Ältere Motorradfahrer sind besonders gefährdet

Bitburg/Daun/Gerolstein · Rasante Kurven, romantische Flusstäler, luftige Höhen: Die Eifel ist bei Motorradfahrern beliebt. Doch der Spaß auf zwei Rädern kann gefährlich werden. In den beiden Eifelkreisen gibt es Jahr für Jahr rund 160 Zweiradunfälle. Als Risikogruppe gelten über 45-jährige Motorradfahrer, die nach einer längeren Pause wieder einsteigen.

Verdammt. Das war knapp. Mit gefühlten 200 Stundenkilometern kommt ein Motorradfahrer durch die Kurve geflogen. Die Maschine in Schräglage, das Knie tief auf der Straße. Dem entgegenkommenden Autofahrer stockt der Atem. Kurz vor dem Gegenverkehr zieht der Motorradfahrer gerade noch rechtzeitig rein. Ein waghalsiges Manöver, das nicht immer gutgeht. Und eines, das wohl fast jeder, der in der Eifel mit dem Auto unterwegs ist, schon mal erlebt hat.

Kaum werden die Temperaturen milder, tauchen auch die Motorradfahrer wieder auf den Straßen auf. Ein Spaß, der gefährlich werden kann.
Sicherheitskleidung wichtig


Insgesamt 555 Zweiradunfälle - einschließlich Mofas und andere leichteren Zweirädern - verbuchen die Polizeiinspektionen Prüm und Bitburg in den vergangenen fünf Jahren (2008 bis 2012) im Eifelkreis. Davon sind an 321 Unfällen richtige Motorräder ab 125 Kubik beteiligt gewesen. Und bei 159 der eigentlichen Motorradunfälle saßen über 45-jährige Fahrer auf dem Bock. Im Zuständigkeitsbereich der Polizeiinspektion (PI) Daun (die Verbandsgemeinden Daun, Gerolstein, Kelberg und Hillesheim, die Obere Kyll wird von der PI Prüm betreut) haben die Beamten in dem Fünfjahres-Zeitraum 2008 bis 2012 332 Unfälle mit - so die offizielle Bezeichnung - "motorisierten Zweirädern" verzeichnet.

"Verursacher von fast 70 Prozent der Unfälle waren Fahrer von 25 bis 64 Jahren. Hauptunfallursache war überhöhte beziehungsweise nicht angepasste Geschwindigkeit", berichtet Alfred Haas, der stellvertretende Leiter der PI Daun.

"Es fällt auf, dass vor allem diese sogenannten Genussfahrer oft ins Schleudern geraten", sagt Bernhard Weber von der Polizei Bitburg.

Ein Grund sei, dass Motorradliebhaber in diesem Alter nach längerer Pause erst wieder einsteigen und ihnen deshalb die Erfahrung fehlt. Doch anders als Jugendliche, die erst mal mit leichten Maschinen wie Mofas starten, können es sich die Fahrer im besten Alter leisten, gleich starke, schnelle Maschinen zu kaufen.

"Im Grunde ist ein großer Teil der Fahrer in dieser Altersgruppe gemessen an Fahrpraxis und Leistungsfähigkeit übermotorisiert", sagt Weber. Ein weiteres Problem sei, dass viele auf Sicherheitskleidung verzichten. "Dieser Leichtsinn oder diese Eitelkeit rächt sich, wenn es kracht", sagt Weber.

Allein 2012 gab es im Eifelkreis 91 Zweiradunfälle (Vulkaneifel: 61). "Und das war ein Jahr, wo es nur wenig gutes Motorradwetter gab", sagt Weber.
Vorausschauend fahren


Bei den 91 Unfällen wurden 32 Menschen schwer verletzt (Vulkaneifel: 20). Über einen Fünf-Jahres-Zeitraum betrachtet haben im Eifelkreis 15 Motorradfahrer bei Unfällen ihr Leben verloren, im Bereich der PI Daun waren es fünf.

Obgleich das Wetter kaum gut genug war, um viele Zweiradfahrer auf die Straße zu locken, verbuchen die Polizeiinspektionen Bitburg und Prüm zusammen bereits fünf Motorradunfälle, bei denen zwei Menschen schwer verletzt wurden.

Wolfgang Zenner von der Polizei Bitburg rät Autofahrern: "Fahren Sie vorausschauend, und rechnen Sie ab jetzt auch wieder mit Motorradfahrern auf der Straße." Zum Wochenende soll es sonnig werden - und damit zieht es auch die Zweiradfahrer wieder auf die Straße.Meinung

Praxis pauken!
Protokoll eines vermeidbaren Todes: Motorradfahrer (zu schnell unterwegs) trifft auf Linksabbieger (hat Zweirad übersehen). Biker stürzt nach Bremsung, prallt gegen Auto. Stirbt eingeklemmt zwischen Auto und eigener Maschine. Die meisten dieser Opfer sind nicht die jungen Erwachsenen, die sonst bei schweren Unfällen überproportional vertreten sind. Es sind die älteren Wiedereinsteiger, die sich nach jahrzehntelanger Pause noch mal auf den Bock setzen. Denn die Praxis fehlt. Deshalb: Wer in einen zweiten Motorradfrühling rollen möchte, sollte ein Training für Wiedereinsteiger absolvieren. r.jakobs@volksfreund.deExtra: Eifeler Motorradsymposium

Die Resonanz auf das erste Eifeler Motorradsymposium am Samstag in Bitburg, das sich gezielt an Fahrer über 45 Jahre wendet, ist groß. Die Veranstaltung, bei der Vorträge sowie Fahr- und Geschicklichkeitstrainings geboten werden, ist ausgebucht. Zudem setzt sich die Polizei für mehr Sicherheit ein. So gehören auch Großkontrollen im Grenzgebiet, insbesondere an Brückentagen, jedes Jahr mit zum Sicherheitskonzept. Zudem sind allein für 2013 mehr als 20 kleinere Kontrollen geplant. Bei einer Großkontrolle gingen den Polizisten 2012 vier Raser ins Netz, ein Fahrer war ohne Führerschein unterwegs, einer hatte Drogen genommen, und es gab drei Anzeigen wegen schlechter Bereifung. Bei 20 Fahrzeugen waren kleinere technische Mängel zu beanstanden; eines war nicht mehr fahrtüchtig und wurde stillgelegt. schoExtra: Treffen am Ring

Der Nürburgring lädt Motorradfahrer zu einem Treffen der besonderen Art ein - dem "Anlassen". Zum 15. Mal beginnt am Sonntag, 14. April, um 14 Uhr der Gottesdienst für Motorradfahrer. Es werden wieder Tausende Biker im Fahrerlager der Grand-Prix-Strecke erwartet. Das beim Gottesdienst gesammelte Geld kommt der Notfallseelsorge am Nürburgring zugute. Danach kommen die Biker zum Korso über die Nordschleife zusammen. Das Rahmenprogramm mit Infos rund um das Thema Motorrad und Verkehrssicherheit beginnt um 11 Uhr. Wer will, kann von 8 bis 11 Uhr am Bikerfrühstück in der Langstreckenbar teilnehmen. sts nuerburgring.de Extra: Tipps vom ADAC

Folgende Tipps geben der ADAC und die Polizei für einen sicheren Start in die Motorradsaison: Vor der ersten Fahrt müssen alle technischen und sicherheitsrelevanten Bestandteile der Maschine überprüft werden. Mängel umgehend beseitigen, damit jederzeit gestartet werden kann! Ein Motorradfahrer sollte immer nur mit sicherer und funktionaler Schutzkleidung unterwegs sein. Neben Helm und Handschuhen sind eine warme Kombi sowie Nierengurt oder Rückenprotektor gerade in der Übergangsjahreszeit unverzichtbar. Kontrastreiche Kleidung macht Motorradfahrer für andere Verkehrsteilnehmer noch besser sichtbar, rät der ADAC. Das Anti-Beschlag-Visier sollte auf Kratzer untersucht und im Zweifelsfall ausgetauscht werden. Bei den ersten Ausflügen sollten Zweiradfahrer möglichst defensiv fahren. Eine defensive Fahrweise ist auch deshalb angebracht, weil es vor allem in Waldstücken und auf Brücken morgens noch feuchte und eisglatte Straßenabschnitte geben kann. Schlaglöcher sowie liegen gebliebener Streusplitt können für Zweiradfahrer verhängnisvolle Überraschungen bereithalten. Die Geschwindigkeit sollte immer den Verkehrsverhältnissen angepasst werden. neb

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