Kommunalpolitik Vier Kandidaten und viel Harmonie beim Bürgermeisterforum in Bodenbach

Bodenbach/Kelberg · Gut 100 Gäste haben beim TV-Forum zur Bürgermeisterwahl in der VG Kelberg die Gelegenheit genutzt, die Kandidaten kennenzulernen, die die Nachfolge von Karl Häfner antreten wollen.

 TV-Forum in Bodenbach zur Bürgermeisterwahl in der VG Kelberg. Hans-Peter Mendel, Johannes Saxler, Guido Knipp und Thomas Brost in der Diskussion mit TV-Redakteur Stephan Sartoris (Mitte). TV-Foto: Klaus Kimmling

TV-Forum in Bodenbach zur Bürgermeisterwahl in der VG Kelberg. Hans-Peter Mendel, Johannes Saxler, Guido Knipp und Thomas Brost in der Diskussion mit TV-Redakteur Stephan Sartoris (Mitte). TV-Foto: Klaus Kimmling

Foto: Klaus Kimmling

Die wichtigste Bewertung kam vom scheidenden Bürgermeister selbst: So sagte Karl Häfner nach dem rund zweistündigen Forum des Trierischen Volksfreunds zur anstehenden Bürgermeisterwahl in der Verbandsgemeinde Kelberg, das im Gemeindehaus in Bodenbach vor rund 100 interessierten Gästen veranstaltet wurde: „Das war sehr informativ. Ich bin zufrieden mit der Veranstaltung und zuversichtlich, einen guten Nachfolger zu bekommen.“ Näheres ließ er sich allerdings nicht entlocken.

Dafür entlockte Stephan Sartoris, zuständiger Redakteur des TV für die VG Kelberg, durch seine lockere Moderation – punktuell gerne auch mal auf Platt – den Kandidaten die ein oder andere spontane Antwort und sorgte so für gute Unterhaltung des Publikums. So meinte Elektroinstallateur sowie ehrenamtlicher  Feuerwehrmann und Notfallsanitäter Hans-Peter Mendel (44) aus Kaperich zum Thema demografischer Wandel und Schulstandort VG Kelberg: „Das größte Problem sind die sinkenden Schülerzahlen.“ Moderator Sartoris nickte und hakte nach, welches Rezept Mendel denn dagegen habe. Und der: „Ich will jetzt hier nicht so weit gehen und sagen, dass die Leute mehr Kinder kriegen sollen. Aber wieso eigentlich nicht? Also: Tut was!“ Applaus und Lacher.

Der Kandidat, der sich selbst als „ehrliche Haut“ beschrieb, der die „Sorgen, Nöte und Bedürfnisse der Menschen kennt“, sammelte einerseits mit seiner Offenheit und lockeren Art einige Sympathiepunkte – beispielsweise als er anmerkte, dass er ja der mit Abstand jüngste der Kandidaten sei und demnach für ihn auch eine zweite Amtszeit von acht Jahren infrage komme. Zudem gefiel, dass er sich für die Stärkung des Ehrenamts durch mehr Geld und bessere Beratung durch die Verwaltung einsetzte.

Andererseits musste er bei einigen Fachfragen passen – und tat das auch offensiv. Zum Beispiel auf die  Frage von Gast Karl-Heinz Sicken aus Kelberg, wie die Wirtschaftsförderung der Zukunft in der VG aussehen soll. Da nannte er nur die Standardantwort: „A-1-Lückenschluss.“ Auch in Sachen Tourismusförderung kam nicht viel, außer dass er meinte, die Beziehungen zwischen der Verwaltung und dem Management des Ferienparks in Gunderath (der besucherstärkste in ganz Rheinland-Pfalz) müsse verbessert werden.

Noch viel seltener mit Lösungsvorschlägen brachte sich Guido Knipp (54) aus Kelberg ein, wegen dessen Verspätung die Veranstaltung eine gute Viertelstunde später begann als geplant. Dem gelernten Schlosser und langjährigen Gastronom ist letztlich anzurechnen, dass er sich überhaupt der Herausforderung gestellt hat, sowohl zu kandidieren und die erforderlichen Unterstützungsunterschriften zusammenzubekommen, als auch, sich an der Diskussionsrunde zu beteiligen. Mit einer Wette, das sagte er gleich zu Beginn auf die Frage des Moderators, habe seine Kandidatur aber nichts zu tun. Sein Antrieb sei: „Es wird Zeit mit dem Bürger zusammenzuarbeiten. Ihm erst zuhören und dann handeln.“ Ob das als Kritik der langjährigen Arbeit des Amtsinhabers gemeint war? Das blieb ebenso unklar wie so manche seiner Antworten.

Ganz anders präsentierten sich Thomas Brost (52) aus Berenbach, und Johannes Saxler (56) aus Kelberg-Köttelbach, die beide auf eine langjährige Verwaltungserfahrung zurückblicken und auch mit Führungsaufgaben betraut waren und derzeit sind: Saxler als langjähriger Büroleiter im Rathaus in Kelberg, Brost als Fachbereichsleiter im Rathaus in Jünkerath und zuvor in der Landesverwaltung und der Kreisverwaltung Cochem-Zell.

Brost betonte bei seiner Vorstellung, dass er der einzige Kandidat sei, der eine breite Verwaltungserfahrung, schon mal über den Tellerrand geschaut habe und zudem 18 Jahre Ortsbürgermeister (in Berenbach) war und somit bereits selbst reichlich kommunalpolitische Erfahrung besitze.

Saxler wiederum führte aus, dass er von den Fraktionen im VG-Rat Kelberg unterstützt sowie akzeptiert werde, die Rathausmitarbeiter hinter ihm stünden, er mit der Ortsbürgermeistern ein gutes Verhältnis pflege und natürlich auch von der Familie unterstützt werde, sodass „ich mit vier Teams ins Rennen gehe“.

Zudem nutzte er bei jeder Gelegenheit die Chance aufzuzählen, was bislang bereits gemacht worden sei, ob bei Schulsanierungen, Firmenansiedlungen oder Dorfentwicklungsprojekten – schließlich war er als Büroleiter in viele dieser Dinge involviert.

Bei den kommunalpolitischen Themen zeigten beide profundes Wissen, wobei Saxler wegen seines Jobs natürgemäß die einzelnen Projekte in der VG Kelberg besser kennt. Als zentrale Themen sprach der Moderator an: Fusion/Kommunalreform, Kommunalfinanzen, Demographie, Schulstandort, Digitalisierung und Windkraft. Letzteres nannte er „das Thema, das so viel böses Blut in der VG verbreitet hat, wie noch kein anderes.“ Dafür gab es ringsum zustimmendes Nicken.

Den Beschluss der VG-Rats, die Planungen aus Kostengründen nicht weiterzuverfolgen, kritisierte Brost. Er sagte. „Man hat so das Heft des Handelns aus der Hand gegeben. Ob nun noch nachgesteuert werden kann, ist fraglich. Nun besteht die Gefahr des Wildwuchses.“ Saxler schlug einen etwas anderen Ton an: „Es gibt noch Steuerungsmöglichkeiten, aber diese liegen nun beim Kreis und den Ortsgemeinden. Und wenn Gemeinden zu beteiligen sind, dann sollten dort auch Bürgerbegehren und Bürgerentscheide gemacht werden. Mehr Demokratie geht nicht.“

Auch zum Thema Fusion (das für Kelberg ja seit einigen Jahren ruht) äußerten sich die Kandidaten. Während Saxler meinte, dass das Thema noch nicht durch sei und „da auf uns bestimmt nichts Gutes zukommt“, gab sich Brost kämpferisch: „Ich werde mich mit aller Kraft dafür einsetzen, dass die VG Kelberg eigenständig bleibt.“

 Knapp 100 Gäste sind der Einladung zum TV-Forum gefolgt. TV-Foto: Klaus Kimmling

Knapp 100 Gäste sind der Einladung zum TV-Forum gefolgt. TV-Foto: Klaus Kimmling

Foto: Klaus Kimmling
 Auch die Helferinnen und Helfer der Freiwilligen Feuerwehr Bodenbach interessierten sich für die Ausführungen der Kandidaten auf dem Podium. TV-Foto: Klaus Kimmling

Auch die Helferinnen und Helfer der Freiwilligen Feuerwehr Bodenbach interessierten sich für die Ausführungen der Kandidaten auf dem Podium. TV-Foto: Klaus Kimmling

Foto: Klaus Kimmling

Einig waren sich wiederum alle vier Kandidaten beim Appell,  am Sonntag wählen zu gehen und Freude, Verwandte und Bekannte auch davon zu überzeugen und das Wahlrecht zu nutzen.

(Mario Hübner)
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