Alles muss raus - auch die Mitarbeiter

Daun/Hillesheim · Die letzte Hoffnung auf eine Gesamtübernahme der Praktiker-Märkte ist dahin. In Hillesheim und Daun ist der 30. November der letzte Arbeitstag für die mehr als 60 Beschäftigten der insolventen Baumarktkette. Sie sollen in eine Transfergesellschaft wechseln.

 Am 30. November ist der letzte Verkaufstag des Praktiker-Baumarktes in Hillesheim und des Extra Bau + Hobby-Marktes in Daun. Mehr als 60 Mitarbeiter stehen vor einer ungewissen Zukunft. TV-Foto: Vladi Nowakowski

Am 30. November ist der letzte Verkaufstag des Praktiker-Baumarktes in Hillesheim und des Extra Bau + Hobby-Marktes in Daun. Mehr als 60 Mitarbeiter stehen vor einer ungewissen Zukunft. TV-Foto: Vladi Nowakowski

Daun/Hillesheim. Der Traum ist aus: Die Eifler Filialen des Praktiker-Konzernes schließen zum Stichtag, dem 30. November. Im Juli meldete der Praktiker-Konzern Insolvenz an, bis Mitte Oktober hofften die Beschäftigten des Baumarktes in Hillesheim und des Extra Bau + Hobby-Marktes in Daun, der ebenfalls zu Praktiker gehört, auf einen Investor, der die insgesamt 51 deutschen Filialen als Paket übernimmt.
Doch eine Übernahme hat nicht stattgefunden. "Nach dem 30. November wechseln die Mitarbeiter in eine Transfergesellschaft, die ihnen 75 Prozent ihres letzten Gehaltes auszahlt", sagt Betriebsrat Dirk Brülls-Vontrohn. Die Gehaltsfortzahlung ist nach Dauer der Betriebszugehörigkeit gestaffelt, die höchste Laufzeit beträgt sechs Monate. Nach deutschem Insolvenzrecht muss eine Betriebsstilllegung erfolgen, nachdem die gesamte Insolvenzmasse veräußert ist. Am 30. November ist dies der Fall, doch bis dahin geht die Hängepartie für die rund 60 Beschäftigten beider Baumärkte weiter: sowohl Dirk Brülls-Vontrohn als auch Nicole Berschweiland, die stellvertretende Marktleiterin des Extra Bau + Hobby-Marktes in Daun, haben erfahren, dass es mehrere private Interessenten für eine Übernahme ihrer Filialen gibt.
"Doch schon wieder erfahren wir rein gar nichts", erzählt Brülls-Vontrohn. "Wir wissen nicht, wer noch mit im Spiel ist." Ein Anruf beim Insolvenzverwalter konnte die Situation nicht klären: "Er sagte lediglich, es würde verhandelt und wir sollten bitte nicht stören", sagt der Betriebsrat. Auch Nicole Bersch weiland hat keine weiteren Informationen: "Verhandlungen laufen über die Konzernzentrale in Hamburg. Davon kriegen wir hier nichts mit." Bisher sei in Daun keine Kündigung ausgesprochen worden, doch es sei klar, dass der 30. November der letzte Verkaufstag sei. Was dann komme, liege im Ungewissen: "Wir sind noch guter Dinge. Je nach Eigeninitiative wechseln unsere Mitarbeiter in die Transfergesellschaft, oder sie treten woanders eine neue Stelle an."
Doch sowohl in Daun als auch in Hillesheim ist man sich bewusst, dass mit dem Schlimmsten zu rechnen sei: "Da wir nicht wissen, wer der neue Eigentümer ist, kann sich auch keiner der Beschäftigten bei ihm bewerben", sagt Dirk Brülls-Vontrohn.
Wenn die Filialen Ende November schließen, seien auch die Menschen weg, die hier gearbeitet haben. "Vielleicht hat der neue Besitzer keinen Bedarf an Mitarbeitern, oder er bringt ein eigenes Team mit. Wir wissen ja noch nicht einmal, ob hier ein Baumarkt entstehen wird", sagt der Betriebsrat. Zurzeit laufe der Ausverkauf der Märkte, inzwischen gibt es auf einige Waren bereits eine Ermäßigung von 70 Prozent. "Doch wir hängen weiterhin in der Luft. Nun erzählt uns der Insolvenzverwalter, dass Mitte November eine Entscheidung zugunsten eines Interessenten fallen soll", sagt Brülls-Vontrohn.
Der Betriebsrat empfindet das Hinhalten der Mitarbeiter als unmenschlich: "Es geht hier um viele Existenzen, und wir werden bis zum allerletzten Augenblick im Unklaren gelassen." nowExtra

Im Praktiker Markt Hillesheim sind zurzeit insgesamt 42 Mitarbeiter beschäftigt, unter ihnen zwei Schwerbehinderte. Extra Bau + Hobby in Daun hat 20 Beschäftigte, darunter sechs in Teilzeit. Beide Filialen schließen zum 30. November, bis dahin soll der Ausverkauf der Ware und der Inneneinrichtung abgewickelt sein. Die Transfergesellschaft, die in Kooperation von Arbeitnehmervertretung, Insolvenzverwaltung und der Agentur für Arbeit entstanden ist, zahlt den etwa 4000 Mitarbeitern in Deutschland nach der Schließung der Märkte 75 Prozent ihres letzten Gehaltes. Gestaffelt ist die Laufzeit nach der Dauer der Betriebszugehörigkeit. Bundesweit haben rund 900 Mitarbeiter Anspruch auf sechs Monate Gehaltsfortzahlung, 2500 erhalten die Leistung für drei oder vier Monate. Rund 600 Beschäftigte bekommen nur drei Monate ihr Gehalt von der Transfergesellschaft. Diese Zeit soll zur weiteren Qualifizierung und Vorbereitung auf den Arbeitsmarkt genutzt werden. Die etwa 3000 geringfügig Beschäftigten haben keinen Anspruch auf Geld. now

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