nur glücklich über diese tollen Krimitage hier“, sagt Maria, die mit ihrem Mann Hans aus der Nähe von Düsseldorf angereist ist. Sie verbringen ihren Urlaub in der Krimi-Hauptstadt Hillesheim. Ein Kompliment als Fazit der Hillesheimer Krimitage.

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