Alle Fraktionen wollen ein besseres Miteinander

Bernd May ist mit deutlicher Mehrheit zum neuen Stadtbürgermeister von Gerolstein gewählt worden (der TV berichtete) - allerdings mit vielerorts geringer Wahlbeteiligung. Der TV hat die Fraktionen des Stadtrats gefragt, was sie von ihm erwarten.

Gerolstein. 73,6 Prozent für Bernd May, 26,4 Prozent für Knut Wichmann: Die Wahl des künftigen Stadtbürgermeisters, der am Freitag in sein Büro im Rathaus einziehen wird, war eine deutliche Angelegenheit. In allen 13 Wahlbezirken (inklusive der Briefwahl) hatte May die Nase vorn - am deutlichsten in Hinterhausen (89,7 Prozent) und Michelbach (86,4 Prozent). Und sogar in Gerolstein-Oos, dem Heimatstadtteil von Knut Wichmann, lag May klar vorne (66 Prozent).

In den beiden stärksten May-Bastionen war ebenso die Wahlbeteiligung am höchsten: Nur in Michelbach kam sie überhaupt über 50 Prozent (exakt: 54,2 Prozent). Doch auch in Hinterhausen war sie mit 44,9 Prozent noch akzeptabel. Hingegen blieb sie in den drei größten Wahlbezirken, denen in der Kernstadt, auf unterstem Niveau: Realschule plus (23,3 Prozent), Rathaus (17,8 Prozent), Gymnasium (15,2 Prozent). Insgesamt gaben nur 1748 der 6116 Wahlberechtigten ihre Stimme ab. Das entspricht einer Wahlbeteiligung von 28,6 Prozent.

Von den abgegebenen Wahlzetteln waren 132 (knapp acht Prozent) ungültig. Davon allein 27 der 347 Briefwahlbögen. Dieser hohe Wert und die insgesamt geringe Wahlbeteiligung können durchaus als Signal verstanden werden, dass viele Wähler mit keinem der beiden Kandidaten einverstanden waren.

Quer durch alle Fraktionen des Stadtrats wurde denn auch die schlechte Wahlbeteiligung kritisiert beziehungsweise bedauert. So sagte der zweite Beigeordnete Albert Müller von der CDU-Fraktion: "Die niedrige Wahlbeteiligung ist für mich ein Zeichen des Desinteresses an der Stadtpolitik." Hingegen fand er "super", wie fair der Wahlkampf gewesen sei. Müller: "Eine solche gegenseitige Achtung erhoffe ich mir nun auch wieder im Rat und in den Ausschüssen."

Viele junge Leute wählten nicht



In die gleiche Kerbe schlug Herbert Lames (SPD): "Diese geringe Wahlbeteiligung ist ein Zeichen dafür, dass die Leute offenbar kein Interesse mehr an der Stadtpolitik haben." Lames hofft, dass "jetzt sich die Stimmung im Rat und den Ausschüssen verbessert und es wieder mehr Miteinander statt Gegeneinander gibt".

Gerd Möller (BUV) sagte: "Ich bin sehr, sehr enttäuscht, dass die Wahlbeteiligung noch unter 30 Prozent lag." Seine Erwartung an Bernd May: "Ich hoffe, dass er als souveräner Vorsitzender im Stadtrat auftritt. Dann bringt er auch den gesamten Rat hinter sich."

Tim Steen (Bündnis 90/Die Grünen) sagte: "Die Wahlbeteiligung ist sehr enttäuschend. Für mich ist die hohe Anzahl der ungültigen Stimmen ein Indiz dafür, dass keiner der beiden Kandidaten überzeugen konnte. Hier hat Bernd May noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten." Die größte Erwartung der Grünen an den neuen Stadtbürgermeister: "Dass er sein Versprechen, eine sehr offene Arbeit machen zu wollen, nun auch umsetzt."

Gudrun Will (FDP) zeigte sich ebenfalls "erschrocken über die geringe Wahlbeteiligung, vor allem unter jungen Leuten". Sie habe bei ihrem Dienst im Wahlbüro in der Realschule "nur drei bis vier Leute unter 30 Jahren gesehen". Ihre größte Erwartung an den neuen Stadtchef ist, "dass er es schafft, dass sich die Zusammenarbeit im Rat verbessert und die Beschimpfungen endlich ein Ende haben."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort