Alle Hoffnung ruht auf den Berlinern

Daun · In der Dauner Brotfabrik wird derzeit auf Hochtouren produziert. Ungeklärt ist, wie es auf lange Sicht weitergeht. Die Firma Stauffenberg, zu der auch der Eifeler Standort gehört, ist seit Oktober in Insolvenz.

Alle Hoffnung ruht auf den Berlinern
Foto: dpa

Daun. Markus Hoffmann hat stressige Wochen hinter sich. Der 42-Jährige ist Vorsitzender des Betriebsrats der Dauner Großbäckerei im Alten Weg. Das Werk gehört einer Firma der Stauffenberg GmbH, für die am 1. Oktober das Insolvenzverfahren eröffnet worden ist. Hoffmann vertritt aber nicht nur in der Eifeler Kreisstadt die Interessen der Arbeitnehmer, er ist auch stellvertretender Vorsitzender des Konzernbetriebsrats.
Was bedeutet: Immer wieder muss er zu Sitzungen nach Gelsenkirchen, wo der Sitz der Firma Stauffenberg ist. Zudem ist der gelernte Bäcker kein freigestellter Betriebsrat, sondern arbeitet ganz normal in der Produktion in Daun. "Nicht immer einfach, alles unter einen Hut zu bringen, aber wenn die Arbeitsplätze gesichert werden können, wird sich die stressige Zeit mehr als gelohnt haben." In Daun bangen bis zu 150 Mitarbeiter um ihre Arbeitsplätze: Das sind 110 Festangestellte, weitere an die 40 Mitarbeiter kommen in den Spitzenproduktionszeiten hinzu.Keine Überraschung


Die Eröffnung des Insolvenzverfahrens war für Hoffmann keine Überraschung: "Das hat sich abgezeichnet, es war schon länger in der Schwebe." In der Belegschaft sei die Stimmung seit Mai immer gedrückter geworden, weil die Löhne nur verzögert ausgezahlt oder gestundet wurden. "Das war eine richtig schwierige Zeit für unsere Leute." Seit das ausstehende Geld nachgezahlt wurde und die Gehälter dank des Insolvenzgelds wieder regelmäßig auf die Konten der Beschäftigten fließen, habe sich die Stimmung wieder verbessert, berichtet der Betriebsratsvorsitzende.
In Daun läuft die Produktion derzeit auf Hochtouren. Derzeit werden täglich gut 100 000 der Verkaufsschlager aus Daun, die Berliner, hergestellt, die besonders in der gerade gestarteten Karnevalssession gefragt sind. In der heißen Phase der fünften Jahreszeit wird die Produktion sogar noch auf eine halbe Million der beliebten Krapfen gesteigert. Daun ist der Mittelpunkt der deutschen Berlinerproduktion, was den Betriebsratsvorsitzenden auch optimistisch stimmt, dass die Lichter in der Eifel so schnell nicht ausgehen werden. "Wir haben einen guten Namen, die Nachfrage nach Berlinern ist ungebrochen. Ein Pfund, mit dem der Standort wuchern kann."
Das besondere Produkt ist "ein Alleinstellungsmerkmal für Daun", sagt auch der Insolvenzverwalter, der Essener Rechtsanwalt Christoph Niering. Auch wenn das Insolvenzgeld am 30. November ausgelaufen sei, werde weiter produziert: Ohnehin seien die Kunden trotz der Insolvenz bei der Stange geblieben, was Niering als "gutes Zeichen" wertet. Nach derzeitigem Stand wird bis mindestens Ende Februar gearbeitet, eventuell aber auch noch im März.
Wie am Ende eine Lösung aussehen könnte, beispielsweise dass ein Investor alle Standorte übernimmt oder sich Interessenten für einzelne Betriebe finden, kann der Insolvenzverwalter derzeit noch nicht sagen.
Klar sei aber, dass es in Daun einen Investitionsstau gebe: "Da muss einiges gemacht werden. Wir hoffen auf einen Investor, der willens ist, Geld in die Hand zu nehmen." Betriebsratsvorsitzender Hoffmann, der seit 21 Jahren in der Dauner Großbäckerei arbeitet, hofft: "Dass sich jemand findet, der das große Potenzial des Standorts Daun erkennt und ihn in eine erfolgreiche Zukunft führt. An den Mitarbeitern in Daun soll das jedenfalls nicht scheitern."
Extra

Begonnen hat alles 1953 in der Bahnhofstraße in Daun. Das Düsseldorfer Unternehmen Engelberth war auf der Suche nach einem Standort für eine Großbäckerei in der Eifel und fand diesen in Daun. Bald wurde es am ersten Produktionssitz aber zu eng, und ein neues Gebäude in der Straße "Alter Weg" wurde gebaut. Um den Standort für Daun zu sichern, hat die Stadt das Betriebsgelände zum Gewerbegebiet erklärt, obwohl es in unmittelbarer Nachbarschaft zu Wohnhäusern liegt. Auch deshalb bekam das Unternehmen vor einiger Zeit eine direkte Anbindung vom Standort an die Umgehungsstraße, um das durch die Bäckerei verursachte Verkehrsaufkommen in der Gartenstraße und im Alten Weg zu reduzieren. sts

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