Alles erhalten - so lange wie möglich Betreuungsangebot soll erweitert werden

Der Verbandsgemeinde-Rat Daun hat sich mit den Folgen der Neustrukturierung des Schulsystems im Land befasst. Informiert und beraten wurde über die Ergebnisse der Schulentwicklungsplanung.

 Das „Sorgenkind“ in der Schullandschaft in der Verbandsgemeinde Daun: die Grund- und Hauptschule in Niederstadtfeld. TV-Foto: Stephan Sartoris

Das „Sorgenkind“ in der Schullandschaft in der Verbandsgemeinde Daun: die Grund- und Hauptschule in Niederstadtfeld. TV-Foto: Stephan Sartoris

Daun. Die Neustrukturierung des Schulsystems in Rheinland-Pfalz zwingt auch die Verbandsgemeinden, sich intensiv mit der künftigen Ausgestaltung der Schullandschaft zu befassen. Das hat auch der Rat der Verbandsgemeinde (VG) Daun in seiner jüngsten Sitzung ausführlich getan. Die VG ist Trägerin von sieben Grund- und zwei Hauptschulen sowie einer Regionalen Schule.

Mit deren Zukunft hatte sich Wolf Krämer-Mondeau (Projektgruppe Bildung und Region) im Auftrag der VG befasst und stellte die wichtigsten Ergebnisse des Schulentwicklungsplans vor. Er wies schon zu Beginn seiner Ausführungen darauf hin, dass er "nicht nur gute Nachrichten" zu überbringen habe.

Unterschiedliche Situationen in der Verbandsgemeinde



Der demografische Wandel macht natürlich auch in der VG Daun nicht halt. So sinkt die Zahl der künftigen Eltern (insbesondere Personen um oder unter 30 Jahren) laut Krämer-Mondeau "mit Nachdruck". Die Folgen für die Schullandschaft: Vor sechs Jahren gab es rund 1300 Grundschüler, nun sind es schon weniger als 1000, und in sechs Jahren nur noch rund 780. Die Zahl der Einschulungen wird dann von mehr als 300 Kindern auf unter 170 gesunken sein. In der VG Daun stellt sich die Lage unterschiedlich dar. Im Grundschulbereich braucht die VG laut Krämer-Mondeau in Daun, Dockweiler und Mehren "nicht einzugreifen", das gilt auch für Gillenfeld. Das große "Sorgenkind" ist Niederstadtfeld. Krämer-Mondeaus Einschätzung: Er sehe für die Grundschule eine "schlechte Perspektive", und auch für die Hauptschule habe er große "zahlenmäßige Bedenken": "In der Frage Niederstadtfeld liegt eine große Brisanz."

Grundsätzlich aber wird im Schulentwicklungsplan empfohlen, dass bei den Grundschulen die Standorte "so lange wie möglich und vor allem sinnvoll" gehalten werden. Im Bereich der Sekundarschulen (Haupt- und Regionale Schule) seien "zeitnahe Lösungen quälenden Prozessen" vorzuziehen.

In der ausführlichen Diskussion über die Ergebnisse der Schulentwicklungsplanung wurde mehrfach deutlich, wie komplex diese Materie ist und "schmerzhafte Entscheidungen" (Krämer-Mondeau) über kurz oder lang unvermeidlich sind.

Der Bildungsexperte, der landesweit Schulentwicklungspläne aufgestellt hat (und auch vom Kreis damit beauftragt worden ist), wurde mehrfach von den Ratsmitgliedern um seine Einschätzung gebeten, den "Stein der Weisen" hatte aber auch er nicht zu bieten. Bürgermeister Werner Klöckner erinnerte die Ratsmitglieder mehrfach daran, dass mit den Beschlüssen (siehe eigener Bericht) noch keine verbindlichen Standort-Festlegungen getroffen würden, denn "so weit sind wir noch gar nicht." Vielmehr gehe es zum derzeitigen Zeitpunkt um eine "strategische Ausrichtung". Daun. (sts) In der Sitzung des Verbandsgemeinderats wurden mit großer Mehrheit (zwei Gegenstimmen gab es aus der SPD-Fraktion) grundsätzliche Beschlüsse zur Entwicklung der Schullandschaft gefasst:

So wurde festgestellt, dass für die Grundschulen kein aktueller Entscheidungs-, aber zukünftiger Handlungsbedarf besteht. Die Verwaltung wurde beauftragt, im Hinblick auf die stark rückläufigen Schülerzahlen eine perspektivische Lösung für den Raum "Einzugsbereich Hauptschule Niederstadtfeld" gemeinsam mit der Aufsichts- und Dienstleitungsdirektion (ADD) zu erarbeiten.

Für den Standort Daun einer zukünftigen Realschule plus hält die VG an der Forderung zur Errichtung einer Fachoberschule fest. Der Landesgesetzgeber wird aufgefordert, dies auch in der Trägerschaft einer VG oder in der Form einer zweigeteilten Trägerschaft (VG/Kreis) zu ermöglichen.

Für die Errichtung einer Realschule plus in Daun ist ein Zusammenschluss von Haupt- und Realschule Voraussetzung. Die Verwaltung wurde beauftragt, Gespräche mit der ADD und hinsichtlich der Trägerschaft mit dem Kreis Vulkaneifel (Träger der Realschule) zu führen. Die VG bekräftigt ihr Interesse an der Trägerschaft. Eine zügige Errichtung der Realschule plus wird unterstützt.

Die VG will am Schulstandort Niederstadtfeld ein Angebot über die Grundschule hinaus aufrechterhalten. Der Vorschlag der Grund- und Hauptschule Niederstadtfeld (als Außenstelle der künftigen Realschule plus in Daun) einer verpflichtenden Ganztagsschule und einer Ganztagsschule in Angebotsform für die Klassenstufen 5 bis 7 wird unterstützt.

Für die zukünftige Realschule plus in Gillenfeld steht die Schulträgerschaft der VG außer Frage. Eine Kooperation mit der künftigen Realschule plus Manderscheid wird bei Bedarf unterstützt, wobei Verlauf und Ergebnis offen sind.

Der VG-Rat hat nicht nur über die Schulentwicklung gesprochen, sondern sich auch mit der Ausweitung des Betreuungsangebots befasst. So wurde der Errichtung der Ganztagsgrundschule an der Grund- und Regionalen Schule Gillenfeld zum Schuljahr 2009/10 sowie der Ausweitung des Betreuungsangebots der Grundschule Dockweiler zugestimmt.

Meinung

Keine Garantie für die Ewigkeit

Die VG Daun hat ihre Eckpfeiler für eine künftige Schullandschaft festgelegt und dabei keinen Zweifel daran gelassen, dass sie keine Trägerschaft abgeben will. Das ist legitim, geht es beispielsweise im Fall Niederstadtfeld nicht "nur" um eine Schule, denn es geht auch um ländliche Infrastruktur, zu der auch ein vernünftiges Bildungsangebot gehört. Naiv sind die Ratsmitglieder aber nicht: Sie wissen, dass es keine Bestandsgarantie auf ewig für Niederstadtfeld geben kann. Trotz aller Lösungsvorschläge wird man angesichts rückläufiger Schülerzahlen um eine Entscheidung über die Zukunft nicht herum kommen. Es ist ja nicht allein an der VG Daun, sich zu rüsten für die neue Schullandschaft, denn bei diesem Thema spielen Verbandsgemeinde- und teilweise auch Kreisgrenzen keine Rolle mehr. So hat der Kreis Cochem-Zell schon begehrliche Blicke auf Schüler im Kreis Vulkaneifel geworfen. Wenn es um die Planungen für den gesamten Kreis Vulkaneifel gehen wird, dann muss vor allem Vernunft regieren. Kirchturm-Denken oder parteipolitische Spielchen, die auf den Rücken der heutigen und künftigen Schulkinder ausgetragen werden: Das darf nicht passieren. s.sartoris@volksfreund.de

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