Gerolstein. Bei einem Besuch in der Pfarrkirche in Roth ließ sich Norbert Brochhausen, niedergelassener Arzt in Gerolstein, von der dortigen Gedenkstätte an die Kriegsopfer inspirieren. Im hinteren Bereich der Kirche hängen eine Vielzahl kleiner Holzkreuze, jedes mit einem Namen versehen. Wer waren diese Menschen? Welche Schicksale stecken hinter den Namen, und lassen sich überhaupt heute noch Zeugnisse aus der damaligen Zeit finden? Fragen, die Brochhausen in der nachfolgenden Zeit immer mehr beschäftigten.
"Begonnen habe ich mit den Recherchen eigentlich zum Zweiten Weltkrieg. Schnell aber tauchten immer mehr Namen aus den Jahren 1914 bis 1918 auf und so war es für mich logisch, chronologisch erstmal beim Ersten Weltkrieg zu beginnen", sagt Brochhausen und macht weiter deutlich, dass ein Zusammentreffen der Buchveröffentlichung mit den sonstigen Veranstaltungen zum 100-jährigen Gedenken eher zufällig seien.
Dass die Recherchen für eine so weit zurückliegende Zeitepoche, insbesondere ohne lebenden Zeitzeugen, sehr schwierig sind, weiß auch Erwin Schäfer, Leiter und Mitbegründer des Arbeitskreises für Geschichte und Heimatpflege im Eifelverein Müllenborn.
Viele Nachkommen befragt

"Wir sind sehr stolz, als Herausgeber des Buches fungieren zu können. Es geht schließlich nicht allein um die interessanten Nachforschungen, sondern auch um den Erhalt der Geschichte im eigenen Wohnumfeld für die nachfolgenden Generationen" sagt Schäfer und deutet zugleich an, dass er sich noch mehr Mitstreiter im Müllenborner Arbeitskreis wünschen würde. "Es muss auch nicht jeder ein eigenes Buch schreiben, und im übrigen ist der seit 1979 bestehende Arbeitskreis auch für Nichtmitglieder geöffnet.", erläutert Schäfer.
"Der Erste Weltkrieg in der Pfarrgemeinde Gerolstein-Roth", lautet der Buchtitel. Im Mittelpunkt stehen Menschen aus Kalenborn, Scheuern, Müllenborn und Roth. Der Autor schildert den schicksalhaften Einfluss der Kriegsmaschinerie auf das Leben der Dorfbevölkerung, ihre anfängliche Begeisterung sowie die später einsetzende Verzweiflung durch Not und die Sorge um die Männer, die in den Krieg ziehen mussten.
Dem Leser erschließt sich die Schicksalhaftigkeit jener Jahre, auch in Geschichten der Heimgekehrten und Gefallenen. Norbert Brochhausen hat in seinem Buch alle Männer des Krieges erfasst und ist den Umständen der Zeit und einzelnen Biographien nachgegangen. Bei seiner Suche nach Quellen, Bildern und Dokumenten musste er zahlreiche Nachkommen der betroffenen Familien ansprechen. "Manchmal entwickelten sich die Geschichten wie in einem Schnellballsystem", erzählt Brochhausen. Von der ersten Idee für ein Büchlein im Mai 2011 bis zur heutigen Vorstellung eines fast 300 Seiten umfassenden Buches sind mehr als drei Jahre vergangen. red
Die Premiere-Buchvorstellung findet am Sonntag, 26. Oktober, um 15 Uhr im Gemeindehaus Müllenborn statt. Norbert Brochhausen wird sein Werk in Verbindung mit einem Bildvortrag vorstellen. Begleitet wird die Präsentation von einer kleinen Ausstellung mit Dokumenten und literarischen Werken der Zeit.