Bitburg/Trier Von wegen Blitzer: Die neuen „Radarfallen“ sind keine

Bitburg/Trier · In der Region werden auf Bundesstraßen Mautsäulen installiert. Autofahrer können das ignorieren.

 Arbeiter installieren neben der B 51 nördlich der Raststätte Meilbrück eine Kontroll-Säule für die LKW-Maut. Sie wird ab 1. Juli auf allen Bundesstraßen erhoben.

Arbeiter installieren neben der B 51 nördlich der Raststätte Meilbrück eine Kontroll-Säule für die LKW-Maut. Sie wird ab 1. Juli auf allen Bundesstraßen erhoben.

Foto: Uwe Hentschel

Eine am Straßenrand aufgestellte, vier Meter hohe Säule lässt aufmerksame Autofahrer seit dieser Woche auf der B 51 zwischen Bitburg und der Raststätte Meilbrück in die Bremsen steigen. „Wer neue Bilder braucht, muss hier nur schneller als 100 Stundenkilometer fahren“, warnte der in der Nähe wohnende CDU-Landtagsabgeordnete Michael Billen sogleich mit einem im Internet verbreiteten Filmchen vor dem vermeintlichen Blitzer. Die Säule stehe vor dem Wald und sei gut erkennbar, so der CDU-Parlamentarier, „da weiß ja jetzt jeder Bescheid“.

Auch gestern Nachmittag warnten noch einige Blitzer-Apps vor der angeblichen Radarfalle, bei der es sich um die erste stationäre in der Region Trier gehandelt hätte. Nur: Der vermeintliche Blitzer ist gar keiner, auch wenn die Säulen den im Nachbarland Luxemburg seit einiger Zeit am Straßenrand installierten Blitzersäulen ziemlich ähnlich sehen.

Des Rätsels Lösung: Der Maut-Betreiber Toll Collect stellt derzeit an allen Bundesstraßen Kontrollsäulen auf. Hintergrund: Ab dem 1. Juli gilt die Mautpflicht für Lastwagen auch flächendeckend auf dem 40 000 Kilometer langen Bundesstraßennetz. Bislang wird die Nutzungsgebühr für LKW ab 7,5 Tonnen nur auf den Autobahnen und auf 2300 Kilometern Bundesstraßen kassiert. Sie ist abhängig von Größe und Schadstoffklasse des Fahrzeugs und beträgt zwischen 8,1 und 21,8 Cent je Kilometer.

Dem Fiskus werden durch die LKW-Maut bislang jährlich rund 4,5 Milliarden Euro in die Kasse gespült. Zwei Milliarden Euro zusätzlich werden durch die Ausweitung auf das komplette deutsche Bundesstraßennetz erwartet.

Kommt die PKW-Maut im Laufe des Jahres 2019 wie angekündigt, dürfte sich dieser Betrag noch einmal deutlich erhöhen. Nach Angaben von Toll Collect, einem Gemeinschaftsunternehmen von Telekom, Daimler und des französischen Autobahnbetreibers Cofiroute, sollen 600 Kontrollsäulen aufgestellt werden.

In der Region Trier ist nach Angaben von Sprecherin Claudia Steen neben der B 51 nur noch eine weitere Kontrollsäule geplant – auf der ebenfalls viel befahrenen Hunsrückhöhenstraße B 327 bei Malborn (Kreis Bernkastel-Wittlich). Die blau-grünen Mautsäulen sind schon allein durch die Farbe leicht von den meist grauen Blitzersäulen zu unterscheiden.

Die Sprecherin versichert, dass die Toll-Collect-Säulen ausschließlich der Mautkontrolle dienten. An eine Art Kombi-Packung aus Radarfalle und Gebührenkontrolle ist nicht gedacht.

Nach Angaben von Toll Collect fallen ab dem 1. Juli weitere 30 000 Unternehmen unter die Mautpflicht. Neben Logistikfirmen im Nahverkehr sollten sich auch Unternehmen aus anderen Branchen rechtzeitig informieren, ob für ihre Fahrzeuge Maut gezahlt werden müsse, rät Sprecherin Claudia Steen.

Die einfachste Zahlweise laufe auch in Zukunft über den Einbau einer sogenannten On-Board-Unit. Das Gerät wird vom Mautbetreiber kostenfrei zur Verfügung gestellt; der LKW-Besitzer muss aber den Einbau in einer Fachwerkstatt bezahlen.

Die Maut kann aber auch manuell entrichtet werden – übers Internet, über die neue Toll Collect-App oder eines von 1100 Maut-Terminals an großen Tankstellen und Autobahnraststätten.

Wer nicht zahlt und erwischt wird – neben stationären gibt es auch mobile Kontrollen –, dem droht ein Bußgeldverfahren. Laut Toll Collect drohen Mautsündern Strafen von bis zu 20 000 Euro.

Verglichen damit sind die meisten  Knöllchen für Raser doch geradezu „Peanuts“.

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