Allein auf weiter Flur

Obwohl der Stadtrat praktisch einhellig gegen eine mögliche Übernahme des in Trägerschaft des Kreises befindliche Eifelvulkanmuseums durch die Stadt Daun ist, will Wolfgang Jenssen das Thema erneut zur Diskussion stellen.

 Keine „freundliche Übernahme“: Eine große Mehrheit des Stadtrats ist dagegen, dass das Vulkanmuseum (links) in die Trägerschaft der Stadt, der das Forum (rechts) gehört, übergeht. TV-Foto: Archiv/Stephan Sartoris

Keine „freundliche Übernahme“: Eine große Mehrheit des Stadtrats ist dagegen, dass das Vulkanmuseum (links) in die Trägerschaft der Stadt, der das Forum (rechts) gehört, übergeht. TV-Foto: Archiv/Stephan Sartoris

Daun. Im Frühjahr hatte Stadtbürgermeister Wolfgang Jenssen (SPD) den Stadtrat über das Thema "Mögliche Übernahme der Trägerschaft des Vulkanmuseums durch die Stadt" informiert und die Fraktionen gebeten, sich damit zu beschäftigen.Vorausgegangen war ein Gespräch im Herbst vergangenen Jahres in der Kreisverwaltung, an dem neben Jenssen Landrat Heinz Onnertz und Verbandsgemeinde-Bürgermeister Werner Klöckner (CDU) teilgenommen hatten. Dabei wurde auch über eine mögliche Übernahme des 1996 eröffneten Museums durch die Stadt für einen symbolischen Euro gesprochen.

Der Bitte des Stadtbürgermeisters folgend, haben sich die Stadtratsfraktionen mit dem Thema ausführlich beschäftigt und ihre Haltung in einer Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses kundgetan: Eine klare Mehrheit war gegen ein mögliche Übernahme des Museums.

Ein Umstand, den Jenssen aber nicht davon abhält, das Thema erneut aufzugreifen: "Trotz des negativen Votums will ich mit dem Thema auch noch den Stadtrat befassen. Ich bin weiter überzeugt, dass es Sinn sowohl für das Museum als auch für den Fremdenverkehr in der Stadt macht, wenn das Museum in städtische Trägerschaft übergeht."

"Defizit lässt sich deutlich verringern"

Jenssen geht davon aus, dass der Kreis auch - vom Kreistag bereits genehmigte - 30 000 Euro zur "Auffrischung" des Museums mit in eine mögliche Übernahme-Vereinbarung einbringen würde. Diese Summe würde ausreichen, die Ausstellung "aufzufrischen", das Veranstaltungsangebot auszuweiten und den Internetauftritt zu verbessern, glaubt der Stadtbürgermeister.

Zudem ließen sich durch die mögliche Zusammenarbeit zwischen der Tourist-Information (mit Sitz im ans Museum angrenzende Forum) und dem Museum Personalkosten sparen, führt Jenssen weiter an. Sein Fazit: "Das derzeitige Defizit von knapp 30 000 Euro lässt sich durch Personaleinsparungen und intensivere Nutzung deutlich verringern."

Jenssens Parteifreund, der SPD-Stadtratsfraktionsvorsitzende Uli Domenghino, stellt die "sicherlich positiven Ansätze zur Attraktivitätssteigerung, die vom Geologen Volker Reppke vorgestellt wurden", nicht in Abrede, allerdings könnten diese "auch bei weiterer Trägerschaft durch den Kreis realisiert werden."

Grundsätzlich "mögen alle Möglichkeiten zur Steigerung der Attraktivität richtig sein, sind aber unabhängig von der Trägerschaft", erklärt Domenghino. Die Stadt beteilige sich darüber hinaus schon heute mit einem "festen, kalkulierbaren" Betrag an den Museumskosten.

Die CDU-Stadtratsfraktion hat laut ihrem Vorsitzenden Friedhelm Haep eine eindeutige Haltung: "Wir wollen das nicht." Mit der möglichen Ein-Euro-Übernahme sei es ja allein nicht getan, sondern die Folgekosten seien zu berücksichtigen. Und wie hoch die sein würden, sei völlig unklar. "Grundsätzlich ist eine solche Übernahme nicht Aufgabe der Stadt. Wir gehen auch davon aus, dass ein solches Vorhaben von der Kommunalaufsicht nicht genehmigt würde", so Haep.

Stefan Minninger begründet die Ablehnung der Fraktion des Gewerbe- und Verkehrsvereins (GVV) damit, dass ein "Museum mit dem Thema Vulkanismus eine Angelegenheit des Kreises ist. Der Landkreis Vulkaneifel sollte sich noch mal intensiver um eine Modernisierung des Museums kümmern, ohne den Versuch, die Kostenseite auf eine andere kommunale Ebene abzuwälzen".

Für die Stadt kämen Kosten in nicht eindeutig zu beziffernder Höhe bei einer möglichen Übernahme zu, und das wolle die GVV-Fraktion verhindern.

Kritik übt Minninger auch am Verhalten des Stadtbürgermeisters: "Angesichts der klaren Entscheidung im Haupt- und Finanzauschuss ist es unüblich, eine weitere Entscheidung im Stadtrat anzustreben."

Meinung

Kein guter Stil

Dass Wolfgang Jenssen durchaus zu Alleingängen neigt und sich dafür schon gelegentlich ein "blutige Nase" eingehandelt hat, ist bekannt. Aber wie er sich in das Thema "Museumsübernahme" verbissen hat und dabei auch demokratische Spielregeln über den Haufen wirft, lässt entweder auf eine gewisse Realitätsferne des Stadtbürgermeisters schließen - oder er hat anderes im Sinn. Glaubt er denn wirklich, in der nächsten Stadtrats-Sitzung die bereits geschlossene Ablehnungs-Front durchbrechen zu können? So blauäugig kann er als erfahrener Polit-Profi wirklich nicht sein. Oder hat sein Vorgehen etwas mit dem seit einiger Zeit von "atmosphärischen Störungen" geprägten Verhältnis zu Werner Klöckner zu tun? Hoffentlich nicht. Es ist jedenfalls kein guter Stil, dass Jenssen trotz des deutlichen Vetos des Ausschusses das Thema erneut auf die Tagesordnung bringt. Der Stadt bringt eine Diskussion, deren Ausgang bereits bekannt ist, nichts. s.sartoris@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort