Abgebaut, Stück für Stück

Hillesheim hat das ortsbildprägende Symbol seiner früheren Wirtschaftskraft verloren: Der weithin sichtbare Schornstein der ehemaligen Molkerei wurde zurückgebaut. Stein um Stein. Was bleibt, sind Erinnerungen.

Hillesheim/Thalfang. Neben dem Turm der St-Martin-Kirche gab es ein zweites, ortsbildprägendes Bauwerk in Hillesheim, das bereits von weitem sichtbar war: den Turm der ehemaligen Eifelperle-Molkerei. Symbol der früheren Wirtschaftskraft des Eifelstädtchens. Das ist Vergangenheit. Nachdem die Hochwald-Molkerei mit Sitz in Thalfang vor zweieinhalb Jahren die Produktion im Hillesheimer Werk beendet hatte (30 Menschen verloren ihren Job, 24 kamen im 100 Kilometer entfernten Schwesterwerk in Erftstadt in Nordrhein-Westfalen unter), ist nun auch der Schornstein Geschichte. Nach rund vierwöchiger Bauzeit hat eine Firma aus Nordrhein-Westfalen das 44 Meter hohe "Wahrzeichen" Stein und Stein abgetragen. Zuvor war ein Gerüst um den Turm gebaut worden. Allein das hat sich bereits als gar nicht so einfach herausgestellt, da sich das Bauwerk nach oben hin verjüngte. Betrug der Außendurchmesser am Fuß noch 3,80 Meter, so waren es an der Spitze nur noch 1,80 Meter. Und dementsprechend musste das Gerüst angepasst werden.

Bei der Demontage hat es keine Probleme gegeben. Dafür aber eine Menge Bauschutt. Eine Sprengung ist nicht infrage gekommen, weil die angrenzenden Gebäudeteile nicht beschädigt werden sollten.

Peter Weyhofen, der mehr als 30 Jahre in der Molkerei gearbeitet hat, die meiste Zeit als Betriebsleiter, sagt ein wenig wehmütig: "Das tut schon ein bisschen weh. Aber die Zeiten der Molkerei sind eben rum, und das sieht man jetzt auch."

Der Schornstein habe "schon was dargestellt, er war ein Symbol", sagt Weyhofen. Und er erinnert sich an mehrere Begebenheiten im Zusammenhang mit dem Bauwerk. "Früher, als ich bei der Eifelperle angefangen habe, hat es sogar einen zweiten Schornstein gegeben, aber der wurde schon bald zurückgebaut." Und einmal habe ihm als Betriebsleiter eine große Eisenplatte, die eines Tages am Fuß des Schornsteins gelegen habe, Rätsel aufgegeben. "Wie sich später herausstellte, und wie ich es bei einer Ballonfahrt dann auch habe sehen können, war das ein Teil der Abdeckung des Schornsteins, die wohl durch einen Blitzeinschlag abgesprengt wurde", berichtet der Rentner.

Apropos Blitze: Wenn sich im Norden ein schweres Gewitter zusammengebraut habe, habe er als Betriebsleiter stets vorsorglich einen Produktionsstopp verhängt und dafür eine Reinigung der Maschinen abgeordnet. "Denn wenn im Umspannwerk bei Dahlem ein Blitz eingeschlagen hatte, konnten wir die Milch, die zwecks Ultrahocherhitzung kurz durch ein 140 Grad heißes Wasserbad geführt wurde, in den Kanal kippen. Denn unsere Maschinen blieben dann stehen. Und wir hatten Ausfall und Mehrarbeit."

Auch an eine andere Begebenheit erinnert er sich. Als er mit der Hillesheimer Wehr, die er ebenfalls über Jahre führte, einmal zu Besuch auf dem Fliegerhorst in Büchel war, hat er eine Neuigkeit erfahren. "Dort haben mir Piloten erzählt, dass der Schornstein für sie einen optischen Punkt darstellt, an dem sie sich orientieren."

Ab dann habe er auch verstanden, weshalb im Himmel über Hillesheim stets so viel los gewesen sei. "Das war zeitweise so schlimm, dass man Telefonate unterbrechen musste, weil man nichts mehr verstanden hat", sagt Weyhofen.

Zur Zukunft des Molkerei-Standorts fällt dem ehemaligen Betriebsleiter nicht viel ein. Er sagt nur: "Keine Ahnung, wie es dort weiter geht." Das 45 000 Quadratmeter große Areal samt etlicher Gebäuden liegt seit der Schließung brach - mit Ausnahme von zeitlich begrenzten Verpachtungen von Teilbereichen.

Was verbinden Sie mit dem Schornstein beziehungsweise mit der Molkerei in Hillesheim? Bitte schreiben Sie uns in aller Kürze ihre Erinnerung an eifel-echo@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort