Alles über das Salmer Platt - Von "Aai" bis "zé innicht"

Salm · Was haben die Einwohner von St. Vith (Ostbelgien) und Salm (Vulkaneifel) gemeinsam? Sie sprechen den gleichen Dialekt. Das ist eines der Ergebnisse, die Albert Gehlen bei den Recherchen für sein Buch über das Salmer Platt entdeckt hat. "Aai" heißt Ei und "zé innicht" meint zuunterst. Auf rund 500 Seiten beschäftigt sich Gehlen mit der Sprache seines Heimatdorfs. Jetzt hat er das Buch vorgestellt.

 Albert Gehlen (61) lebt in München, ist aber in Salm geboren. Er will seinen Dialekt bewahren.TV-Foto: Alwin Ixfeld

Albert Gehlen (61) lebt in München, ist aber in Salm geboren. Er will seinen Dialekt bewahren.TV-Foto: Alwin Ixfeld

Salm. "Dé Sunn schingt schung!" Nein, das ist kein Chinesisch, sondern Salmer Platt und heißt: "Die Sonne scheint schön." Das ist nur eines von vielen Beispielen, die Albert Gehlen in seinem Mundartwörterbuch aufgelistet hat. Aber seine Publikation ist weit mehr als das. "Salmer Platt - Kompendium eines Dialekts des moselfränkischen Sprachraums" heißt sein Nachschlagewerk. Darin belegt Gehlen, dass die verschiedenen Dialekte der Eifel dörfer eng mit der Geschichte der Region zusammenhängen. Die mittelalterlichen Herrschaftsgebiete von Köln, Trier, Manderscheid oder Luxemburg haben die Eifel auch sprachlich aufgeteilt. Bis heute belege das die "g-j-Linie", also die Bereiche, in denen das "G" als "J" wie in "jélleedich" (heiß/glühend) im Salmer Platt ausgesprochen werde, sagt Gehlen.
Der gebürtige Salmer ist Ingenieur für Druckereitechnik und lebt in München. Weil der 61-Jährige die Befürchtung habe, dass die alten Dialekte der Eifel in wenigen Jahrzehnten ausgestorben sein werden, habe er seinen Heimatdialekt in Buchform gebracht. Dazu gehört auch ein umfangreiches Wörterbuch "Salmer Platt - Deutsch und umgekehrt". Mit dabei ist überdies eine CD, auf der neben Hörbeispielen auch ergänzende Texte zu finden sind. "Es macht ja sonst keiner", begründet Gehlen sein Engagement. Wie lange das Salmer Platt noch überlebt, "mérr wehs étt nétt" (man weiß es nicht). Dabei zeige sich der Dialekt auch anpassungsfähig und habe bereits neudeutsche Begriffe wie "downloaden" als "érohwenlòden" (herunterladen) eingebaut. Der Sprachwissenschaftler Nikolaus Himmelmann von der Universität Köln hofft, dass Gehlens Buch viele Nachahmer findet. Denn das Verschwinden der mündlich überlieferten Dialekte sei auch ein Verlust für "die lokale Kulturtradition", schreibt Himmelmann in seinem Vorwort. Gehlens Sammelwerk über das Salmer Platt ist der Versuch, den Dialekt zu bewahren, bevor es heißt "dann war die Zeit vorbei" oder "duh wòr dé Zèit érumm!" AIX
Extra

Unbedarften Eifel-Wanderern rät Albert Gehlen in seinem Buch, sich an Wege zu halten, denn sonst könnten sie zu hören bekommen: "Muh\\'dihr má mátzen duhr¨ch\\'étt Stéck lohfen? Hàud\\'òhw\\'élò!" ("Müsst ihr mir mitten durch den Acker laufen? Haut ab da!") Das Buch mit CD über das Salmer Platt ist bei der Ortsgemeinde Salm erhältlich oder direkt bei: Verlag und Versandbuchhandlung Albert Gehlen, Margaretenplatz 8, 81373 München, Telefon 089/777223 oder im Internet: www.vlg-gehlen.deAIX

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