Regionalgeschichte Weitere Zeugnisse römischen Lebens: Überreste einer Siedlung entdeckt

Duppach-Weiermühle · Auch dem Archäologischen Förderverein Duppach (AFVD) hat Corona alle bisherigen Pläne durchkreuzt. Doch nun war eine Aktionswoche mit Säuberung und Sortierung vorhandener Funde möglich. Und die Entdeckung von weiteren Überresten.

 Das Fotografieren der gereinigten Fundstücke – hier ein Fragment eines römischen Grabmals – ist Bestandteil des Projekts der Universität Bonn, das Dr. Matthias Lang (hinten rechts) mit dem wissenschaftlichen Mitarbeiter Philippe Kluge (vorne rechts) und den Studierenden Katrin Schmitz (vorne links) und Erik Kiesel (hinten links) in Duppach-Weiermühle durchführt.

Das Fotografieren der gereinigten Fundstücke – hier ein Fragment eines römischen Grabmals – ist Bestandteil des Projekts der Universität Bonn, das Dr. Matthias Lang (hinten rechts) mit dem wissenschaftlichen Mitarbeiter Philippe Kluge (vorne rechts) und den Studierenden Katrin Schmitz (vorne links) und Erik Kiesel (hinten links) in Duppach-Weiermühle durchführt.

Foto: Brigitte Bettscheider

Drei Stationen sind auf dem weitläufigen Gelände der Familien Surges und Köchner in dem Duppacher Ortsteil Weiermühle aufgebaut. Hier - wo ohnehin seit den viel beachteten Grabungsfunden vor 18 Jahren und der Gründung des Fördervereins im Jahr darauf (der TV berichtete mehrfach) die Fäden in punkto Archäologie zusammenlaufen - sind die Vereinsvorsitzende Maria Surges, Ehemann Paul Surges, Schwiegersohn Markus Köchner und Enkeltochter Lotta Köchner in dieser Aktionswoche ebenso im Einsatz wie der Grabungs- und wissenschaftliche Leiter Peter Henrich, Matthias Lang als der Direktor des „Center for Digital Humanities“ an der Universität Bonn mit Assistenten und Studenten sowie weitere Fördervereins-Mitglieder.

   „Bisher sind alle geplanten Veranstaltungen Corona bedingt ausgefallen“, erklärt Maria Surges. Doch in so einer Aktionswoche könne draußen und mit Abstand gearbeitet werden, betont sie. Das wird beim TV-Besuch eindrücklich unter Beweis gestellt. Aus dem Kurs des Institutsdirektors Matthias Lang sind an jedem Tag wechselnd Studenten und wissenschaftliche Mitarbeiter vor Ort. Heute ist Katrin Schmitz mit von der Partie. Die 23-Jährige studiert im achten Semester Archäologie und Kunstgeschichte und sagt (während sie die Überreste eines römischen Grabmals mit einem Pinsel säubert): „Es ist toll. Denn hier können wir in einer archäologisch besonders interessanten Umgebung unser theoretisches Wissen praktisch anwenden.“

    Ihr Kommilitone Erik Kiesel (27) schwärmt bei seinem ersten Feldeinsatz von der herzlichen Aufnahme und der familiären Atmosphäre. Und von den Drohnenaufnahmen am Vormittag, deren erste Auswertung auf weitere römische Überreste schließen lassen.

Sein Kursleiter Matthias Lang erläutert das Verfahren („Luftbildsurvey“). Dabei nimmt ein spezieller Kamerasensor aus einer Höhe von etwa 100 Metern über der Erdoberfläche feinste Unterschiede in der Vegetation wahr, die auf archäologische Spuren unter der Oberfläche hinweisen. Ein weiterer Vorzug des Geräts, das der Universität Tübingen gehört, ist, dass es sehr weit fliegen kann - über eine Fläche von etwa 100 Hektar in 25 Minuten nämlich. „Tatsächlich sind bisher unbekannte Strukturen menschlicher Aktivitäten erkennbar“, sagt der Archäologe. Soll heißen: Es befinden sich weitere Überreste einer römischen Siedlung rund um Duppach und Weiermühle; mehrere viereckige Grundrisse lassen auf Gebäudereste schließen. Durch Vermittlung von Peter Henrich sei das Projekt in Weiermühle zustande gekommen, erzählt Lang. „Hier liegt ein Idealfall mit besonders vielen Zeugnissen der Vergangenheit in nicht allzu großer Entfernung der Universität Bonn vor“, erklärt er.

    An einer weiteren Station legen Paul Surges und Markus Köchner Dutzende von Schlackenbrocken mit dem Hochdruckreiniger frei. Und an dritter Stelle gehen Vereinsmitglieder einer besonders filigranen und zeitaufwendigen Arbeit nach: Sie säubern und sortieren kistenweise Glas-, Keramik- und Eisenstücke. So wie Petra Clemens (58) aus Gerolstein, Dozentin im Gesundheitsprogramm des DRK-Kreisverbands Vulkaneifel. „Mich fasziniert, was der Verein bereits alles auf die Beine gestellt hat“, sagt sie zu ihrer Motivation. Und meint: „Wer weiß, was noch kommt!“

Oder Franziska Thurau (19) aus Gerolstein, die in Kürze mit dem Archäologie-Studium in Trier beginnt. Nach einem Praktikum am Rheinischen Landesmuseum in Trier war sie Mitglied des AFVD geworden und ist mittlerweile im Vorstand tätig (siehe Info).

 Die Vorsitzende des Archäologischen Fördervereins Duppach, Maria Surges (rechts), mit den Mitgliedern (von links) Petra Clemens, Lotta Köchner und Franziska Thurau, die im Rahmen der Aktionswoche Fundstücke säubern und sortieren

Die Vorsitzende des Archäologischen Fördervereins Duppach, Maria Surges (rechts), mit den Mitgliedern (von links) Petra Clemens, Lotta Köchner und Franziska Thurau, die im Rahmen der Aktionswoche Fundstücke säubern und sortieren

Foto: Brigitte Bettscheider

Und Lotta Köchner, die in der Oberstufe des St.-Matthias-Gymnasiums ist, mit ihren 17 Jahren quasi mit den archäologischen Ereignissen in ihrem Heimatort Weiermühle aufgewachsen ist und schon an einigen Grabungen beteiligt war. „Ja, ich ziehe Archäologie als Studienfach in Betracht“, sagt sie. Und deutet auf ein Stück Ziegel mit einer Tierspur darin. „Schauen Sie mal“, ruft sie begeistert, „da ist vielleicht vor 2000 Jahren ein Hund über den noch nicht ganz trockenen Stein gelaufen.“

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