Alle Fraktionen für letzte Ruhe unter Bäumen

Gerolstein · Nach der Stadt Daun (der TV berichtete) denkt nun auch die Verbandsgemeinde (VG) Gerolstein über die Einrichtung einer Naturbegräbnisstätte nach. Diese könnte auf dem Gerolsteiner Waldfriedhof entstehen. In der VG Hillesheim ist ein Ruheforst derweil noch kein Thema.

Gerolstein. Immer weniger Menschen lassen sich in einem Sarg beerdigen. Das hat nicht nur finanzielle oder pragmatische Gründe. Zwar sind die Gebühren für alternative Bestattungen geringer als für Erdbestattungen und auch die Grabpflege entfällt, vielen sagt aber vor allem die Idee einer naturnahen letzten Ruhestätte zu.
Auch im Landkreis Vulkaneifel nimmt die Zahl der Urnenbestattungen beständig zu. Zudem steigt der Wunsch, anonym beigesetzt zu werden. In der Verbandsgemeinde (VG) Hillesheim ist bisher allerdings nirgendwo die Einrichtung einer Naturbegräbnisstätte angedacht. "Ein Fried- oder Gedächtniswald ist bei uns noch nicht in der Diskussion. Mit den Angeboten in Jünkerath und Hümmel sind wir ja auch gut versorgt", sagt Herbert Mastiaux, Fachbereichsleiter in der VG Hillesheim.
In Gerolstein sind die Pläne hingegen konkreter. Nach der Stadt Daun (der TV berichtete) denkt nun auch die VG Gerolstein über die Einrichtung einer Naturbegräbnisstätte nach. Die Mitglieder des Forst-, Wegebau- und Umweltausschusses des Gerolsteiner Stadtrats diskutieren das Thema heute in ihrer Sitzung.
Anonyme Bestattungen steigen


Der Ruheforst könnte in unmittelbarer Nähe des Gerolsteiner Waldfriedhofs entstehen. "Der Laubwald vor dem Friedhof ließe sich gut in den Friedhof integrieren", sagt Klaus Jansen, Fachbereichsleiter in der VG Gerolstein. Seit 2009 habe es auf dem Waldfriedhof bereits 15 anonyme Urnenbestattungen gegeben.
Von einem Fried- oder Gedächtniswald soll sich die in Gerolstein angedachte Fläche jedoch unterscheiden. Während ein Fried- oder Gedächtniswald nicht umzäunt ist, soll die Naturbegräbnisstätte ein Teil des Waldfriedhofs werden. "Unser Angebot soll auch nicht für jedermann gelten, sondern hauptsächlich für die Bürger der Verbandsgemeinde sein", sagt Jansen. "Auch wenn die Bestatter von einem geringen Interesse ausgehen, unterstützen wir den Vorschlag, um der Bevölkerung die Möglichkeit zu geben, sich heimatnah beerdigen zu lassen", sagt Jansen.
Im Stadtrat stößt der Vorschlag auf breite Zustimmung (siehe Extra). Wird der Vorschlag heute in der Sitzung des Forstausschusses angenommen, muss er anschließend im Haupt- und Finanzausschuss beraten werden. Einen Termin dafür gibt es noch nicht.Extra

Helmuth Hauth (CDU): "Die Einrichtung eines Ruheforsts hat sicherlich für den ein oder anderen Bürger seine Wichtigkeit. Diese neuzeitliche Form der Bestattung wird auch in unserer Fraktion unter Berücksichtigung des Pro und Kontra diskutiert. Wir werden einen Konsens finden, ohne den Zeitgeist zu ignorieren." Herbert Lames (SPD): "Unsere Fraktion hält einen Ruheforst für eine gute Sache. Die Zeichen der Zeit gehen eindeutig in diese Richtung. Bestattungen werden immer teuerer. Durch die Einrichtung eines Ruheforsts bekommen wir eine günstige Lösung - auch für die Hinterbliebenen, die häufig weiter weg wohnen." Ewald Wollwert (BUV): "Die BUV steht dem Thema sehr positiv gegenüber. Es ist eine moderne Art der Bestattungsform, vor der wir uns nicht verschließen können. Wir sollten unseren Bürgern diese Bestattungsform anbieten, damit sie sich nicht woanders begraben lassen. Wir hätten schon vor längerer Zeit die Möglichkeit gehabt, eine Art Ruheforst einzurichten. Wir wären dumm, wenn wir das jetzt nicht täten. Natürlich immer vor dem Hintergrund, die Größe und die Kosten zu diskutieren." Tim Stehen (Bündnis 90/Die Grünen): "Wir sprechen uns für die Einrichtung eines Ruheforsts aus. Ein Ruheforst bietet die Möglichkeit, eine dauerhaft würdevolle und friedliche Ruhestätte zu finden. Er kann damit für die Angehörigen einerseits ein Ort des Gedenkens und Erinnerns werden. Andererseits kommt er dem Wunsch entgegen, den Angehörigen - soweit überhaupt vorhanden - mit der Grabpflege nicht zur Last zu fallen. Wir erwarten, dass der Wunsch nach entsprechenden Bestattungsmöglichkeiten steigen wird, so wie auch der Wunsch nach Urnenbestattungen - die vor Jahren in der Eifel sehr unüblich waren - gestiegen ist." Gudrun Will (FDP): "Ich finde die Idee gut, einen Ruheforst einzurichten. Ich denke, auch in unserer Region sind die Menschen dieser Form der Bestattung nicht abgeneigt." fas

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