"40 Jahre Arbeit vernichtet" - Unwetter-Opfer berichtet von Welle der Hilfsbereitschaft nach der Katastrophe

Berlingen · Vor etwas mehr als einem Monat sorgten Unwetter für Dauereinsätze der Feuerwehr und große Schäden, wie beispielsweise bei Brigitta Wagner in Berlingen. Der TV fragte nach, wie sie die Situation meistert und wer ihr dabei hilft.

 Brigitta Wagner in ihrer Küche, die von dem Wasser zerstört wurde. TV-Fotos (2): Vladi Nowakowski

Brigitta Wagner in ihrer Küche, die von dem Wasser zerstört wurde. TV-Fotos (2): Vladi Nowakowski

Foto: (e_gero )

Berlingen. Die braune Brühe, die Türen und Fenster eingedrückt und die Wohnung von Brigitta Wagner überflutet hat, ist längst abgepumpt. Doch der Schaden, den sie angerichtet hat, ist überall noch sichtbar. Obwohl der Putz an den Wänden inzwischen abgeklopft ist, zeigt noch heute ein schmutzig-grauer Streifen den Wasserpegel vom 7. Juni in den Räumen an. Küche, Bade-, Wohn- und Arbeitszimmer und der Wasch- und Heizungsraum sind immer noch feucht, alle Böden herausgerissen - was noch an Möbeln zu retten war, steht im ersten Stock, den Brigitta Wagners Sohn bewohnt.
Sämtliche Elektrogeräte sind hin, ebenso die Ölheizung und auch der Wagen, den das Wasser in der Garage erwischte.50 000 Euro Schaden

 Das ganze Erdgeschoss stand im Juni unter Wasser.

Das ganze Erdgeschoss stand im Juni unter Wasser.

Foto: (e_gero )


"Alles in allem schätze ich den Schaden auf rund 50 000 Euro", sagt die Rentnerin. "Vierzig Jahre haben mein verstorbener Mann und ich das Haus nach unseren Vorstellungen umgebaut und dafür viel Geld in die Hand genommen. Fünf Minuten haben ausgereicht, um alles zu vernichten."Am frühen Nachmittag des 7. Juni nahm das Desaster seinen Lauf: Bereits Tage zuvor hatte der stark angeschwollene Bach enorm viel Geröll, Äste und Bauholz angeschwemmt und staute sich an einer kleinen Brücke oberhalb der Mühlenstraße. Der Starkregen an jenem Dienstag brachte das Fass sprichwörtlich zum Überlaufen. "Gegen 14 Uhr gab es einen lauten Knall, als der Pfropfen, der sich unter der Brücke gebildet hatte, dem Druck nicht mehr standhielt."
Anschließend sei eine riesige Welle durch den Bach und die Mühlenstraße gerollt, "und in unser Haus strömte das Wasser von beiden Seiten hinein." Das Erdgeschoss des Gebäudes, das unmittelbar am Bachlauf steht, wurde komplett geflutet. Bereits nach wenigen Minuten treffen die örtliche Feuerwehr und die Wehren aus Rockeskyll und Gerolstein ein und beginnen, das Wasser aus dem Haus zu pumpen. Die Nachbarn eilen herbei und bergen Teile der Einrichtung.
"Ich bin dafür sehr dankbar", sagt Brigitta Wagner. "Am nächsten Tag kamen die Feuerwehrleute sogar wieder und halfen dabei, die Fußböden herauszureißen." Auch beim Wiederaufbau hat sie Hilfe: Kollegen ihres verstorbenen Mannes haben mit angepackt.
Und noch eine Welle, diesmal eine der Hilfsbereitschaft, rollt an: Die Witwe postet Bilder der Verwüstung auf einer Facebookseite, die sonst nur die schönen Seiten der Eifel zeigt. "Daraufhin haben Menschen, die ich gar nicht kenne, 500 Euro für mich gesammelt", sagt Brigitta Wagner. Auch ein Kontakt zu einem Baumarkt in Adenau sei durch das soziale Netzwerk entstanden. "Das Unternehmen hat mir 45 Quadratmeter Fliesen und einen Gutschein über 200 Euro gespendet", freut sie sich. Zusätzlich wurden mietfrei zwei Bautrockner geliefert.
Finanzielle Hilfe seitens der Behörden wird der Frau, die von einer Witwen- und ihrer Postrente lebt, nicht in Aussicht gestellt. "Diese Art der Unterstützung ist Sache des Landes", heißt es bei der Kreisverwaltung. Der Kreis habe aber spontan entschieden, den Betroffenen zumindest die Kosten für die Abfuhr des Sperrmülls zu erlassen. Michael Maurer, Pressesprecher im Innenministerium, erwähnt ein vom Kabinett beschlossenes Sonderprogramm, das Betroffenen mit 2500 Euro unter die Arme greifen soll. Rund 5000 Fälle in Rheinland-Pfalz seien zurzeit in Bearbeitung.
"Die Geschädigten sollten sich zuerst an ihre Verbandsgemeinde wenden, die den Vorfall an die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion in Trier meldet."
Sein Tipp: "Ein Brief an das Bürgerbüro der Ministerpräsidentin kann weiterhelfen." Brigitta Wagner, deren Versicherung bei Hochwasser nicht greift, ist diesen Weg gegangen und hat inzwischen einen negativen Bescheid erhalten.
"Finanzhilfen des Landes können nur nach existenzgefährdenden Schäden gewährt werden, die durch ein Elementarereignis von überörtlicher Bedeutung bei einem größeren Personenkreis eingetreten sind", liest Wagner vor. "Das heißt, ich falle durch das Raster." Inzwischen hat sie einen Kredit beantragt, eventuell könne auch eine Hypothek in Frage kommen, denn "es muss ja was passieren, denn täglich flattern die Rechnungen ins Haus."
Mehr Sandsäcke, mehr Pumpen

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