60 Jahre und kein bisschen leise

Gerolstein · Am Vatertag feiern sie Geburtstag: Die weit über die Grenzen der Brunnenstadt hinaus bekannten Gerolsteiner Stadtsoldaten werden 60 Jahre alt. Die schwarz-gelbe Truppe um Kommandantin Gaby Leufer, die bei so gut wie jeder Gerolsteiner Traditionsveranstaltung und vielen anderen Festen in der Region lautstark den Takt vorgibt, blickt auf tolle Auftritte im In- und Ausland zurück.

 Beste Stimmung bei den Gerolsteiner Stadtsoldaten: An Christi Himmelfahrt feiert der Fanfarenzug seinen 60. Geburtstag. Kommandantin Gaby Leufer ist seit 35 Jahren Mitglied. Foto: FOTO NIEDER

Beste Stimmung bei den Gerolsteiner Stadtsoldaten: An Christi Himmelfahrt feiert der Fanfarenzug seinen 60. Geburtstag. Kommandantin Gaby Leufer ist seit 35 Jahren Mitglied. Foto: FOTO NIEDER

Gerolstein. Ihre Auftritte sind ein Ereignis: Optisch auf Landsknechte getrimmt und mit der Lautstärke eines startenden Düsenjets marschieren sie alljährlich als Prinzengarde in die Festsäle ein und sind immer ein Höhepunkt bei jeder Karnevalssitzung.
Fanfaren und Böller


Dafür sorgt schon das ungewöhnliche Instrumentarium aus Fanfaren, Trompeten, Wirbel- und Landsknechtstrommeln, mit dem die Gerolsteiner Stadtsoldaten ihre Märsche und Volkslieder schmettern. Ebenfalls auf der Liste der Instrumente: Vorderladerpistolen und eine Böllerkanone. "Die werden nur ganz selten eingesetzt, gehören aber dazu", sagt Rudi Bongartz, der erste Vorsitzende des Vereins. Eines Vereins, der im Übrigen ohne jegliche Förderung auskommt. Die eingespielten Gagen werden komplett für Instrumente und Uniformen verwendet.
Die zurzeit 28-köpfige Truppe unter der musikalischen Leitung der Kommandantin Gaby Leufer ist auch außerhalb des Karnevals eine gern gesehene Bereicherung zahlreicher Wein- und Sommerfeste an der Mosel und in der Eifel.
Die Gerolsteiner Stadtsoldaten absolvieren rund 20 Auftritte im Jahr. "Unsere Ausflüge zu Auftritten und Musiktreffen sind immer mit viel Spaß verbunden", erzählt Rudi Bungartz. Seiner Meinung nach ein Grund dafür, dass es dem Verein nicht an Nachwuchs mangelt: "Die Stadtsoldaten sind eine große Familie." Das trifft auch bei Familie Bungartz zu: Sohn Maximilian ist an der Trompete, Ehefrau Yvonne an der Fanfare und Rudi Bungartz an der Bassfanfare mit dabei.
"Wer zu uns kommt, muss kein fertiger Musiker sein. Er muss aber menschlich zu uns passen", sagt der Vorsitzende. Wer ein richtiger Stadtsoldat werden will, muss deshalb eine sechsmonatige Probezeit durchlaufen. "Dabei wird weniger auf musikalische Fertigkeiten geachtet, sondern auf das Verhalten, die Pünktlichkeit und das Miteinander", erklärt Bungartz.
Die Stadtsoldaten sind nicht zuletzt aus diesem Grund ein eingeschworener Haufen, bei dem jahrzehntelange Mitgliedschaften keine Seltenheit sind. Anlässlich der heutigen Feier werden Mitglieder geehrt, die den Verein seit Dekaden prägen.
An erster Stelle sei der 70-jährige Klaus Wollwert zu erwähnen, sagt Bungartz: "Seit 55 Jahren spielt er bei uns die Trompete." Der 80-jährige Günther Barkowski an der Bassfanfare und die Kommandantin Gaby Leufer sind seit 35 Jahren Stadtsoldaten, und Theo Lingens bedient seit nunmehr 30 Jahren die Landsknechtstrommel. Bei ihrer Geburtstagsfeier am Donnerstag lassen die Stadtsoldaten ihre Instrumente zu Hause: "Wir wollen uns gebührend feiern lassen", lacht Rudi Bungartz. Die Musik dazu liefern der Musikverein Birresborn, "Bunnes op jöck" und die "Freunde der Blasmusik".
Das Fest findet an Christi Himmelfahrt am Altstadtparkplatz an der Normaluhr statt und beginnt um 11.30 Uhr.
Extra

Die Gerolsteiner Stadtsoldaten wurden 1953 als Stadt- und Prinzengarde gegründet. Instrumente kamen erst 1958 dazu. Bis 1980 waren die Stadtsoldaten Teil der Gerolsteiner Burgnarren. Sie wurden ein selbstständiger Verein, als ihre Auftritte auch außerhalb der Karnevalszeit zunahmen. 1980 nahm der Verein an der Steubenparade in New York teil, 1987 an der 750-Jahr-Feier in Berlin. 1996 nahmen die Stadtsoldaten am internationalen Musikfestival in Callela (Spanien) teil, 1998 am Musikfestival in Korfu (Griechenland). now

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