3600 tote Wildschweine - noch nicht genug?

Daun/Gerolstein · 3000 Wildschweine sollten es sein. Insgesamt 3600 sind im Jagdjahr 2012/2013 von den Jägern im Vulkaneifelkreis geschossen worden. Für die Jäger ein gutes Ergebnis. Der Bauernverband will dagegen mehr: Er wünscht sich einen noch geringeren Bestand an Schwarzwild.

Daun/Gerolstein. Zu viele Wildschweine im Revier freuen weder den Jäger noch den Landwirt. Denn Wildschweine verursachen Schäden und die Revierpächter müssen finanziell dafür aufkommen.
"Die Jäger haben ihre Hausaufgaben gemacht", das geht aus einer Stellungnahme der Kreisgruppe Vulkaneifel im Landesjagdverband hervor. Eine Wildschweinzählung hatte 2012 ergeben, dass mindestens 3000 Tiere geschossen werden müssten, um den Bestand auf ein vernünftiges Maß zu reduzieren. 3600 Wildschweine wurden dann tatsächlich im Jagdjahr 2012/13 erlegt. Der Bestand habe sich danach um rund 40 Prozent verringert, geht aus dem Schreiben der Kreisgruppe hervor.Konflikte beim Maisanbau


Wie der Kreisjagdmeister Ulrich Umbach sagt, werden die Zählungen gemacht, um verlässliche Zahlen zu bekommen und eine Mindestzahl, wie viele Tiere geschossen werden müssen, an die Jäger weiter zu geben. "Wir müssen die Jäger anspornen", sagt Umbach. Wer selbst wenige Tiere in seinem Revier gesehen habe, der sei nicht so leicht von der Notwendigkeit zu überzeugen, mehr Wildschweine zu jagen. Nur mit diesen Zahlen bekomme man eine ungefähre Größe, die man auf das ganze Gebiet hochrechnen könne.
Für das kommende Jahr schätzt Umbach, dass etwa 2000 Schweine erlegt werden müssten, um den Bestand einzudämmen und die Wildschäden zu begrenzen.
Helmut Daun, Vorsitzender des Bauern- und Winzerverbandes, begrüßt die hohe Abschusszahl. Aber er gibt auch zu bedenken, dass eine solch hohe Zahl auch belege, dass es eben sehr viele Wildschweine gibt. Für ihn ist eine mit der Natur verträgliche Populationsgröße noch nicht erreicht. Ideal wären zwei Tiere pro 100 Hektar. Dass das noch nicht Realität ist, räumt auch Ulrich Umbach ein. Das liege aber auch daran, dass die Tiere sich eben nicht gleichmäßig verteilen, sondern in Rotten leben.
Somit seien eben in manchen Gebieten deutlich mehr Tiere zu finden. "Wir sind diesem Ziel aber schon recht nahe gekommen", sagt Umbach.
"Wir müssen zusammenarbeiten", sagt Helmut Daun über das Verhältnis zwischen Jägern und Bauern. Man besuche gegenseitig Veranstaltungen und spreche Konfliktthemen offen an. "Die Bauern sind keine Gegner", sagt auch Ulrich Umbach. Das gemeinsame Ziel müsse es sein, den Wildschweinbestand zu reduzieren. Denn die Landwirte hätten den Schaden, die Jagdpächter müssten aber dafür finanziell aufkommen.
Eine Pauschale bei den Wildschäden, zu denen laut Daun nicht nur Verwüstungen in Getreide- oder Maisfeldern gehören, sondern auch auf Wiesen, lehnen beide Seiten ab. "Jagdpachtverträge mit festen Wildschadenspauschalen sind wegen der fehlenden Motivation, den Bestand zu regulieren, nicht mehr zeitgemäß", heißt es in der Mitteilung des Jagdverbandes.
Meinungsunterschiede gibt es zwischen Jägern und Bauern allerdings bei dem Thema Maisanbau. Hier sind die Jäger der Meinung, dass die Landwirte durch Vermeidung von Maisanbau direkt an Wäldern das Problem entschärfen könnten. Helmut Daun sieht die Landwirte in diesem Punkt dagegen nicht in der Verantwortung. "Nur 3,9 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche wird für den Maisanbau genutzt", sagt Daun.Extra

Für eine Wildschweinzählung wird revierübergreifend an einem Wochenende an vielen Stellen, wo das Schwarzwild durch Kirrungen gelockt wird, in einem bestimmten Zeitraum gezählt. Dafür wird eine bestimmte Uhrzeit, zum Beispiel 21 bis 21.30 Uhr festgelegt. Jeder Jäger, der sich an der Beobachtung beteiligt gibt seine Zählung weiter. Beim Hegering werden alle Zahlen ausgewertet. Aus den gezählten Tieren kann der Bestand hochgerechnet werden. Und die Abschussquote für das nächste Jagdjahr wird aus diesen Zahlen festgelegt. noj

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