Abenteuer im Urlaubsparadies

Wo andere Urlaub machen, verdient der Gerolsteiner Stephan Conradi seinen Lebensunterhalt. Er hat sich mit seiner Partnerin auf der Ferieninsel Mallorca selbständig gemacht. Das erste Geschäftsjahr war für die Auswanderer keine einfache Sache.

Gerolstein/Cala Sant Vicenç. Weiße Strände, tiefblauer Himmel, glasklares Meerwasser: Für viele ist das der Stoff, aus dem die Urlaubsträume gemacht sind. Für den Gerolsteiner Stephan Conradi (31 Jahre alt) gehört diese Kulisse zum Arbeitsalltag. Er ist ein Auswanderer. Mit seiner Partnerin Caroline Guldner (29) hat er sich vor etwa zwei Jahren auf der Ferieninsel Mallorca selbständig gemacht. Dort betreiben sie eine kleine Agentur für Outdoor-Touren.

"Die Insel ist fantastisch. Viele wissen gar nicht, wie vielfältig Mallorca ist", sagt Conradi. Abseits des Ballermanns hat das Eiland beeindruckende Natur zu bieten. "Radfahren, wandern, tauchen: Es gibt so viele Möglichkeiten, in wahnsinnig schöner Umgebung Sport zu treiben." Ihre Agentur Atemrausch haben die beiden in Cala Sant Vicenç eröffnet, einem kleinen 270-Seelen-Dorf im Norden Mallorcas.

Im Osten trennt die Halbinsel Formentor den Ort von der Bucht Badia de Pollença. "Wir bieten den Gästen geführte Wander-, Rad- und Kajaktouren an. Und wer die Insel auf eigene Faust erkunden will, kann die Räder auch einfach mieten", sagt Conradi. Auch Tauchausflüge gehören zum Angebot. "Unsere Spezialität sind Touren mit spanischem Picknick."

1999 hatte Conradi sein Abitur am St.-Matthias-Gymnasium in Gerolstein in der Tasche. Danach ging es zur Sporthochschule Köln. Auf dem Lehrplan stand Sportwissenschaft mit Schwerpunkt Ökonomie und Management.

Nach dem Diplom 2005 hat Conradi in Guatemala und auf Honduras gearbeitet, war für ein paar Monate als Tauchlehrer auf dem Ferienschiff Aida unterwegs. Schließlich landete er bei einem Radsportanbieter auf Mallorca. "Radeln war mir aber auf die Dauer nicht genug. Ich wollte verschiedene Sportarten kombinieren." Schnell stand fest: Er riskiert den Schritt, ein eigenes Unternehmen zu gründen.

Wirtschaftskrise erschwert den Neustart



Ein Wagnis, denn das erste Jahr war nicht einfach. Im Spätsommer 2008 ging es los, Partnerin Caroline Guldner kam als Verstärkung dazu. Doch es war Wirtschaftskrise, viele Hotels blieben 2009 leer. "Anfangs war's schwerer, als erwartet", gibt Conradi zu.

Aber kopflos hätten sie sich nicht in das Abenteuer gestürzt. "Das Meer hier ist zwar nicht so berechenbar und das Dorf liegt am Ende einer Sackgasse", sagt Conradi. Es gebe aber wenig Konkurrenz und der Ort habe Flair. Die Investitionen in das Geschäft waren groß: Viele Fahrräder, Kajaks und Tauchausrüstungen stehen im Lager. Ein Kajak kostet gut 1200 Euro, für die Tauchausrüstung sind 1000 Euro pro Set fällig. Dazu kamen Ladenausstattung und Werbung.

"Eine Hälfte hatten wir angespart, der Rest wurde fremdfinanziert." Inzwischen wirtschaften die Jungunternehmer immerhin kostendeckend.

Und wie läuft es mit den Mallorquinern? So richtig heimisch fühlen sich die beiden noch nicht. "Die Inselbewohner sind verschlossen, besonders gegenüber Nicht-Mallorquinern", glaubt Conradi. Er spricht zwar Spanisch, doch die Mallorquiner legen großen Wert auf ihr Katalanisch.

Im Winter, außerhalb der Saison, kommt Conradi zurück in die Eifel, um neue Geschäftspartner zu suchen, bei der Familie vorbeizuschauen, neue Ideen zu entwickeln. "Die Eifel ist für mich ein Ruhepol, wo ich mich mal zurückziehen kann", sagt er.

Im Frühjahr tauscht er dann wieder grünen Nadelwald und Nebelbänke gegen weiße Strände und Sonnenschein.

Infos zur Agentur Atemrausch: www.atemrausch.com. Näheres zu Cala Sant Vicenç unter www.calasantvicenc.com.

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