Alles in den Brubbel-Topf

WALLENBORN. Viele Jahre wurde diskutiert, nun hat die Gemeinde Wallenborn Ernst gemacht: Wer das Wahrzeichen des Orts, den "Wallenden Born", aus der Nähe betrachten will, muss seit 1. April zahlen. Die Einnahmen sollen komplett wieder in die Fremdenverkehrs-Infrastruktur investiert werden.

 Ein Publikumsmagnet, dessen Unterhaltung aber für das Dorf nicht leicht ist: Bis zu 60 000 Besucher kommen jährlich nach Wallenborn, um das Naturschauspiel des Brubbels zu erleben. Dafür erhebt die Gemeinde seit kurzem Eintritt und hat ein Kassenhäuschen aufstellen lassen.Foto: Stephan Sartoris

Ein Publikumsmagnet, dessen Unterhaltung aber für das Dorf nicht leicht ist: Bis zu 60 000 Besucher kommen jährlich nach Wallenborn, um das Naturschauspiel des Brubbels zu erleben. Dafür erhebt die Gemeinde seit kurzem Eintritt und hat ein Kassenhäuschen aufstellen lassen.Foto: Stephan Sartoris

Auf den ersten Blick hat sich am Wallenborner "Brubbel" wenig geändert. Obwohl seit 1. April dort Eintritt erhoben wird, gibt es keinen hohen Zaun, der den Blick auf das Wahrzeichen des Orts verwehrt. "So etwas kam für uns nicht in Frage", sagt Ortsbürgermeisterin Madlene Steffes. Wer nicht zahlen will, kann das Naturschauspiel trotzdem beobachten, allerdings nicht mehr aus der unmittelbaren Nähe. Auffällig ist hingegen das Kassenhäuschen, das die Gemeinde geliehen und zunächst einmal als Provisorium dient. In einigen Wochen soll es ein "richtiges" Kassenhäuschen geben, und künftig sollen dort auch Souvenirs wie Postkarten oder T-Shirts verkauft werden. "So etwas wird immer wieder nachgefragt", berichtet Madlene Steffes. Ihre bisherigen Erfahrungen mit dem Eintritt: "95 Prozent der Gäste akzeptieren es, der Rest ist skeptisch, aber die Kritik ist insgesamt bislang sehr verhalten ausgefallen."Ein Euro für Brubbels Unterhalt

Viele Jahre wurde im Rat der 500-Einwohner-Gemeinde darüber diskutiert, wie die Kosten für die Unterhaltung des Brubbels - zumindest teilweise - wieder reingeholt werden könnten. Zu einer Entscheidung über dieses heikle Thema kam es aber lange nicht, erst im vergangenen Jahr wurde es spruchreif. Verschiedene Varianten wurden diskutiert. Ergebnis: Seit 1. April zahlen Besucher (ab 14 Jahre) einen Euro Eintritt, darin inbegriffen ist eine detaillierte, sehr anschauliche Broschüre über den Brubbel und die nähere Umgebung. Für Busse wird eine Pauschale von 30 Euro erhoben. "Würden wir im Geld schwimmen, wären wir erst gar nicht auf die Idee gekommen, Eintritt zu erheben", erklärt die seit 2004 amtierende Ortsbürgermeisterin. Aber genau das tut Wallenborn nicht, im Gegenteil: In der Gemeindekasse herrscht chronisch Ebbe, und Besserung ist nicht in Sicht. Aber die Unterhaltung des Brubbels, zu dem jährlich bis zu 60 000 Besucher kommen, lastet schwer auf der Gemeinde. Deren Finanzen über den Weg der Eintrittsgelder aufzubessern, kommt aber laut Madlene Steffes nicht in Frage: "Unsere Haltung ist unmissverständlich: Die Einnahmen fließen komplett in einen Brubbel-Topf und werden ausschließlich in die Erhaltung und Stärkung der Fremdenverkehrs-Infrastruktur investiert. " Zu den vordringlichen Investitionen zählt neben dem Kassenhäuschen der Bau einer Toilettenanlage am Brubbel. Gesichert ist bereits (dank RWE-Unterstützung) die Installierung einer Umfeldbeleuchtung des Wallenden Borns. Mittelfristig soll es dort eine Art Tourist-Information geben. Darüber hinaus wartet die Gemeinde auf Zuschüsse zur Einrichtung des Mineralquellen-Wanderwegs mit einem Investitionsvolumen von rund 130 000 Euro. Für Wallenborn ist der Tourismus ein immer noch "zartes Pflänzchen" mit großem Potenzial, stellt die Ortsbürgermeisterin klar: "Wir wollen den Fremdenverkehr, der für uns ein unverzichtbares Standbein ist, nicht ,abwürgen', sondern stärken. Das können wir, weil durch den Eintritt für den Brubbel Geld reinkommt, das zielgerichtet wieder investiert wird."

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