100 000 Quadratmeter mehr Eifelkreis

Noch vor der Kommunalreform wächst der Eifelkreis Bitburg-Prüm auf Kosten des Vulkaneifelkreises. Per Kreistagsbeschluss sollen fast 100 000 Quadratmeter demnächst ihren Besitzer wechseln. Doch was hat es mit diesem ominösen Flecken Erde auf sich?

Prüm/Gerolstein. Gold? Erdöl? Seltene Erzvorkommen? Oder doch einzigartige Naturwunder, die sich touristisch ausschlachten lassen und Millionen von Gästen aus der ganzen Welt in die Eifel ziehen? Etwa ein noch unentdecktes Maar? Irgendetwas muss besonders sein an diesem Flecken Erde, der demnächst seinen Besitzer wechseln wird. Es geht um fast 100 000 Quadratmeter oder 9,8 Hektar Land, das sich der Vulkaneifelkreis bei der Kommunalreform 1970 vermutlich mit viel Schweiß und Tränen erkämpft hat - alles umsonst. Künftig wird dort die Flagge des Eifelkreises wehen, so sieht es eine Beschlussvorlage des Kreistages vor, über den am Montag beraten wird.

Wird der Punkt erwartungsgemäß beschlossen, wird statt Heinz Onnertz künftig Joachim Streit seine sorgende Hand über den Flecken Erde halten - und angesichts der Finanzlage wahrscheinlich auch darunter.

Möglich macht diese wahrscheinlich größte Grenzverschiebung seit der Kommunalreform das Flurbereinigungsverfahren Hinterhausen (Vulkaneifelkreis) und Büdesheim (Eifelkreis).

Wie das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Eifel mitteilt, ist die Änderung notwendig, weil sich die Kreisgrenze nach der Flurbereinigung nicht mehr mit den neuen Grundstücksgrenzen deckt. Bei diesem Verfahren werden Flächen zusammengelegt und getauscht, um größere und wirtschaftlich effektiver nutzbare Grundstücke zu schaffen (siehe Extra).

Verfahren ist nicht ungewöhnlich



Außerdem will man die Grenze an Straßen, Bäche und Wege anlehnen, um sie besser erkennbar zu machen. "Das ist ein ganz üblicher Vorgang", sagt Michael Loser vom DLR Eifel. Denn manches Mal verlaufe eine Grenze etwa mitten durch einen Wirtschaftsweg und niemand wisse, wer dafür zuständig sei.

Apropos Straßen: Auch das Kreisstraßennetz des Eifelkreises wird durch den Flächenerwerb ein bisschen länger. 180 neue Meter der bisherigen K 172 und K 77 wechseln ihren Besitzer.

Größere Widerstände gegen den Beschluss sind nicht mehr zu erwarten. Die betroffenen Gemeinderäte aus Büdesheim und Kopp, der Stadtrat Gerolstein und die VG-Räte Prüm und Gerolstein haben bereits zugestimmt. Das klingt nicht so, als ob die Vulkaneifel wirklich an diesem Flecken Erde hängt.

Also wohl doch keine unentdeckten Rohstoff-Vorkommen oder neue Eifel-Maare, sondern nur routinierte Verwaltungsvorgänge.

Extra Das Ziel des Flurbereinigungsverfahrens ist es, neue und sinnvollere Grundstücke zu schaffen, die effektiver zu bewirtschaften sind. Zersplitterte Kleinstparzellen sollen dabei zu größeren Einheiten zusammengelegt werden, die dann auch leichter mit Wirtschaftswegen zu erschließen sind. Dazu ist es notwendig, zwischen den verschiedenen Grundstücksbesitzern zu vermitteln und Flächen so zu tauschen, dass alle Besitzer zufrieden sind - ein Vorgang, der sich über Jahre hinziehen kann. Im Zuge des Verfahrens ist auch angestrebt, die Grenzen an der vorhandenen Topografie wie Straßen, Wege oder Bäche anzulehnen, so dass sie für alle besser erkennbar sind. Dabei kann es auch passieren, dass Grenzen zwischen Gemeinden oder Kreisen angepasst werden.

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